DIW-Chef: Deckelung von Managergehältern setzt Anreize

Berlin (dpa) - Die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen würde durch eine Deckelung von Managergehältern nach Ansicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) nicht negativ beeinflusst.

Ein solcher Schritt würde vielmehr „Anreize setzen, dass Manager langfristige Ziele des Unternehmens verfolgen und Risiken internalisieren“, sagte DIW-Chef Marcel Fratzscher der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstag).

Auch eine Abwanderung von Top-Managern sei bei einer Begrenzung nicht zu befürchten, sagte der Finanzwissenschaftler Marcel Tyrell im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „In den letzten 10 bis 15 Jahren ist nur ein geringer Anteil an Managern aus Top-Positionen deutscher Unternehmen in Top-Positionen ausländischer Unternehmen gewechselt, obwohl in anglo-amerikanischen Unternehmen weit höhere Boni gezahlt werden.“

Die Diskussion hat nach dem Volksbegehren gegen überzogene Managervergütungen in der Schweiz auch hierzulande mächtig Fahrt aufgenommen. Die Schweizer hatten am Sonntag mit rund 68 Prozent zugestimmt. Die Initiative zielt darauf ab, Exzesse bei Bonus-Zahlungen, Abfindungen und Gehältern für Manager börsennotierter Unternehmen durch die Stärkung der Aktionärsrechte zu unterbinden. Über die Höhe von Managervergütungen sollen die Aktionäre jährlich entscheiden können.

Aktionärsschützer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erinnerten daran, dass es in Deutschland bereits geübte Praxis sei, „was in der Schweiz nun erst mühsam durchgesetzt wurde“. Das Zusammenspiel von Aufsichtsrat und Hauptversammlung sei ein funktionierendes System, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler.

Ähnlich äußerte sich Post-Chef Frank Appel: In Deutschland seien die Dinge, die in dem Schweizer Volksentscheid gefordert würden, bereits umgesetzt, sagte er am Dienstag in Bonn. Die Eigentümer eines Unternehmens sollten das letzte Wort über eine Begrenzung der Managergehälter haben. „Das ist eine Frage, über die die Aktionäre entscheiden.“

Nach Ansicht der CSU brauchen auch Managergehältern Maß und Mitte. „Mehr Transparenz im Verfahren zur Festlegung der Gehälter und mehr Verantwortung für die Gesellschafterversammlungen sind ein Weg dort hin, den wir auch als Gesetzgeber gehen könnten, ohne unangemessen in die Rechte der Unternehmenseigentümer einzugreifen“, sagte CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt der „Welt“. Die CSU werde europäische, aber auch nationale Initiativen prüfen.

SPD-Fraktionsvize Joachim Poß forderte Verschärfungen im Aktiengesetz und Steuerrecht: Allzu oft würden in der Hauptversammlung faktisch Manager über die Gehälter von anderen Managern befinden.