Deutsche Börse setzt nach Gewinneinbruch Rotstift an
Frankfurt/Eschborn (dpa) - Die Deutsche Börse setzt nach einem Gewinneinbruch 2012 erneut den Rotstift an. Weitere 70 Millionen Euro jährlich sollen bei den Personal- und Sachkosten eingespart werden, teilte die Deutsche Börse AG am Dienstag mit.
Voll erreicht werden soll dieser Wert erstmals im Jahr 2016. So will sich der Konzern die „notwendigen Freiräume“ für Investitionen in Wachstumsmärkten wie Asien verschaffen.
250 der derzeit 3700 Stellen im Konzern stehen auf der Kippe. Der Betriebsrat geht davon aus, dass vor allem die Konzernzentrale in Eschborn und der Standort Luxemburg betroffen sein werden. „Wir haben dem Arbeitgeber deutlich gemacht, dass die Mitarbeiter in den vergangenen Jahren sehr viele Opfer gebracht haben“, sagte Betriebsratschefin Irmtraud Busch. „Uns ist vor allem wichtig, dass niemand gehen muss, der nicht gehen will, sondern dass der Abbau freiwillig und sozialverträglich passiert.“
Den überraschend veröffentlichten vorläufigen Geschäftszahlen zufolge sank der Überschuss im vergangenen Jahr auf rund 660 Millionen Euro. Bereinigt wurde diese Zahl um Kosten für die geplatzte Fusion mit der New Yorker Börse NYSE/Euronext und Aufwendungen für ein inzwischen ausgelaufenes Sparprogramm. Ein Jahr zuvor hatten unter dem Strich 848,8 Millionen Euro gestanden. Der Umsatz lag 2012 bei gut 1,9 Milliarden Euro nach gut 2,2 Milliarden Euro ein Jahr zuvor.
Schon im Laufe des vergangenen Jahres hatte sich gezeigt, dass sich viele Anleger wegen der schwelenden Schuldenkrise in Europa mit Aktiengeschäften zurückhielten. Bereits zum Halbjahr hatte der Dax-Konzern seine Ziele für 2012 - Steigerung von operativem Ergebnis (Ebit) und Umsatz - deswegen unter Vorbehalt gestellt. Die detaillierte Bilanz für 2012 soll am 20. Februar vorgelegt werden.
Zu den geplanten Sparmaßnahmen will das Unternehmen nun „unmittelbar Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern aufnehmen“, wie es in der Mitteilung heißt. „Wie in der Vergangenheit auch strebt das Unternehmen an, die Maßnahmen ohne betriebsbedingte Kündigungen und so sozialverträglich wie möglich umzusetzen.“
Ein Sprecher der Börse erklärte: „Bei den Personalkosten zielen wir auf eine Kostensenkung von 30 Millionen Euro. Dazu wollen wir rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie rund 50 Führungskräften die Teilnahme an einem Freiwilligenprogramm anbieten.“ Bei früheren Programmen dieser Art konnten Mitarbeiter etwa ihre Arbeitszeit vorübergehend reduzieren, Abfindungen oder Vorruhestandsregelungen aushandeln. Ihre Aktionäre will die Börse mit 2,10 (Vorjahr: 2,30) Euro Dividende je Aktie bei Laune halten.
Auch die NYSE/Euronext kämpft weiter mit schrumpfendem Geschäft. Unter dem Strich ging ihr Überschuss im vierten Quartal von 110 Millionen ein Jahr zuvor auf 28 Millionen Dollar (rund 20,7 Mio Euro) zurück, wie das Unternehmen am Dienstag in New York mitteilte. Nach der im Februar 2012 gescheiterten Fusion mit der Deutschen Börse hatten auch die New Yorker ein Kostensenkungsprogramm aufgelegt.