Der Google-Gründer übernimmt
Larry Page leitet ab heute den Internet-Riesen. Auf ihn wartet ein Berg von Aufgaben.
New York. Bei Google beginnt heute eine neue Ära: Mitgründer Larry Page übernimmt als Chef die Zügel der Macht. Er hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Der Internet-Riese mit seinen 25 000 Mitarbeitern soll wieder wendiger werden und mehr wie das kleine Start-Up-Unternehmen agieren, das Google einst war. Page (38) mus sich einer Menge Probleme stellen. Google verteilt seine Kräfte auf unüberschaubar viele Bereiche, Rivalen wie Facebook bohren sich in das Geschäft mit Online-Werbung. Wettbewerbshütern ist die Marktmacht der Internet-Suchmaschine ein Dorn im Auge, Politiker geißeln den Konzern als „Datenkrake“.
Vor zehn Jahren war Page schon einmal Google-Chef. Doch er und sein Mitgründer Sergey Brin — der sich künftig vor allem um neue Produkte kümmern soll — waren damals in den Augen ihrer Investoren nur zwei Endzwanziger mit einer Zauberformel, die das Internet ordnete, und mussten sich einen „richtigen“ Firmenchef suchen. Ihr Wunschkandidat: Apple-Gründer Steve Jobs. Am Ende entschieden sie sich für Software-Manager Eric Schmidt, mit dem Google zur Milliarden-Maschine wurde. „Tägliche Aufsicht durch Erwachsene nicht mehr nötig!“, twitterte Schmidt Ende Januar zur Ankündigung des Wechsels.
Erste Akzente hat Page bereits gesetzt. So habe er Führungskräfte überzeugt, jeden Nachmittag gemeinsam in einem öffentlichen Bereich auf dem kalifornischen Firmengelände zu arbeiten, damit Beschäftigte sie direkt ansprechen können. Produkt- und Software-Manager forderte er per Mail auf, ihm in maximal 60 Wörtern zu erklären, woran sie gerade arbeiten. Insider gehen davon aus, dass Page mehr Struktur in die vielen Projekte bringen wolle, manche schließen, manche zurückstufen werde.
Denn Google ist in vielen Bereichen aktiv, von Bürosoftware über den bisher nur wenig erfolgreichen Vorstoß ins Wohnzimmer mit dem Fernsehdienst Google TV bis hin zur Entwicklung selbstfahrender Roboter-Autos. Mit Chrome OS will Google ein neuartiges Computer-Betriebssystem etablieren, mit der Smartphone-Plattform Android dürfte der Konzern schon bald zur führenden Kraft im Mobilfunkmarkt werden. Seine Milliarden verdient Google aber nach wie vor mit der Online-Werbung.
Und gerade im Kerngeschäft Internet-Suche wachsen die Gefahren. So könnte etwa das Online-Netzwerk Facebook das Suchverhalten der Nutzer verändern: Empfehlungen der Freunde und Bekannten zählen oft mehr als die Treffer, die ein Algorithmus ausspuckt. Vor ein paar Tagen startete Google einen neuen Versuch, die „soziale Suche“ in den Griff zu bekommen, mit dem „+1“-Knopf, der Konkurrenz zu Facebooks „Gefällt mir!“.