Terrorangst macht Lufthansa und Easyjet zu schaffen
Frankfurt/Main (dpa) - Die Terroranschläge in Europa lassen bei den Fluggesellschaften Lufthansa und Easyjet Umsätze und Gewinne schmelzen.
Innerhalb weniger Stunden berichteten beide Unternehmen von Problemen in Folge der jüngsten Anschläge sowie der politischen Instabilität in der Türkei und im Nahen Osten. Zusätzlich leidet der britische Billigflieger unter den Folgen der Brexit-Entscheidung.
Lufthansa hatte am Mittwochabend in einer Börsenmitteilung die Gewinnaussichten für das laufende Geschäftsjahr gekappt. Nach einem starken Jahresbeginn hätten die Vorausbuchungen vor allem auf Langstreckenverbindungen nach Europa deutlich nachgelassen. „Eine vollständige Aufholentwicklung hält der Vorstand aus heutiger Sicht für nicht mehr wahrscheinlich“, teilte der Dax-Konzern mit.
Im dritten Quartal erwartet das Management jetzt eine „deutlich schwächere Entwicklung der Stückerlöse“ im Passagiergeschäft. Bereinigt um Währungseffekte dürften sie im zweiten Halbjahr um 8 bis 9 Prozent niedriger liegen als im Vorjahr. Daher tritt die Lufthansa auch beim Ausbau des Flugangebots auf die Bremse. Im Gesamtjahr soll die Kapazität nun nur noch um 5,4 Prozent statt um 6 Prozent wachsen.
Im ersten Halbjahr war das Geschäft der umsatzstärksten Fluggesellschaft Europas hingegen besser gelaufen als ein Jahr zuvor. Zwar gab der Umsatz nach vorläufigen Zahlen von 15,4 auf 15,0 Milliarden Euro nach. Doch dank gesunkener Treibstoffkosten und weiterer Einsparungen legte der bereinigte Gewinn vor Steuern und Zinsen um 13 Prozent auf 529 Millionen Euro zu. Dennoch hält der Vorstand die Vorjahresmarke von 1,8 Milliarden Euro nicht mehr für erreichbar. Bislang hatte Lufthansa eine leichte Steigerung angepeilt und musste diese Prognose nun einkassieren.
Easyjet klagt über hohe Überkapazitäten auf den Strecken nach West- und Südeuropa, weil viele Gesellschaften Verbindungen nach Nordafrika und in den Nahen Osten ausgedünnt hätten. Das Überangebot auf den „Strand-Routen“ drücke auf die Erlöse. Im dritten Geschäftsquartal bis Ende Juni fiel der Umsatz trotz gestiegener Passagierzahlen und besser gefüllter Maschinen mit 1,2 Milliarden britischen Pfund (1,4 Mrd Euro) um 2,6 Prozent niedriger aus als ein Jahr zuvor.
Zudem dürfte die Schwäche der britischen Währung im laufenden Geschäftsjahr bis Ende September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum rund 80 Millionen Pfund kosten, teilte der Ryanair-Rivale in Luton bei London mit. Die Luftfahrtbranche in Großbritannien befinde sich „in einer der schwierigsten Phasen seit Langem“, sagte die Easyjet-Chefin Carolyn McCall. Sie will gleichwohl eine höhere Dividende an die Aktionäre auszahlen.
Die britische Airline rüstet sich weiter für den Brexit. Für den Fall, dass Großbritannien im Zuge des EU-Austritts aus dem europäischen Luftverkehrsbinnenmarkt ausscheidet, will sich der Billigflieger eine Fluglizenz nach EU-Recht sichern, kündigte McCall an. Dazu gebe es bereits einen Notfallplan, hieß es. Branchenkreisen zufolge prüft Easyjet dazu bereits die Gründung eines deutschen Ablegers.
Die Aktienkurse der Fluglinien gaben am Vormittag kräftig nach. Die Lufthansa-Papiere verloren zuletzt fast acht Prozent an Wert und waren damit mit Abstand größter Verlierer im Dax. Für die Easyjet-Papiere ging es um fast fünf Prozent nach unten. Damit haben sie seit dem Votum der Briten für den Brexit rund 30 Prozent an Wert eingebüßt. Auch die Aktien der British-Airways-Mutter IAG und des irischen Billigfliegers Ryanair konnten sich dem Abwärtssog nicht entziehen.
Analysten werten die Gewinnwarnung der Lufthansa als übles Zeichen. Der weiter geplante Ausbau des Flugangebots sorge bei immer schärferer Konkurrenz in der Branche für weiteren Druck auf die Renditen, schätzt Luftfahrt-Analystin Alexia Dogani von Goldman Sachs. Ihr Kollege Anand Date von der Deutschen Bank sieht bei der Lufthansa sogar die Dividende für 2016 und 2017 erheblich bedroht. Als Grund dafür nennt er neben dem geringeren Gewinn die gestiegenen Pensionsverpflichtungen. Dort machen der Lufthansa die anhaltenden Niedrigzinsen zu schaffen, die es schwer machen, zugesagte Pensionsleistungen für die Beschäftigten zu erwirtschaften.