Die Stahlbranche hofft auf 2013

Auftragseingänge gingen in diesem Jahr zurück. Warnung vor höheren Energiekosten.

Düsseldorf. Die Stahlindustrie gilt als Frühindikator für die übrige Wirtschaft — weil sie am Anfang der Wertschöpfungskette steht. Da ist es auch gesamtwirtschaftlich von Bedeutung, dass die Auftragseingänge von Januar bis September um drei Prozent zurückgingen. Für die Rohstahlproduktion erwartet die Branche in diesem Jahr ein Volumen von 42,5 Millionen Tonnen — ein Minus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Dennoch erwartet Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, eine Aufhellung der Stahlkonjunktur im nächsten Jahr. Voraussetzung sei allerdings, dass die Politik die Euro-Staatsschuldenkrise in den Griff bekomme.

Bei dem Optimismus spielt auch die weiterhin gute Lage in der Bauindustrie eine Rolle, auf die ein Viertel des Stahlbedarfs in Deutschland entfällt. Gerade das exportorientierte Deutschland bekommt aber durchaus die Folgen der Krisen auch in den anderen EU-Ländern zu spüren, in denen zum Beispiel im Baubereich Flaute herrscht. In der EU brach die Stahlnachfrage in diesem Jahr um elf Prozent ein.

Vor diesem Hintergrund will sich die Branche gegen einen Beschluss wehren, der zwangsläufig zu steigenden Kosten führen würde: der Plan der EU-Kommission, die CO2-Emissionsrechte zu verknappen. Steigende Zertifikatskosten wären die Folge. Das passt laut Kerkhoff so gar nicht zu dem kürzlich von EU-Industriekommissar Antonio Tajani formulierten Ziel, den Anteil der Industrie am Bruttoinlandsprodukt europaweit von derzeit 16 Prozent bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent zu steigern.

Der Branchenverband stellt sich auch der Diskussion um die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, die sich ab dem kommenden Jahr auf 5,3 Cent je Kilowattstunde erhöhen wird. In diesem Zusammenhang wird bekanntlich viel kritisiert, dass gerade energieintensive Industrien — zu denen die Stahlproduzenten gehören — bei dieser Abgabe begünstigt werden. „Belastungsbegrenzungen für die im internationalen Wettbewerb stehenden energieintensiven Industrien sind notwendig“, kontert der Branchensprecher die Kritik.

Ein wettbewerbsfähiger Industriestandort sei zentrale Voraussetzung für Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze und liege im Interesse aller Bürger. Kerkhoff: „Gäbe es keine Belastungsgrenzen, würden sich die Kosten der Stahlindustrie aus EEG-Umlage, Energiesteuer und Emissionshandel auf 1,9 Milliarden Euro mehr als verdreifachen.“ Je Arbeitsplatz — die Branche beschäftigt 90 000 Menschen — mache das 21 000 Euro aus.