Rhetorik der Top-Manager: Medien-Professor gibt Dax-Chefs schlechte Noten
Uni Hohenheim analysiert Reden der Top-Manager auf den Jahreshauptversammlungen 2012.
Düsseldorf. Top-Manager sind keine Spitzen-Rhetoriker — zumindest, was die Verständlichkeit ihrer Reden anbetrifft. Das ist das Zwischenergebnis einer Untersuchung des Kommunikations-Professors Frank Brettschneider von der Uni Hohenheim.
Er und sein Team untersuchen, wie verständlich sich die 30 deutschen Dax-Wirtschaftsbosse auf ihren Jahreshauptversammlungen ausdrücken.
Brettschneiders ernüchternde Bilanz nach den ersten 15 Reden: „Die Vorstandsvorsitzenden verspielen allesamt die Chance, ihre Botschaften wirksam vor den Aktionären zu platzieren.“
Statt Klartext sprechen die Top-Manager lieber von „Nettofinanzschulden“, „diversifizierten Industriekonzepten“ und „Deinvestitionsprogrammen“.
Für die Auswertung der Reden verwendet Brettschneider eine spezielle Computer-Software, die unter anderem nach Satz-Ungetümen von mehr als 20 Wörtern, Fachbegriffen und Fremdwörtern fahndet.
Zusammen mit weiteren Merkmalen errechnen die Forscher daraus einen Verständlichkeits-Wert von 0 (so schwierig zu verstehen wie eine Doktorarbeit) bis 10 (so verständlich wie Radio-Nachrichten).
Der längste Satz mit insgesamt 51 Wörtern stammt übrigens aus der Rede von Heinrich Hiesinger (ThyssenKrupp): „Die Kombination der großen Investitionen in Amerika mit der völlig unerwarteten Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 hat dazu geführt, dass ThyssenKrupp nunmehr das fünfte Jahr in Folge einen negativen Mittelzufluss, heute meist Cashflow genannt, ausweist und die Nettofinanzschulden damit zwischenzeitlich auf einen Wert von bis zu 6,5 Milliarden Euro gestiegen sind.“
Das bisher beste Ergebnis in Brettschneiders Ranking erzielte Daimler-Chef Dieter Zetsche mit lediglich 6,1 von zehn möglichen Punkten. Mit etwas Abstand folgt VW-Chef Martin Winterkorn mit 5,7 Punkten.
Im Mittelfeld tummeln sich unter anderem Jürgen Großmann (RWE, 5,6 Punkte), Peter Löscher (Siemens, 5,4 Punkte) und Marijn Dekkers (Bayer, 4,3 Punkte). Schlusslichter sind Henkel-Chef Kasper Rorsted mit 3,5 Punkten und Kurt Bock (BASF) mit 3,3 Punkten.
Das kann sich aber noch ändern, da noch nicht alle Dax-Hauptversammlungen stattgefunden haben. Das endgültige Ranking erscheint daher erst Ende Mai.