Der Geisterbahnhof unter dem Berliner Flughafen

Die Bahn muss die fertige Anlage für monatlich rund zwei Millionen Euro instandhalten.

Schönefeld. Nach einem kalten Luftzug aus dem dunklen Tunnel fährt ein Zug in den Geisterbahnhof. Kein Passagier steigt aus, keiner ein. Als die leere S-Bahn wieder abfährt, bleibt der Bahnsteig verwaist. Die Atmosphäre im Kellergeschoss des Pannenflughafens in Schönefeld ist gespenstisch. Der Bahnhof ist fertig, die Fahrkartenautomaten funktionieren — und doch benutzt sie kein Passagier.

Erst wenn die Brandschutzprobleme am Hauptstadtflughafen gelöst sind, dürfen hier Reisende einfahren. Bis dahin verschlingt der Geisterbahnhof vor allem eine Menge Geld. Bei Bauherr Peter Schulze schwingt trotzdem ein wenig Stolz in der Stimme mit. Der Bahnhof sei termingerecht fertig geworden, betont er. Und vor allem: „Alles, was mit dem Brandschutz zu tun hat, ist vollständig in Betrieb.“ Glücklicherweise funktioniere die Entrauchung unabhängig von der Anlage im Terminal, wegen der die Eröffnung des Flughafens immer wieder verschoben werden musste.

Weniger zufrieden ist die Bahn mit den enormen Kosten, die der leere Bahnhof mit seinen sechs Gleisen mit sich bringt. Weil die Brandmeldeanlage „oben“ im Flughafen nicht funktioniert, dürfen keine Fahrgäste in den Tunnel. „So eine Bahnstrecke muss aber trotzdem bewegt werden“, erläutert Schulze. Deshalb rollen jeden Tag mehrere S-Bahnen durch den kilometerlangen Tunnel.

Auch der Luftaustausch im Tunnel sei wichtig. „Die Bahn hat ja noch keine Erfahrung mit Eisenbahntunneln, die fertig sind und nicht genutzt werden“, sagt Schulze. Leerfahrten seien zudem die einzige Chance, Fehler vor Ende der Gewährleistungsfrist aufzudecken. Rund zwei Millionen Euro soll das die Bahn im Monat kosten.

636 Millionen Euro hat der Bahnhof und die Anbindung gekostet. Zum ersten Mal liegen Bahnsteige direkt unter einem Flughafen-Terminal. Im Gegensatz zu Frankfurt, München und anderen Flughafen-Bahnhöfen bedeute das kurze Wege. „Wenn Sie an der richtigen Tür aussteigen, sind es vom Zug bis zum Check-In nur 50 Meter“, erzählt der Konzernbevollmächtigte Ingulf Leuschel. Lokführer Klaus Rühmann hat die kurze Strecke schon getestet. „Bis vor einem halben Jahr konnte man noch hoch und einfach mal ins Terminal schauen, wie da gebaut oder nicht mehr gebaut wurde.“ Inzwischen schirme sich der Flughafen gegen neugierige Blicke ab. Die Fluchttreppen zum Terminal sind verschlossen.