DB-Konkurrenz spürt Streik kaum

Nur vereinzelt fielen am Freitag Züge bei den Privaten aus. Die Deutsche Bahn meldete überall Verspätungen.

Berlin. Der Lokführer-Warnstreik am Freitag hat die sechs großen Bahn-Konkurrenten erneut weitaus weniger getroffen als den DB-Konzern selbst. Das ergab eine Umfrage bei den sechs bedeutendsten Wettbewerbern der Deutschen Bahn (DB).

Demnach gab es bei Abellio (Essen) gar keine Beeinträchtigungen. „Wir werden nicht bestreikt, unsere Lokführer wollen einfach nicht“, sagte Sprecher Peter Werz. Die Stimmung im Unternehmen sei gut, da nahezu auf dem Niveau des DB-Verdienstes gezahlt werde.

Die Hessische Landesbahn meldete nur vereinzelte Ausfälle, etwa im Wetterau-Netz oder auf den Strecken von Limburg nach Wiesbaden. „Wir weichen nicht weit ab vom Fahrplan, das ist wirklich gering“, sagte Sprecherin Susanne von Weyhe.

Das Unternehmen Keolis (Berlin) berichtete, dass etwa jede fünfte Verbindung nicht zustande gekommen sei. Für diesen Ausfall hätten etwa zehn Prozent der Lokführer gesorgt, die dem Aufruf zum Ausstand gefolgt seien.

Der DB-Wettbewerber Arriva (Niederbayern) verwies auf sein Tochterunternehmen Ostdeutsche Eisenbahn ODEG, dessen Züge laut Mitteilung in Süd-Mecklenburg und der Lausitz planmäßig verkehrten. Lediglich auf den Linien in Richtung Frankfurt (Oder) sei ein „Ausfall einzelner Züge“ gemeldet worden, teilte die ODEG mit.

Auch die Veolia (Berlin) konnte nicht gebündelt über ihre regionalen Tochterfirmen informieren. Das größte Unternehmen unter dem Veolia-Dach, die Nord-West-Bahn, meldete keine Ausfälle. Anders schaute es bei der zweitgrößten Veolia-Tochter aus, der Nord-Ostsee-Bahn (NOB). Dort legte der Warnstreik alles lahm, wie Sprecherin Christiane Lage sagte.

NOB-Geschäftsführer Andreas Winter kritisierte die Aktion: „Wir halten den erneuten Warnstreik für absolut unnötig, denn wir haben die GDL bereits mehrfach zu Verhandlungen eingeladen — bis jetzt haben wir nur Absagen erhalten“, sagte er.

Beim sechsten großen DB-Konkurrenten Benex (Hamburg) habe es starke Einschränkungen nur „sehr punktuell“ gegeben. Benex-Sprecher Christoph Kreienbaum informierte auch im Auftrag aller sechs großen DB-Konkurrenten (G6): Die Auswirkungen bei der DB seien weitaus größer gewesen. Die GDL wolle Forderungen durchdrücken, „indem sie die Fahrgäste in Geiselhaft nimmt“, kritisierte Kreienbaum.

Die GDL kämpft in dem Tarifstreit vor allem für flächendeckende Tarifstandards auf dem Niveau der DB. Davon würden vor allem die Lokführer bei der DB-Konkurrenz profitieren, die weniger verdienen.

Die DB selber meldete flächendeckend Zugausfälle und Verspätungen. Der staatseigene Konzern kritisierte, dass allen voran die DB vom Warnstreik getroffen worden sei — obwohl ausgerechnet sie die Messlatte für die Bezahlung der Lokführer lege. In einer Mitteilung nannte die DB den GDL-Warnstreik „überflüssige Machtdemonstration“ und „Irrfahrt“.

Die G6 sprach von einer Aktion auf dem Rücken der Fahrgäste: Das DB-Verdienstniveau eins zu eins auf die gesamte Branche zu übertragen sei unfair. „Unterschiede in den Tätigkeiten von Lokomotivführern im Fernverkehr einerseits und im Nahverkehr andererseits müssen sich im Entgelt widerspiegeln.“