Designierter IG-Metall-Chef: Umgang mit Arbeitszeit lockern

Berlin/Stuttgart (dpa) - Der designierte IG-Metall-Chef Detlef Wetzel hat sich für eine Lockerung der 35-Stunden-Woche für einzelne Berufsgruppen ausgesprochen. „Sie arbeiten auch einmal länger als 35 Stunden die Woche, möchten nach drei Monaten Projektarbeit aber zwei Wochen frei haben“, sagte er der „Welt am Sonntag“.

Ein Bandarbeiter sei dagegen um jede Minute froh, die er nicht am Band stehen muss. „Für ihn ist eine tägliche Arbeitszeitverkürzung ein Segen.“

„Wir sind immer gefordert, die unterschiedlichen Sichten der Beschäftigtengruppen zu berücksichtigen“, sagte Wetzel, der im Herbst die Nachfolge von IG-Metall-Chef Berthold Huber an der Spitze der größten deutschen Gewerkschaft antritt.

Auch der Chef der Metallarbeitgeber in Baden-Württemberg, Stefan Wolf, will die Regelungen im Tarifvertrag für einzelne Berufsgruppen überdenken. Er pochte allerdings auf niedrigere Löhne. „In der Metall- und Elektroindustrie sind wir in vielen Bereichen zu teuer“, sagte Wolf der „Stuttgarter Zeitung“ (Samstag).

Viele Tätigkeiten im Betrieb rechtfertigten nach Meinung von Wolf nicht die Entlohnung in der niedrigsten Gehaltsstufe im Metall-Tarifvertrag von 2075 Euro monatlich. „Sie unterhalb dieses Entgeltniveaus einzugruppieren, würde uns entlasten und solche Arbeitsplätze sicherer machen“, forderte Wolf. Bei früheren Tarifabschlüssen hätten die Arbeitgeber „notgedrungen“ viel gegeben, sagte Wolf. „Das Lohnniveau ist insgesamt zu hoch bei uns.“

Das Angebot der Gewerkschaft an die Arbeitgeber, über niedrigere Einstiegslöhne für einfache Arbeiten zu verhandeln und im Gegenzug den Betriebsräten mehr Mitsprache bei Werkverträgen und Zeitarbeit zu gewähren, lehnt der Südwestmetall-Vorsitzende kategorisch ab: „Weit überwiegend werden Werkverträge seriös und solide eingesetzt“, kommentierte Wolf die aktuelle Debatte um den Missbrauch von Werkverträgen. Für bestimmte Tätigkeiten sei die Bezahlung nach Tarif nicht gerechtfertigt.