dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
EZB-Kurs trotz Brexit-Votum unverändert: Leitzins bei null Prozent
Frankfurt/Main (dpa) - Die Europäische Zentralbank (EZB) hält trotz wachsender Konjunktursorgen nach dem Brexit-Votum ihr Pulver vorerst trocken. Die Währungshüter beließen den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von null Prozent. Das beschloss der EZB-Rat nach Angaben der Notenbank am Donnerstag in Frankfurt. Der Strafzins, den Banken und Sparkassen zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken, liegt weiterhin bei 0,4 Prozent. Volkswirte hatten damit gerechnet, dass die Währungshüter erst einmal die Füße still halten. Angesichts der wachsenden Unsicherheit nach dem Nein der Briten zur Europäischen Union wird die EZB Ökonomen zufolge ihre ultralockere Geldpolitik möglicherweise im September weiter lockern. Dann liegen auch die neuesten Prognosen zur Inflations- und Konjunkturentwicklung im Euroraum vor.
Streit ums Banken-Rot: Sparkassen gewinnen gegen Santander
Karlsruhe (dpa) - Die Sparkassen dürfen sich ihr charakteristisches Rot exklusiv für das Bankengeschäft mit Privatkunden sichern. Die beim Patent- und Markenamt eingetragene Farbmarke muss nicht gelöscht werden, wie der Bundesgerichtshof (BGH) am Donnerstag entschied. Die Karlsruher Richter begründen das mit der breiten Durchsetzung im deutschen Markt. Damit geht ein sechs Jahre langer Streit mit den Santander-Banken zu Ende, die ein fast identisches Rot verwenden. Sie hatten die Löschung der Marke beantragt. (Az. I ZB 52/15) Was das Urteil für den künftigen Markenauftritt von Santander in Deutschland bedeuten wird, war zunächst unklar. In dem Streit laufen auch noch andere Gerichtsverfahren. In einer ersten Reaktion hieß es, man werde das Urteil sorgfältig analysieren „und prüfen, inwiefern wir dagegen vorgehen können“.
Daimler trotzt Dieselkrise - Autobauer profitiert von Rekordabsatz
Stuttgart (dpa) - Daimler bleibt trotz des Dieselskandals der Autobranche in der Spur. „Der Anteil an Neufahrzeugen in Europa mit Diesel ist seit September unverändert“, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche am Donnerstag. Der Kontinent ist der wichtigste Markt für Dieselautos, auch weil der Treibstoff in vielen europäischen Ländern niedriger besteuert wird als Benzin. Der Autobauer hatte im ersten Halbjahr bereits mehr als eine Million Autos der Marken Mercedes-Benz und Smart verkauft. Der Rekordabsatz stützte den Umsatz im zweiten Quartal und glich einen Rückgang im Lkw-Geschäft aus. Die Erlöse kletterten im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um drei Prozent auf 38,6 Milliarden Euro. Unterm Strich verdiente Daimler 2,45 Milliarden Euro nach 2,37 Milliarden Euro im Vorjahr.
Umbaukosten halbieren Intel-Gewinn
Santa Clara (dpa) - Beim Chip-Riesen Intel drücken die Kosten des Konzernumbaus mit der Streichung tausender Stellen den Gewinn. Im vergangenen Quartal verdiente Intel mit 1,33 Milliarden Dollar nur halb so viel wie vor einem Jahr. Die Umstrukturierungskosten schlugen dabei mit 1,4 Milliarden Dollar zu Buche. Intel-Chef Brian Krzanich hatte im April den Abbau von rund 12 000 Stellen bis Mitte 2017 angekündigt - rund elf Prozent der Belegschaft. Der Umsatz legte unterdessen von 13,2 auf 13,5 Milliarden Dollar zu. In seinem Hauptgeschäft mit Chips für PCs konnte Intel trotz des schrumpfenden Marktes den Umsatz fast stabil halten. Der Marktführer verkaufte zwar weniger Prozessoren, konnte aber den Durchschnittspreis steigern.
