Shell pessimistisch: Energie wird knapp und teuer

Hamburg/London (dpa) - Der Energiehunger von aufstrebenden Ländern wie China und Indien wird nach einer Einschätzung des Shell-Konzerns kaum zu stillen sein und unruhige Zeiten mit sich bringen.

Das Angebot an Energie und Rohstoffen werde mit der massiv steigenden Nachfrage nur schwer Schritt halten können, heißt es in einer am Mittwoch in Hamburg verbreiteten Analyse von hochkarätigen Shell-Experten aus der Londoner Zentrale des Konzerns. Als Folge seien angespannte Märkte und steigende Preise zu erwarten. Der weltweite Energiebedarf könnte im Jahr 2050 nach den Shell-Szenarien dreimal so hoch sein wie im Jahr 2000. Viele Schwellenländer treten mit dem verstärkten Ausbau von Industrie, Städten, Infrastruktur und Transportwesen in die energieintensivste Phase ihrer Wirtschaftsentwicklung.

Die globale Wirtschaftskrise habe die Situation noch einmal verschärft; sie gehe einher mit einer geopolitischen und wirtschaftlichen Machtverschiebung von Westen nach Osten. „Künftige Generationen werden das Jahr 2008 möglicherweise als den Wendepunkt ansehen“, heißt es in der Studie. Allein durch alternative Energieträger und eine effizientere Energienutzung lasse sich der erhöhte Bedarf nicht decken. Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage im Jahr 2050 werde ebenso groß sein wie die gesamte Energieerzeugung des Jahres 2000. Als Ausweg empfehlen die Shell-Experten eine Kombination aus Mäßigung der Nachfrage und außerordentlicher Produktionssteigerung.

Die Konzerndenker sehen eine Zeit voller Unsicherheit und Krisen heraufziehen. „In den vergangenen 20 Jahren haben eine umsichtige Politik und stark verbesserte Produktivität dazu beigetragen, dass Volkswirtschaften ohne nennenswerte Inflation wachsen konnten“, heißt es in dem Papier. „Wir glauben jedoch nicht, dass sich diese Kombination aus vernünftiger Politik, guter Praxis und Glück auch künftig fortsetzen wird.“ Auch die ökologischen Belastungen würden steigen. Selbst wenn es gelänge, die Nutzung fossiler Brennstoffe zurückzufahren, liege ein sehr steiniger Weg vor der Menschheit. Es werde zunehmend schwerer, die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre auf einem verantwortungsvollen Maß zu halten.