Chinas Wirtschaft verliert an Dampf
Peking (dpa) - Chinas Wirtschaft verliert an Schwung. Die Stimmung in den Chefetagen chinesischer Unternehmen verschlechtert sich weiter, wie neue Umfragen am Dienstag zeigten.
Unter dem langsameren Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt leiden auch asiatische Nachbarländer. Ihre Gewinne aus der erwarteten stärkeren Nachfrage durch den Aufschwung in reichen Industrienationen dürften durch den Rückgang im China-Geschäft wieder zunichtegemacht werden, meinte die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) in Manila in ihrem Jahresausblick.
Die Wirtschaftsleistung in Asien werde 2014 um 6,2 Prozent und 2015 um 6,4 Prozent zulegen, sagte der ADB-Bericht am Dienstag voraus. Im Vorjahr wurden nur 6,1 Prozent Wachstum in Asien erreicht. Für China sagte die Entwicklungsbank 7,5 Prozent für 2014 und 7,4 Prozent für 2015 voraus. Im ersten Quartal dürfte das Milliardenreich allerdings sein selbst gestecktes Wachstumsziel von 7,5 Prozent verpassen.
In den ersten drei Monaten des Jahres schrumpfte die Industrietätigkeit, wie die britische Großbank HSBC berichtete. Der HSBC-Einkaufsmanagerindex (PMI), der vor allem private und kleinere Unternehmen beobachtet, fiel im März den dritten Monat in Folge und sackte von 48,5 im Februar auf 48,0 und damit auf ein Acht-Monats-Tief. Es war der stärkste Rückgang seit mehr als zwei Jahren. Unterhalb der kritischen Grenze von 50 ist von einer abnehmenden Industrietätigkeit auszugehen.
Der offizielle Index des Nationalen Statistikamtes und des chinesischen Logistik- und Einkaufsverbandes, der stärker größere und staatliche Unternehmen verfolgt, stieg dagegen im März erstmals seit November wieder ganz leicht von 50,2 im Vormonat auf 50,3.
Das Statistikamt sprach laut Nachrichtenagentur Xinhua davon, dass sich der Produktionssektor nach dem chinesischen Neujahrsfest Ende Januar und Anfang Februar „stabilisiert“ habe. Doch wiesen Experten der australischen ANZ-Bank darauf hin, dass der Zuwachs im März in der Vergangenheit im Schnitt bei 2,8 Prozentpunkten gelegen habe.
Auch die HSBC-Ökonomen zeichnen ein düsteres Bild. „Die Geschäftsbedingungen haben sich jetzt drei Monate in Folge verschlechtert“, stellte die HSBC-Analyse fest. Die saisonal wegen des Neujahrsfestes angepassten und endgültigen Daten für März „bestätigen die Schwäche der heimischen Nachfragebedingungen“, meinte Ökonom Qu Hongbin.
Das bedeute, dass das Wachstum im ersten Quartal unter das vorgegebene Ziel von 7,5 Prozent für das ganze Jahr fallen werde. Er rechnet mit Konjunkturmaßnahmen: „Wir erwarten, dass Peking seine Politik eher früher als später feinabstimmen wird, um das Wachstum zu stabilisieren.“
Auch die ANZ-Bank glaubt, dass die Regierung die Konjunktur ankurbeln wird. Die Stärke des Aufschwungs hänge von einer Lockerung der Geldpolitik ab. Die ANZ-Experten rechnen nur mit 7,2 Prozent Wachstum im ersten Quartal - nach 7,7 Prozent im letzten Quartal des vergangenen Jahres. 2012 und 2013 war Chinas Wirtschaft mit 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr so langsam wie zuletzt Ende der 90er Jahre gewachsen.