Obermanns Zukunft in Holland

Der Noch-Telekomchef übernimmt ab 2014 die Führung des Utrechter Kabelunternehmens Ziggo.

Bonn/Utrecht. In Deutschland waren die Kabelnetzbetreiber seine Gegenspieler. Oft hat der scheidende Telekom-Chef René Obermann über sie geschimpft. Kaum reguliert und mit preisaggressiven Angeboten haben sie dem Branchenprimus beim schnellen Internet das Wasser abgegraben. Und jetzt wechselt Obermann ausgerechnet an die Spitze eines Kabelunternehmens: Ziggo in Utrecht. Ab 2014 soll Obermann das niederländische Unternehmen weiter voranbringen.

Über die berufliche Zukunft des 50-jährigen Topmanagers war seit der Ankündigung seines Rückzugs viel spekuliert worden. Doch Obermann, der aus Krefeld stammt, behielt seine Pläne unter Verschluss. Nun ließ sein künftiger Arbeitgeber die Katze aus dem Sack. Dass es ausgerechnet Ziggo gelang, einen Großen der Branche zu angeln, hat vermutlich mit der Strategie der Firma zu tun. Er wolle wieder stärker im operativen Geschäft tätig und näher am Kunden sein, bekannte Obermann Ende Dezember.

Ziggo scheint seine Anforderungen zu erfüllen: Das Unternehmen will sich von einem Kabelbetreiber zu einem Anbieter für Medien und Unterhaltungsangebote entwickeln. „Vergessen Sie Kabel und Technologie: Es geht nur darum, unseren Kunden für Geld das Beste zu liefern“, schrieb der aktuelle Ziggo-Chef Bernard Dijkhuizen im Geschäftsbericht 2012. Worte, die auch Obermann über die Lippen gehen könnten.

Sein Rückzug bei der Telekom ist ein ungewöhnlicher Schritt. Noch einmal unten anfangen, in einem kleinen Unternehmen, sich im Alltagsgeschäft aufreiben? Für einen, der schon ganz oben stand, einflussreich und mächtig war und ein Jahresgehalt von mehreren Millionen Euro kassierte? Kaum vorstellbar und doch wahr: Obermann, seit Mitte 2010 mit der ZDF-Moderatorin Maybrit Illner verheiratet, gehört nicht zu den gradlinigen Managern. Vor vielen Jahren hatte er nach einer Lehre zum Industriekaufmann bei BMW als 23-Jähriger sein Studium der Volkswirtschaftslehre in Münster einfach geschmissen und ein Unternehmen gegründet — die ABC Telekom.

Das erfolgreiche kleine Mobilfunkunternehmen wurde später von Hutchison Whampoa aufgekauft. Die Firma leitete Obermann vier Jahre, dann wurde er 1998 von der Telekom abgeworben. 2006 wurde er Vorstandschef.

Obermann trimmte den Konzern auf neue Wachstumsfelder und zuletzt gelang es ihm, das größte Sorgenkind, die US-Mobilfunktochter in eine Fusion zu führen.