Die „großen Vier“ der Euro-Zone suchen Wege aus der Arbeitslosigkeit
Rom (dpa) - Politiker aus den vier wichtigsten Ländern der Eurozone haben in Rom Wege aus der vor allem im Süden extrem hohen Jugendarbeitslosigkeit gesucht. Um das dafür notwendige Wachstum zu erzielen, wollen sie neue Finanzierungskanäle für die kleineren und mittleren Unternehmen finden und die Ausbildung verstärken.
Italiens Regierungschef Enrico Letta hatte Wirtschafts- und Arbeitsminister aus Deutschland, Spanien und Frankreich am Freitag zu dem breiten Meinungsaustausch mit ihren römischen Amtskollegen zusammengeholt.
Ein zentraler Punkt sei die rasche Verwirklichung der europäischen Finanz- und Bankenunion, und Europas Investitionsbank müsse eine wichtige Rolle spielen, um den Zugang zu Krediten zu erleichtern, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) nach dem Treffen. Sie wollten ein starkes Signal für einen ernsthaften Kampf vor allem gegen die Jugendarbeitslosigkeit geben, erklärte Roms Wirtschafts- und Finanzminister Fabrizio Saccomanni. Alle seien sich einig, dass konsolidierte Haushalte dabei unabdingbar wichtig seien für ein nachhaltiges Wachstum. Schäuble sagte, sie wollten die Regeln der Stabilität und des Wachstums einhalten, sie seien flexibel genug.
Das Treffen sollte vor allem auch den EU-Gipfel am 27./28. Juni in Brüssel vorbereiten, bei dem die Beschäftigungskrise in der Eurozone eine hohe Priorität haben soll. Für Letta hat sie absoluten Vorrang.
„Das Schlüsselwort ist Ausbildung“, sagte Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) nach dem ersten Vierer-Treffen dieser Art. So könnten in der Beschäftigungspolitik Angebot und Nachfrage in Europa besser abgestimmt werden. Es gehe darum, die Programme zu koordinieren und die dafür notwendigen Ressourcen zu finden.
Der „deutsche Motor“ gilt als besonders wichtig, um eine gemeinsame europäische Beschäftigungspolitik zu formulieren. In Italien wird auch das von der Arbeitsministerin schon vorgestellte deutsche duale Ausbildungssystem als ein Weg zu besseren Chancen für junge Leute angesehen. Letta hat die Arbeitsmarktpolitik vor allem für Jüngere als das vorrangige Problem Italiens bezeichnet.
Die Abstimmung in Rom für eine stärkere Verzahnung von Finanz- und Arbeitspolitik auf nationaler wie internationaler Ebene ist vor allem auch eine Etappe vor dem am 3. Juli in Berlin geplanten Treffen der 27 EU-Arbeitsminister und dem der G20-Minister Mitte Juli in Moskau.
In der Eurozone sind etwa 4,5 Millionen Menschen unter 25 Jahren arbeitslos. Besonders hoch ist die Jugendarbeitslosigkeit in zwei der in Rom vertretenen EU-Länder, deren Wirtschaft in der Krise ist: In Spanien liegt sie bei etwa 56 Prozent, in Italien bei 40 Prozent.