Clariant kauft Traditionskonzern Süd-Chemie

München/Muttenz (dpa) - Milliardenübernahme in der Chemiebranche: Der Münchner Traditionskonzern Süd-Chemie wird von dem Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant übernommen.

Clariant teilte am Mittwoch in Muttenz bei Basel mit, man habe sich mit den Großaktionären der Süd-Chemie auf die Übernahme von mehr als 95 Prozent der Anteile geeinigt. Der Kauf muss aber noch von den Wettbewerbsbehörden genehmigt werden. Clariant geht damit nach jahrelanger Schrumpfkur wieder auf Expansionskurs und schreibt wieder Gewinne.

Der 1857 gegründete Süd-Chemie-Konzern erzielt mit weltweit rund 6500 Mitarbeitern einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro. Neben der Zentrale in München hat das Unternehmen seine deutschen Standorte in Heufeld und Moosburg in Oberbayern sowie im nordrhein-westfälischen Wülfrath. Süd-Chemie hofft darauf, dass alle Arbeitsplätze erhalten bleiben. „Der Deal lebt nicht von Synergien“, sagte ein Firmensprecher. Für Clariant sei Süd-Chemie eine Erweiterung des eigenen Angebots. „Eine Bündelung von Produkten und Standorten wird es nicht geben.“

Süd-Chemie stellt unter anderem Gießerei-Chemikalien, Spezialharze, Batteriekomponenten, Katalysatoren und Schutzverpackungen her. Mit so genannten Adsorbentien beliefert das Unternehmen unter anderem die Lebensmittelindustrie, die die Feuchtigskeitsbinder unter anderem zur Bleichung von Speiseöl nutzt. In der Pharmaindustrie werden sie eingesetzt, um Tabletten länger haltbar zu machen.

Mehrheitlich ist Süd-Chemie im Besitz des Finanzinvestors One Equity Partners (OEP), der sich bereits seit dem vergangenen Jahr nach einem Käufer umgesehen hat. Der Investor soll 121 Euro pro Aktie erhalten. Eine Gruppe um die Gründerfamilie und ehemalige Manager will ihren Anteil von rund 46 Prozent an Süd-Chemie in Aktien von Clariant wandeln. Insgesamt beläuft sich die Transaktion auf 2 Milliarden Euro oder 2,5 Milliarden Franken.

Im vergangenen Jahr hat Süd-Chemie den Umsatz nach vorläufigen Zahlen von 1,1 auf 1,2 Milliarden Euro gesteigert und einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von rund 100 Millionen Euro erzielt. „Ich bin davon überzeugt, dass wir als Teil des Clariant-Konzerns unsere aussichtsreichen Geschäfte erfolgreich weiterverfolgen können“, sagte Vorstandschef Günter von Au. Den Löwenanteil des Umsatzes von mehr als 80 Prozent erzielt Süd-Chemie im Ausland. Dort ist auch ein Großteil des Personals beschäftigt, in Deutschland hat das Unternehmen rund 1700 Mitarbeiter.

Clariant hat seine Restrukturierung, der allein im vergangenen Jahr 1360 von 17 536 Stellen zum Opfer fielen, nach eigener Einschätzung erfolgreich abgeschlossen. Trotz der Stärke der Schweizer Währung stieg der Umsatz 2010 um 8 Prozent auf 7,1 Milliarden Franken. Unter dem Strich stand ein Reingewinn von 191 Millionen Franken nach einem Verlust von 194 Millionen im Vorjahr. Eine Dividende ist aber nicht geplant.