DGB-Chef: aus Eigeninteresse Konjunktur in Europa ankurbeln
Berlin (dpa) - Ungeachtet der positiven Wachstumsprognosen sieht DGB-Chef Michael Sommer Gefahren aus dem EU-Raum für die Konjunktur in Deutschland.
„Die Gewerkschaften hoffen natürlich ebenfalls, dass es aufwärts geht. Wir haben kein Interesse an einer Krise in Deutschland. Wir dürfen aber die tiefe ökonomische Krise um uns herum nicht vergessen“, sagte der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. „Es besteht die Gefahr, dass diese Krise sich zuspitzt und auf Deutschland durchschlägt.“
„Wir müssen also etwas zur Ankurbelung der Wirtschaft in Europa tun, wie wir es mit dem Marshall-Plan vorgeschlagen haben. Das ist die Rückversicherung dafür, dass es auch der Wirtschaft in Deutschland gut geht“, meinte der DGB-Chef. „Wenn man das nicht tut, ist die Gefahr einer konjunkturellen Ansteckungsgefahr groß. Die Krisengefahren in Frankreich, Italien und anderen EU-Ländern sind noch lange nicht gebannt.“
Mit Blick auf den Arbeitsmarkt forderte Sommer: „Wir müssen damit aufhören, die Arbeitsmarktstatistik zu schönen.“ Werde über den Abbau von Arbeitslosigkeit oder gar über Vollbeschäftigung geredet, denke er „an sozialversicherungspflichtige Vollarbeitsplätze, von denen man leben kann. Es nützt uns überhaupt nichts, die Zahl der Niedriglöhner und Teilzeitbeschäftigten immer weiter zu erhöhen“. Deshalb sei eine neue Ordnung der Arbeit überfällig.
„Wenn acht Millionen Menschen in Deutschland prekär beschäftigt sind, dann sind das acht Millionen zu viel“, sagte der DGB-Chef. „Und wir können uns nicht damit zufrieden geben, dass knapp drei Millionen Menschen arbeitslos sind, zumal wir eine zusätzliche verdeckte Arbeitslosigkeit von mindestens einer Million haben.“