Die Revolution der Internet-Adressen

Beschluss: Im Netz sind ab 2009 beliebige Adresszonen wie „.liebe“ oder „.berlin“ erlaubt. Vor allem Unternehmen haben so mehr Möglichkeiten bei der Web-Präsenz.

Düsseldorf/Paris. Das Internet wächst - gut 1,3Milliarden Menschen nutzen es weltweit, und es werden immer mehr. Weil deshalb die möglichen Adressen für Homepages knapp werden, hat die Internet-Aufsichtsbehörde Icann nun eine kleine Revolution beschlossen: Neben den bekannten Adress-Endungen wie ".de", ".com" oder ".net" sind künftig auch völlig freie so genannte Top-Level Domains (TLD) zugelassen - wie ".berlin", ".liebe" oder, theoretisch möglich, ".müller".

Voraussichtlich ab Mitte 2009 können Interessenten bei der Icann die neuen TLD beantragen. In Deutschland hat ein Investoren-Konsortium bereits Interesse an der Adresszone ".berlin" angemeldet, auch das Aktionshaus Ebay ist dem Vernehmen nach an der TLD ".ebay" interessiert.

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien Bitkom begrüßte die Icann-Entscheidung: Gerade für Unternehmen brächten die neuen Namensräume mehr Möglichkeiten. "Das Internet wird noch vielseitiger und flexibler", sagte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer.

Wie sehr Firmen an alternativen Plattformen im Netz interessiert sind, zeigte sich schon im Jahr 1999, als der Inselstaat Tuvalu sein Länderkürzel ".tv" verkaufte - für 50Millionen Dollar, weil sich die Fernsehsender um das neue Kürzel rissen. Ähnliche Bestseller könnten zum Beispiel ".bank" oder ".car" werden. Aber auch spezielle, firmenbezogene Namenswelten wie www.mercedes.benz oder www.coca.cola dürften mit ihrem Werbepotenzial für große Unternehmen ihren Reiz besitzen. Für Privatleute hingegen wird die Wunschdomain meist ein Wunschtraum bleiben - die TLD sind schlicht zu teuer.

"Allein die Antragstellung bei der Icann wird einen sechsstelligen Euro-Betrag kosten", sagte Harald Summa vom Internetwirtschafts-Verband eco unserer Zeitung. Die Icann selbst macht zu den Gebühren noch keine Angaben. Da zudem für die Vermarktung und technische Verwaltung einer TLD Kosten im Millionenbereich zu erwarten seien, seien die neuen Domains nur für seriöse Investoren interessant. "Die Zeiten, als der Domainhandel noch eine Goldgrube war, sind vorbei", meint Summa.