Degi Europa: Anleger bangen um ihr Geld
Der 1,3 Milliarden Euro schwere, offene Immobilienfonds wird aufgelöst. Was die Kunden wissen sollten.
Frankfurt. Inmitten vieler Erfolgsnachrichten meldet sich die Krise zurück: Ein offener Immobilienfonds mit einem Volumen von 1,3 Milliarden Euro muss aufgelöst werden, weil er nicht über genügend Barmittel verfügt. 90000 Anleger bangen um ihr Geld.
Betroffen ist der Degi Europa, der lange Zeit als erfolgreicher Klassiker unter den offenen Immobilienfonds galt. Über den gesamten Zeitraum von 1972 bis Ende September 2010 erzielte er eine jährliche Rendite von im Schnitt 5,1 Prozent, musste zuletzt aber massive Verluste verkraften.
Kann ein offener Immobilienfonds nicht mehr alle Rücknahmewünsche erfüllen, muss er laut Gesetz schließen. Dann hat er bis zu zwei Jahre Zeit, Gebäude zu verkaufen oder neue Mittel einzusammeln, um wieder zu öffnen. Gelingt dies nicht, muss der Fonds aufgelöst werden. Das ist bei dem Degi-Fonds der Fall. Die Anleger erhalten, was noch übrig geblieben ist.
Die Kapitalanlagegesellschaft Aberdeen Immobilien, die den Fonds verwaltet, plant halbjährlich Rückzahlungen. Die Immobilien im Portfolio sollen innerhalb der gesetzlichen Frist bis Ende September 2013 verkauft werden. So soll Geld für die Auszahlung eingenommen werden. Die Frist ist so lang, damit nicht aus Not heraus zu Niedrigpreisen verkauft werden muss. Die Fondsgesellschaft hat eine gebührenfreie Service-Nummer geschaltet: 0800 2132444, montags bis freitags 9 bis 18 Uhr.
Alle Anlegergruppen erhalten die gleiche Auszahlungsquote. Die erste Tranche soll im Januar 2011 ausgeschüttet werden. Der Umfang der Rückzahlungen richtet sich jeweils nach der aus den Verkäufen erzielten Liquidität.
Das ändert sich börsentäglich. Derzeit beläuft sich der Rücknahmepreis pro Anteil laut Aberdeen auf 48,59 Euro. Dieser Wert ist mit der Zahl der Anteilsscheine im Depot zu multiplizieren, um auf die Summe des eigenen Investments zu kommen.
Anleger müssen nicht auf die Rückzahlung warten. "Sie können ihre Anteile auch an der Börse verkaufen", sagt Niels Nauhauser, Experte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Gehandelt werden Anteile am Degi-Europa-Fonds an mehreren Börsenplätzen. Nauhauser: "Es gab aber zuletzt große Abschläge auf den Kurs. Da ist die Frage: Nehme ich den Abschlag in Kauf oder bleibe ich investiert und warte auf das Angebot der Gesellschaft?"
Die Bundesregierung will dafür sorgen, dass offene Immobilienfonds nicht mehr so leicht wie bisher vor massiven Rückforderungen stehen können. Dazu sollen Anleger maximal 5000 Euro pro Monat aus einem der Fonds abziehen können. Für alle Beträge darüber soll eine zweijährige Mindesthaltedauer bestehen. Mit dem Inkrafttreten der Gesetzesinitiative wird im März 2011 gerechnet.