Daimler holt für E-Bike Partner an seine Seite
Stuttgart (dpa) - Der Autobauer Daimler holt sich beim geplanten Einstieg in den Fahrradmarkt den E-Bike-Hersteller Grace als Partner an seine Seite. Das Elektrofahrrad der Marke Smart werde in enger Zusammenarbeit mit dem Unternehmen aus Biesenthal nördlich von Berlin entwickelt.
Das sagte Smart-Chefin Annette Winkler der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. „Gebaut wird das Fahrrad dann bei Grace.“ Das Pedelec soll im nächsten Jahr auf den Markt kommen, eine seriennahe Version wird auf der Messe Eurobike (31. August bis 3. September) in Friedrichshafen am Bodensee präsentiert.
Das E-Bike sei für Smart kein Werbeartikel, betonte Winkler, sondern ein neues Geschäftsfeld. „Wir legen es insbesondere auch als Transportmittel aus, weshalb Themen wie Beladung, Taschen und Ausstattung ganz wichtig sein werden.“ Potenzial sieht die Managerin vor allem in Europa, Nordamerika und im Mittleren Osten. „Wir werden in unserem Händlernetz dafür auch eine Vertriebs- und Servicekompetenz aufbauen.“
Grace wurde vor einem Jahr, im Juni 2010, gegründet. Mittlerweile arbeiten rund 25 Festangestellte und Freie bei dem Unternehmen, sagte Geschäftsführer Michael Hecken am Montag der dpa. Die Zentrale ist in Biesenthal. Die Entwicklung, der Bau der Prototypen, Service, Marketing und Vertrieb sind in Berlin angesiedelt. Die Grace-Elektroräder kosten mindestens 3900 Euro. Angaben zum Umsatz und zur Zahl der produzierten Räder machte Hecken nicht.
Daimler denkt neben den Fahrrädern derzeit auch über einen Elektroroller nach. „Beim E-Scooter ist noch keine Entscheidung gefallen“, sagte Winkler. „Ich gehe allerdings davon aus, dass wir uns in den nächsten zwei, drei Monaten festlegen werden und gegebenenfalls auch dieses Projekt mit einem Partner machen würden.“
Der Einstieg in den Fahrrad- und möglicherweise auch Rollermarkt ist Teil der Strategie Daimlers, unter der Marke Smart vor allem in Städten verstärkt auch Dienstleistungen rund um das Auto anzubieten. Dabei will Winkler auch das Carsharing-Angebot „Car2Go“ weiter ausbauen. „Wir werden in diesem Jahr noch eine weitere größere europäische Stadt lancieren, außerdem kommt eine in Nordamerika hinzu“, sagte Winkler. „Wir sind bei beiden Städten noch bei der Auswahl.“
Daimler begann „Car2Go“ als Pilotprojekt im Oktober 2008 in Ulm, seit 2010 gibt es die Miet-Smarts auch in Austin im US-Bundesstaat Texas. Im April gingen die Schwaben dann gemeinsam mit dem Partner Europcar in Hamburg an den Start - und damit erstmals in einer Millionenstadt. Insgesamt nutzen derzeit rund 38 000 Kunden die etwa 900 Miet-Smarts in den drei Städten. Im Juni startet „Car2Go“ auch im kanadischen Vancouver, Ende des Jahres in Amsterdam.
„Carsharing wird für die Autobauer ein Stück des Kuchens sein und wir wollen mit Smart ein großes Stück davon abhaben“, sagte Winkler. Aber auch Konkurrenten wie BMW und Volkswagen springen mittlerweile auf den Trend auf.