Schadenersatz Deutsche Bahn will Milliarden von Kartellsündern eintreiben
Berlin (dpa) - Nach der Aufdeckung verbotener Preisabsprachen durch die Wettbewerbsbehörden hat die Deutsche Bahn von Kartellsündern bereits rund 400 Millionen Euro an Schadenersatz eingetrieben. Doch damit ist der Konzern noch lange nicht zufrieden.
„Weitere Schadenersatzforderungen im Milliardenbereich stehen noch aus“, sagte der Leiter Kartellrecht des Bahnriesen, Tilman Makatsch, der Deutschen Presse-Agentur.
Der Hintergrund: Das Bundeskartellamt und die EU-Kommission haben in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Kartellen aufgedeckt. Verbotene Preisabsprachen gab es demnach unter anderem bei Schienen, Lastwagen, Luftfracht, Süßwaren und Bier. In vielen dieser Fälle sieht sich auch die Bahn geschädigt.
Denn der Konzern ist mit einem Einkaufsvolumen von mehr als 25 Milliarden Euro im Jahr und mehr als 40.000 Lieferanten einer der größten Einkäufer in der Bundesrepublik. „Wir gehen deshalb davon aus, dass die Bahn mittelbar oder unmittelbar von jedem dritten Kartell betroffen ist“, betonte Makatsch.
Der Bahnriese hat deshalb schon seit Jahren eine sechsköpfige Sondereinheit eingerichtet, um in derartigen Fällen mit Nachdruck Schadenersatzforderungen geltend zu machen. Demnächst soll sie noch um zwei weitere Mitarbeiter aufgestockt werden.
„Derzeit befinden wir uns mit 20 Unternehmen in außergerichtlichen Vergleichsverhandlungen. Insgesamt 28 kartellbeteiligte Lieferanten mussten wir bisher verklagen“, sagte Makatsch. Dabei reiche das Spektrum vom Schienenkartell über Luftfracht, Aufzüge, Spannstahl und Kreditkarten bis zum Bier für die Speisewagen. In 40 weiteren Fällen werde derzeit noch geprüft, ob der Bahn ein Schaden entstanden sei. In mehr als 25 Fällen kam es bereits zu einem Vergleich mit den Lieferanten, was rund 400 Millionen Euro an Schadenersatz bedeutete.
Ein Ende seiner lukrativen Tätigkeit für die Bahn sieht der Kartellexperte vorläufig nicht. „Allein mit den Fällen, die wir derzeit auf dem Tisch haben, werden wir in den nächsten zehn Jahren noch gut beschäftigt sein“, betonte Makatsch. Und ständig gebe es weitere Fälle. „Wir sind gerade dabei, vier neue Klagen vorzubereiten“, berichtete er.