dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
„Gedopter Aufschwung“ - Wirtschaft warnt vor Euphorie
Berlin (dpa) - Die deutsche Wirtschaft tritt trotz robuster Konjunkturzahlen auf die Euphoriebremse. Der Spitzenverband DIHK hob zwar jetzt seine Wachstumsprognose von 1,3 auf 1,8 Prozent deutlich an und schloss sich damit Bundesregierung und führenden Ökonomen an. Der Verband warnte aber, die guten Zahlen beruhten fast ausschließlich auf Sondereffekten wie dem billigen Öl, den Niedrigzinsen und dem schwachen Euro: „Das ist ein gedopter und geliehener Aufschwung“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben, am Donnerstag in Berlin. Der niedrige Euro im Vergleich zum US-Dollar, der Exporte außerhalb des Euroraums günstiger macht, habe einen Wachstumsschub von etwa einem Prozent gebracht. Der Verfall des Ölpreises habe für ein Plus von geschätzt 0,7 Prozent gesorgt.
Lagarde: Noch viel Arbeit bis zu einer Griechenland-Lösung
Dresden (dpa) - IWF-Chefin Christine Lagarde hat Erwartungen an eine rasche Einigung der Geldgeber mit der griechischen Regierung gedämpft. „Wir befinden uns im Arbeitsprozess, so dass ich nicht sagen würde, dass wir jetzt schon handfeste Ergebnisse erreicht haben, dass wir am Ende des Prozesses wären“, sagte Lagarde am Donnerstag in Dresden vor Beratungen mit den G7-Finanzministern und -Notenbankchefs. Im ARD-„Morgenmagazin“ betonte sie zwar, dass es eindeutig Bewegung gebe in unterschiedlichen Bereichen: „Aber es ist immer noch sehr viel Arbeit, die getan werden muss.“ Mit Blick auf die im Juni anfallenden nächsten Tilgungsraten Athens an den Internationalen Währungsfonds (IWF) sagte Lagarde, sie habe ein gutes Gefühl, wenn sie höre, dass griechische Politiker sagen, dass sie sich ihren Verpflichtungen stellen werden.
Umfrage: Deutsche lehnen Abschaffung des Bargelds ab
Frankfurt/Main (dpa) - Die Menschen in Deutschland wollen ihre Einkäufe auch in Zukunft in bar bezahlen können. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov würden es drei von vier Befragten (74 Prozent) ablehnen, wenn in Deutschland der Annahmezwang für Bargeld wegfallen würde. Dies ist in Dänemark geplant: Dort müssen kleine Geschäfte und Cafés voraussichtlich ab dem kommenden Jahr keine Scheine und Münzen mehr annehmen. Immerhin jeder Fünfte (21 Prozent) in Deutschland würde ein solches Gesetz allerdings befürworten. Top-Ökonomen hatten sich Mitte Mai für eine Abschaffung des Bargelds ausgesprochen und damit eine heftige Debatte ausgelöst.
Institut: Arbeitsmarkt stagniert in den kommenden Monaten
Nürnberg (dpa) - Die Hoffnung auf einen Jobaufschwung in diesem Jahr hat einen Dämpfer bekommen. Nach einem zunächst vielversprechenden Auftakt zum Jahresanfang rechnen Arbeitsmarktforscher in den kommenden Monaten inzwischen nur noch mit einer stagnierenden Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Sie berufen sich dabei auf eine monatliche Umfrage unter den Chefs der 156 deutschen Arbeitsagenturen. Danach sei bei den Jobvermittlern vor Ort inzwischen „etwas Ernüchterung“ eingetreten, teilte das IAB am Donnerstag bei der Veröffentlichung seines monatlichen Arbeitsmarktbarometers mit. Der Indikator, der als Seismograph für die Arbeitsmarktentwicklung gilt, sank um 0,4 Punkte auf 99,9 Punkte.
EU-Staaten stimmen für neue Regeln für Pauschalreisen
Brüssel (dpa) - Pauschalreisende können sich künftig auf einheitlichere europäische Regeln verlassen - egal, ob sie ihren Urlaub im Reisebüro buchen oder das Paket im Internet selbst zusammenstellen. Die EU-Minister für Wettbewerb bestätigten am Donnerstag in Brüssel eine entsprechende Einigung mit dem EU-Parlament. „Die neue Richtlinie wird die Rechtsposition der Verbraucherinnen und Verbraucher insbesondere bei Online-Buchungen verbessern“, kommentierte Staatssekretär Gerd Billen aus dem Verbraucherschutzministerium, der Deutschland bei dem Treffen vertrat. EU-Verbraucherkommissarin Vera Jourova erklärte: „Reisende werden eindeutig wissen, was sie kaufen und was ihre Rechte sind, besonders, wenn während ihres Urlaubs etwas schief geht.“
Große Übernahme bei privatem Carsharing in Deutschland
Berlin (dpa) - Der französische Carsharing-Anbieter Drivy, bei dem Privatleute ihre Fahrzeuge vermieten können, baut sein Geschäft in Deutschland mit einer Übernahme aus. Drivy schluckt den großen Konkurrenten Autonetzer, der rund 10 000 Fahrzeuge im Angebot und 75 000 registrierte Nutzer hat. Drivy hatte fünf Monate nach dem Deutschland-Start rund 1300 Fahrzeuge für den Service gewonnen.
In Deutschland gibt es noch weitere Anbieter für privates Carsharing wie etwa Tamyca. Mehr Sichtbarkeit haben allerdings Flotten-Angebote wie etwa DriveNow von BMW, car2go von Daimler oder Flinkster von der Deutschen Bahn.
Hornbach peilt stärkere Expansion im Ausland an
Frankfurt/Main (dpa) - Der Baumarktkonzern Hornbach hat im vergangenen Geschäftsjahr mehr Geld verdient und will nun im Ausland stärker wachsen. Das Konzernbetriebsergebnis (EBIT) stieg um 3,0 Prozent auf 165,1 Millionen Euro, der Jahresüberschuss um 23,8 Prozent auf 106,7 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die Konzernspitze beim Umsatz einen Anstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich, das EBIT wird laut Prognose auf dem Niveau des Vorjahres liegen. Vor allem dank der guten Entwicklung auf dem Heimatmarkt konnte das nach eigenen Angaben drittgrößte Unternehmen der Do-it-Yourself-Branche in Deutschland im Geschäftsjahr 2014/2015 (28. Februar) den Umsatz um sechs Prozent auf 3,57 Milliarden Euro steigern.
Anleger wegen griechischer Hängepartie verunsichert
Frankfurt/Main (dpa) - Die Hängepartie in Sachen Griechenland hat am Donnerstag für fortgesetzte Unsicherheit am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Nach dem Auf und Ab in dieser Woche hielten sich die Anleger mit Engagements überwiegend zurück. Der Dax büßte nach einer kurzen Erholung bis zum Nachmittag 0,37 Prozent auf 11 728,11 Punkte ein. Der MDax der mittelgroßen Werte verlor 0,30 Prozent auf 20 910,66 Punkte, während der Technologiewerte-Index TecDax um 0,50 Prozent auf 1726,90 Punkte zulegte. Den Referenzkurs des Euro setzte die Europäische Zentralbank (EZB) auf 1,0896 (Mittwoch: 1,0863) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9178 (0,9206) Euro.