Telekom-Prozess: Ricke weist Spitzelvorwurf zurück

Der frühere Vorstandschef stand als Zeuge vor Gericht. Er will von nichts gewusst haben.

Bonn. Kai-Uwe Ricke (48) war nie ein Vorstandschef vom Typ Sonnenkönig, und als Konzernchef außer Dienst tritt er erst recht nicht so auf.

Er betritt das Landgericht Bonn am Freitag wie jeder Besucher durch die Sicherheitsschleuse, lässt seine abgewetzte Tasche durchsuchen und gibt das Handy ab. Augenblicke später steht der große, hagere Mann im Gerichtssaal. "Morgen", sagt er kurz.

Er ist als Zeuge erschienen, nicht als Angeklagter, wie es Oberstaatsanwalt Fred Apostel gern gesehen hätte. Aber Apostel hat keine Beweise dafür, dass Ricke in seiner Zeit als Telekom-Chef selbst die Bespitzelung von Aufsichtsräten und Journalisten in Auftrag gegeben hat.

Auf der Anklagebank sitzt jetzt nur noch ein Mann. Der wirkt wie ein gewissenhafter Beamter und war auch lange einer. Dann stieg er zu einem der Chefs der Konzernsicherheit bei der Telekom auf. Er hat zugegeben, den Auftrag zur Abgleichung von Telefonverbindungsdaten von Aufsichtsräten, Betriebsräten und Journalisten erteilt zu haben.

Im Grunde dreht sich alles nur um eins: Hat Ricke die Bespitzelung nicht doch in Auftrag gegeben, vielleicht nicht ausdrücklich, aber doch zumindest in Andeutungen? Kann es wirklich sein, dass er von all dem nichts wusste? Und dass der Hauptangeklagte Klaus T., der den Vorsitzenden offenbar bewunderte, allein handelte?

Ricke gab der Abteilung Konzernsicherheit 2005 den Auftrag, herauszufinden, wer aus der Konzernspitze immer wieder vertrauliche Informationen an die Presse weitergab. Er betont: "Ich habe zu keinem Zeitpunkt von illegalen Methoden gewusst, noch hätte ich sie geduldet."

Der Vorsitzende Richter Klaus Reinhoff ist betont höflich - aber stellt dann doch Fragen wie: "Was haben Sie denn eigentlich gedacht, was die Konzernsicherheit macht, um Ihren Auftrag zu erfüllen?" Rickes zögerliche Antwort: "Ich habe mir ehrlich gesagt über die Methoden nicht wirklich Gedanken gemacht. Ich bin nicht der Spezialist für dieses Thema."

Ricke redet danach noch drei Stunden weiter, aber im Grunde sagt er nur, dass er von nichts gewusst haben will. Richter Reinhoff gibt seiner Verwunderung Ausdruck mit Formulierungen wie: "Man fragt sich doch einfach als Normaldenkender..." oder "Ich neige dazu, darzulegen, was mich wundert."

Und er wundert sich oft. Vor allem darüber, dass Ricke dem Thema einerseits hohe Priorität eingeräumt, von den Details aber nichts gewusst haben will. Ricke meint, er hätte misstrauischer sein müssen. Aber: "Im Nachhinein ist man immer klüger."

In einem Punkt aber zollt der Richter ihm ausdrücklich Respekt: Ricke hat sich dem Verhör unterzogen. "Es gibt einen, der ist nicht gekommen." Damit meint Reinhoff den ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden, Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel. Der hatte die Aussage verweigert.