Opel fährt zurück in die Gewinnzone - Risiken durch Brexit
Detroit/Rüsselsheim (dpa) - Nach jahrelangen Milliardenverlusten ist der Autohersteller Opel in die Gewinnzone zurückgekehrt. Im zweiten Quartal dieses Jahres lieferte die Europatochter des US-Konzerns General Motors einen operativen Gewinn von 137 Millionen Dollar (124 Mio Euro) in Detroit ab. Für das erste Halbjahr ergibt sich daraus ein Gewinn von 131 Millionen Dollar, wie GM am Donnerstag in Detroit mitteilte. Allerdings sei die zweite Jahreshälfte wegen des Brexit-Votums mit hohen Risiken belastet, erklärte Opel-Chef Karl-Thomas Neumann. „Die Brexit-Entscheidung verheißt nichts Gutes. Das zweite Halbjahr wird daher alles andere als einfach“, sagte er in einer Video-Botschaft. Großbritannien ist der wichtigste Markt von Opel/Vauxhall. Letztmalig hatte das Unternehmen im zweiten Quartal 2011 einen Gewinn ausgewiesen.
Hohe Abschreibungen drücken Vattenfall tief in die roten Zahlen
Stockholm (dpa) - Hohe Abschreibungen und Preisdruck haben den schwedischen Energiekonzern Vattenfall im zweiten Quartal in den roten Zahlen gehalten. Allein im Zusammenhang mit dem Verkauf seiner Braunkohlesparte in der Lausitz an die tschechische EPH-Gruppe musste das Staatsunternehmen Wertminderungen in Höhe von 21,5 Milliarden schwedischen Kronen (rund 2,27 Mrd Euro) vornehmen. „Allerdings wären die negativen Auswirkungen noch deutlicher spürbar gewesen, wenn diese Anlagen im Unternehmen blieben und weiterbetrieben würden“, sagte Vattenfall-Chef Magnus Hall. Unter dem Strich machte Vattenfall im zweiten Quartal Verluste von rund 28,6 Milliarden schwedischen Kronen (rund 3 Mrd Euro). Auch der Umsatz schrumpfte im Vergleich zum Vorjahresquartal leicht auf 34,5 Milliarden Kronen.
Landgericht Leipzig bündelt Anklagen gegen Unister-Manager
Leipzig (dpa) - Das Landgericht Leipzig hat zwei Anklagen gegen mehrere Manager der Leipziger Unister-Gruppe zu einem Verfahren gebündelt. Die Beschuldigten haben bis Ende August Zeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern, teilte ein Sprecher am Donnerstag mit. Ab wann gegen die verbliebenen drei Angeklagten verhandelt wird, ist offen. Der vierte Angeklagte war Firmengründer Thomas Wagner, der vergangene Woche bei einem Flugzeugabsturz starb. Unister meldete am Montag Insolvenz an. Im einzelnen geht es um den Vorwurf des unerlaubten Betreibens von Versicherungsgeschäften sowie Steuerhinterziehung. Eine weitere Anklage liegt wegen banden- und gewerbsmäßigen Computerbetrugs in 87 368 Fällen vor. Nach Angaben der Geralstaatsanwaltschaft sollen Kunden der Internetportale regelmäßig zu viel Geld bei Reisebuchungen gezahlt haben.
Dax gibt nach EZB-Aussagen etwas nach
Frankfurt/Main (dpa) - Der deutsche Aktienmarkt hat nach seiner jüngsten Rally am Donnerstag etwas nachgegeben. Der Dax stand nach einem verhaltenen Handelsverlauf am frühen Nachmittag 0,39 Prozent tiefer bei 10 101,99 Punkten und reagierte nur leicht negativ auf geldpolitische Aussagen des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 0,84 Prozent auf 20 699,40 Punkte nach unten. Der Technologiewerte-Index TecDax fiel um 0,19 Prozent auf 1661,58 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,63 Prozent. Der Euro und wurde zuletzt bei 1,1041 (EZB-Referenzkurs vom Mittwoch: 1,1013) Dollar gehandelt. Der Dollar war damit 0,9057 (0,9080) Euro wert.