Daimler und Rolls-Royce wollen für Tognum mehr zahlen

Friedrichshafen/Stuttgart (dpa) - Daimler und Rolls-Royce wollen für die Übernahme des Motorenbauers Tognum tiefer in die Tasche greifen.

Die Bieter informierten das Friedrichshafener Unternehmen zunächst mündlich darüber, dass sie ihr Angebot von 24 Euro pro Aktie gegebenenfalls auf 26 Euro erhöhen wollen, wie der Dieselmotorenhersteller in der Nacht zum Samstag mitteilte. Am Sonntag seien die Unterlagen dann auch schriftlich an Tognum gegangen, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Verhandlungskreisen. Mit der neuen Offerte versuchen Daimler und Rolls-Royce in letzter Minute zu verhindern, dass der Deal platzt.

Der Tognum-Vorstand begrüßte grundsätzlich die Bereitschaft der Bieter, das Angebot zu erhöhen. Ob der Dieselmotorenspezialist aber mit 26 Euro je Aktie zufrieden wäre, blieb auch am Sonntag offen. Vorstand und Aufsichtsrat wollen sich erst äußern, wenn die geänderte Offerte vollständig vorliegt und geprüft wurde. Diese würde Tognum mit gut 3,4 Milliarden Euro statt bisher 3,2 Milliarden Euro bewerten.

„Es ist völlig normal, dass in einer so späten Angebotsphase Gespräche unter den Beteiligten geführt werden“, sagte ein Daimler-Sprecher. Nähere Angaben machte er aber nicht.

Den Bietern bleibt nur noch wenig Zeit, die Übernahme unter Dach und Fach zu bringen. Die Angebotsfrist läuft an diesem Mittwoch (18. Mai) um Mitternacht ab, bis 24 Stunden vorher kann die Offerte geändert werden. Sollte das der Fall sein, würde sich die Angebotsfrist automatisch bis 1. Juni verlängern.

Sowohl die Bieter als auch Tognum hatten in den vergangenen Wochen immer wieder betont, dass die Übernahme aus unternehmerischer Sicht wünschenswert ist. Mit den bisher gebotenen 24 Euro je Aktie beißen Daimler und der britische Motorenbauer aber sowohl bei Vorstand und Aufsichtsrat von Tognum als auch bei den Aktionären auf Granit. Der Preis wird ihrer Ansicht nach nicht der guten Entwicklung und den künftigen Wachstumsaussichten von Tognum gerecht. Das Top-Management und Mitglieder des Aufsichtsrats von Tognum halten selbst rund fünf Prozent der Anteile.

Zuletzt wurden Daimler und Rolls-Royce lediglich 0,02 Prozent des Aktienkapitals angeboten. Hinzu kommt der Anteil von 28,43 Prozent, den Daimler einbringt. Die Briten und die Schwaben wollen das Angebot nur durchziehen, wenn sie mehr als 50 Prozent der Aktien bekommen. Seit die Übernahmepläne Anfang März bekannt wurden, notieren die Tognum-Papiere über dem Angebotspreis - am Freitagabend bei gut 26 Euro.

Daimler und Rolls-Royce wollen Tognum zu einem weltweiten Marktführer für Industriemotoren machen. Das Unternehmen gehörte bis Ende 2005 zu Daimler, damals unter dem Namen MTU Friedrichshafen. Dann verkaufte der damalige Konzernchef Jürgen Schrempp den Spezialisten für Motoren etwa für Frachtschiffe, Yachten, Züge oder Panzer an den schwedischen Finanzinvestor EQT. Nach dem Börsengang stieg Daimler 2008 wieder bei Tognum ein.