Der Glanz von Gold verblasst
Die Preise sinken. Das Edelmetall könnte den Nimbus als „sicherer Hafen“ verlieren.
Frankfurt. Gold als Krisenschutz — das war einmal. Lange Zeit war das Edelmetall bei Anlegern heiß begehrt — doch jetzt verhält sich das Edelmetall nicht mehr wie ein „sicherer Hafen“, sondern eher wie eine riskante Anlageform. Die Preise sinken.
Und das, obwohl die Euro-Krise mit der schwierigen Lage in Griechenland stärker denn je aufgeflammt ist.
Das ist überraschend: Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 konnte man sich darauf verlassen, dass Gold beständig im Wert steigt. So hat sich der Goldpreis seit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers mehr als verdoppelt. Bis Anfang 2012 stieg er innerhalb von dreieinhalb Jahren um 60 Prozent auf 1920 Dollar.
Doch die Trendwende hat eingesetzt: Allein seit Wochenbeginn hat das Edelmetall 60 Dollar oder dreieinhalb Prozent an Wert verloren. Aktuell kostet eine Feinunze (31 Gramm) 1580 Dollar — so wenig wie seit vier Monaten nicht mehr. Warum dieser Sinkflug?
Experten können zwar einige Faktoren benennen, warum Gold seinen Status als Krisenschutz zusehends einbüßt. „Einen zentralen und richtig überzeugenden Grund gibt es aber nicht“, räumt Carsten Fritsch, Rohstoffexperte der Commerzbank, ein.
Dennoch gibt es wichtige Ursachen, warum Gold in der Anlegergunst sinkt. So hat der Dollar spürbar an Wert gewonnen. Für viele Anleger verteuert eine feste US-Währung die Anschaffung von Gold, weil das Edelmetall traditionell in Dollar gehandelt wird. Das drückt die Nachfrage und belastet den Goldpreis.
„Darüber hinaus haben die Ölpreise zuletzt deutlich nachgegeben“, sagt Fritsch. Dies mindert die Angst vor noch höheren Benzinpreisen und dämpft Inflationsängste. Und da Gold auch ein Schutz gegen eine steigende Geldentwertung ist, verliert das Edelmetall zusehends an Glanz.
Dass der Goldpreis in den nächsten Wochen weiter nachgibt oder gar einbricht, gilt unter Experten aber als wenig wahrscheinlich. Der wichtigste Grund: die sehr robuste oder sogar stark anziehende Nachfrage nach physischem Gold. Fritsch nennt zum einen Indien, wo Goldschmuck eine historisch große Rolle spielt.
Und natürlich darf die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft China nicht fehlen. So sind die Goldeinfuhren Chinas von Februar auf März drastisch um fast 60 Prozent in die Höhe geschnellt. „Das spricht dagegen, dass der Goldpreis nachhaltig an Boden verliert.“