Die Angst vor der Inflation

Die Preise haben im April zum 15. Mal in Folge um mehr als zwei Prozent binnen Jahresfrist zugelegt.

Frankfurt. Das Inflationsgespenst ist wieder da. Die Preise in Deutschland haben im April zum 15. Mal in Folge um mehr als zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugelegt. Zwar rechnen Volkswirte mittelfristig mit moderaten Teuerungsraten im Euroraum. Doch dass kurzfristig Deutschlands Verbraucher die Rettung von Euro-Krisenländern mit höheren Preisen bezahlen könnten, treibt die Menschen um.

Preistreiber Nummer eins war auch im April die Energie. Besonders stark zogen die Preise für Kraftstoffe an: Superbenzin verteuerte sich binnen Jahresfrist um sieben Prozent, Diesel um 4,5 Prozent. Gegenüber März erhöhten sich die Spritpreise im April um 1,2 Prozent und erreichten einen Höchststand.

Nein. Zwischen 1999 und 2010 betrug die durchschnittliche jährliche Inflationsrate im Euro-Währungsgebiet 1,97 Prozent, in Deutschland 1,5 Prozent. In den 1990er Jahren — vor der Euro-Einführung — wurde in Deutschland im Schnitt eine jährliche Preissteigerung von 2,2 Prozent verzeichnet. In den 80er Jahren lag die Teuerungsrate sogar bei 2,8 Prozent.

Inflation steht für Geldentwertung. Je mehr das Geld entwertet wird, desto weniger Waren und Dienstleistungen können Verbraucher kaufen. Die Kaufkraft sinkt, ebenso der Wert der Ersparnisse. Bis zu einem gewissen Grad frisst Inflation das Geld auf, etwa weil Banken für Spareinlagen Zinsen bieten, die unterhalb der Teuerung liegen. Auf der anderen Seite zehrt Inflation aber auch Schulden auf.

Mit Zinsen auf Rekordtief und Milliarden für klamme Banken will die Notenbank die schwächelnde Konjunktur anschieben und ein Austrocknen der Kreditströme verhindern. Die EZB muss die zusätzliche Liquidität aber rechtzeitig wieder aus dem System ziehen, damit sie nicht durch ihre expansive Geldpolitik die Inflation anheizt, die sie eigentlich bekämpfen will.

Das liegt zum einen an der Erfahrung mit der Hyperinflation: Im November 1923 lag der Wechselkurs für einen Dollar bei 4,2 Billionen Mark. Der Währungsverfall trieb Millionen Deutsche in die Armut. Zum anderen liegt es aber auch daran, dass seit Monaten vor allem Produkte wie Kaffee und Benzin teurer werden — Waren also, die Kunden regelmäßig kaufen, und deren Preisanstieg sofort auffällt.