Der Obama-Effekt an den Börsen verpufft
Nur eine kurze Erleichterung an den Märkten — dann rückt die Schuldenkrise wieder in den Fokus.
Frankfurt/New York. Der Obama-Effekt ist schnell wieder verpufft: Die freundliche Stimmung an den Aktienmärkten nach der Wiederwahl von US-Präsident Barack Obama hielt am Mittwoch nur kurz an. Die enormen Schulden-Probleme in den USA, aber auch in Europa rückten wieder in den Vordergrund.
„Schneller als gedacht hat die Wirklichkeit uns wieder eingeholt“, sagte ein Börsianer. „Zwar hat der klare Wahlausgang für Sicherheit gesorgt, doch nun richtet sich der Fokus schon wieder auf die weiteren, altbekannten Unsicherheitsfaktoren.“
Der deutsche Aktienindex Dax ging ab dem frühen Nachmittag auf Tauchstation und drehte deutlich ins Minus. Später weiteten sich die Verluste auf fast zwei Prozent aus. Auch an den Börsenplätzen in London und Paris ging es nach anfänglichen Gewinnen abwärts.
Die New Yorker Wall Street startete mit Verlusten in den Handel. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial fiel zwischenzeitlich erstmals seit Anfang September unter die Marke von 13 000 Punkten.
Der Euro sank auf 1,2735 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten. Der erstarkte Dollar machte sich auch an den Rohstoffmärkten bemerkbar: Nach einer überwiegend festen Tendenz gerieten die Ölpreise unter Druck.
Ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte West Texas Intermediate kostete am Mittwoch 85,29 US-Dollar, 3,42 Dollar weniger als am Dienstag. Auch Gold und Silber konnten ihre Gewinne nicht halten, lagen aber noch im Plus. Der deutsche Anleihemarkt tendierte hingegen sehr fest.
Die deutsche Industrie hat hohe Erwartungen an Obama: „Von Präsident Obama wünschen wir uns, dass er die Partnerschaft mit Deutschland und Europa wieder intensiviert“, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) Hans-Peter Keitel.
Der BDI setze sich mit den Partnern in der US-Wirtschaft dafür ein, dass bald Verhandlungen über ein umfassendes transatlantisches Handels- und Wirtschaftsabkommen aufgenommen werden. „Ein solches Abkommen würde beiden Seiten erhebliche Wohlstandsgewinne bringen“, sagte Keitel.
Der deutsche Außenhandel begrüßte die klaren Verhältnisse nach dem Urnengang: „Der klare Ausgang der US-Wahlen ist ein Segen mit Blick auf die angeschlagene Weltkonjunktur“, erklärte Anton Börner vom Außenhandelsverband BGA.
Nun sei ein schnelles Umschalten aus dem Wahlkampfmodus nötig. „Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise ist nur durch ein eng abgestimmtes und entschlossenes Handeln aller betroffener Staaten in den Griff zu bekommen“, sagte Börner am Mittwoch.