dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Nabucco verliert Gas-Poker gegen Trans-Adria-Pipeline
Baku/Brüssel/Wien (dpa) - Im jahrelangen Pipeline-Poker um Gas aus Aserbaidschan muss die EU mit ihrem Lieblingsprojekt Nabucco eine schwere Niederlage einstecken. Nicht über die strategisch groß geplante Nabucco-Leitung, sondern über die kürzere Trans-Adria-Pipeline (TAP) soll Gas von 2019 an aus dem energiereichen Aserbaidschan am Kaspischen Meer nach Westeuropa strömen. Das gab das aserbaidschanische Gaskonsortium Shah Deniz II unter Führung von BP am Freitag in der Hauptstadt Baku bekannt. Nabucco bedauerte die Entscheidung in einer Mitteilung. Die Zukunft des Konsortiums sei nun offen. Die EU begrüßte ungeachtet ihres misslungenen Einsatzes für Nabucco, dass nun die Unabhängigkeit von russischem Gas erhöht werde.
Regierung verteidigt Blockade bei CO2-Regeln für Autos
Berlin (dpa) - Die Bundesregierung hat ihre Blockadehaltung gegen strengere EU-Klimaschutzvorgaben für Autos gegen heftige Kritik von Umweltschützern und Opposition verteidigt. Es sei völlig richtig, dass sich die Regierung und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) persönlich für die Interessen der deutschen Autoindustrie einsetzten, betonte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter am Freitag in Berlin. Nun werde es voraussichtlich im Herbst Nachverhandlungen mit Brüssel geben. Dabei solle eine vernünftige Balance zwischen industrie- und klimapolitischen Zielen gefunden werden. „Es ist keine Absage, sondern eine Verschiebung.“ Es gelte unverändert, dass auch der europäische Verkehrssektor seinen Beitrag zu den ambitionierten Klimaschutzzielen leisten müsse.
SGL schockt Anleger: Aktie nach Gewinnwarnung unter Druck
Frankfurt/Wiesbaden (dpa) - Der Kohlenstoffspezialist SGL Group hat mit der zweiten Gewinnwarnung in diesem Jahr die Anleger verunsichert. Die Aktie des Wiesbadener Unternehmens sackte am Freitag deutlich ab. Im frühen Handel büßten das Papier 5,33 Prozent auf 25,955 Euro ein. Damit war es Schlusslicht im MDax, der 0,53 Prozent zulegte. Das Unternehmen hatte am Vorabend wegen schwacher Nachfrage und zunehmenden Wettbewerbs seinen Jahresausblick erneut gesenkt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde voraussichtlich um bis zu 60 Prozent niedriger als im Vorjahr ausfallen, hieß es. Bislang war SGL für das laufende Jahr von einem um schlimmstenfalls 25 Prozent niedrigerem Ergebnis ausgegangen. Im Frühjahr hatte das Unternehmen schon einmal den Ausblick revidiert.
Umsätze im deutschen Einzelhandel im Mai besser als erwartet
Wiesbaden/Berlin (dpa) - Ein kräftiges Umsatzplus im Mai macht Deutschlands Einzelhändlern Hoffnung auf bessere Zeiten. „Die Branche ist auf Kurs“, sagte der Geschäftsführer des Handelsverbandes HDE, Kai Falk, am Freitag. „Die Verbraucherstimmung ist sehr positiv - dank der guten Beschäftigungslage und durch die Tarifabschlüsse.“ Auch das Vertrauen der Verbraucher in eine Lösung der Schuldenkrise und einen konjunkturellen Aufschwung in Europa hat nach Einschätzung von Ökonomen zugenommen. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes vom Freitag erhöhten sich die Umsätze im Einzelhandel im Mai preisbereinigt (real) um 0,8 Prozent zum Vormonat.
Rückschlag für Deutschlands Maschinenbauer im Mai
Frankfurt/Main (dpa) - Rückschlag für Deutschlands Maschinenbauer: Im Mai lagen die Auftragseingänge preisbereinigt (real) um fünf Prozent unter dem Vorjahreswert, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Freitag in Frankfurt bekanntgab. „Während die Nachfrage aus dem Ausland ihr Vorjahresniveau immerhin halten konnte, enttäuschten die Inlandsbestellungen mit minus 14 Prozent auf der ganzen Linie“, kommentierte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers das Ergebnis in einer Mitteilung. Im April hatte die exportorientierte deutsche Schlüsselindustrie Hoffnung geschöpft: Erstmals im laufenden Jahr waren wieder mehr Aufträge eingegangen als im Vorjahresmonat. Im April 2013 hatten die Bestellungen das Vorjahresergebnis um real acht Prozent übertroffen.
USA entziehen Bangladesch nach Unfällen Zollfreiheit
Washington (dpa) - Nach den Fabrikunglücken in Bangladesch legen die USA die Zollvergünstigungen für das Land auf Eis. US-Präsident Barack Obama informierte am Donnerstag (Ortszeit) den Kongress über diesen Schritt. Er begründete die Entscheidung mit Sicherheitsproblemen und arbeitsrechtlichen Verstößen in Bangladeschs Textilindustrie. Dem US-Handelsbeauftragten Michael Froman zufolge war der Auslöser unter anderem der Einsturz einer Textilfabrik Ende April in Dhaka, bei dem mehr als 1000 Arbeiter starben. Bisher konnte das südostasiatische Land fast 5000 Produkte zollfrei in die Vereinigten Staaten ausführen, wie die „New York Times“ vor der US-Entscheidung berichtet hatte. Ein Viertel der Textilexporte im Wert von umgerechnet 3,45 Milliarden Euro ging in die USA.
Merkel empört über Herablassung irischer Banker: „Nur Verachtung“
Dublin/London (dpa) - Empörung über abgehobene Banker in Irland: Mitschnitte entlarvender und mit Beleidigungen gegen Deutschland gespickter Gespräche irischer Manager der Pleitebank Anglo Irish Bank haben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erbost. Sie habe dafür „wirklich nur Verachtung“, sagte sie in Brüssel und holte gleich zum Rundumschlag gegen die ganze Branche aus: „Ich kann nur sagen, die Tonalität scheint bankenübergreifend gleich zu sein.“ Der angesehenen Zeitung „Irish Independent“ waren Tondokumente zugespielt worden, die sie Anfang der Woche veröffentlichte. Darin wird deutlich, dass die Führungsspitze der Anglo Irish Bank auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 die Regierung in Dublin über das wahre Ausmaß der Krise bei der Bank belogen hatte. Noch verheerender wirkte der Tonfall der Banker.
Gabelstapler-Hersteller Kion legt verhaltenes Börsendebüt hin
Frankfurt/Wiesbaden (dpa) - Europas größter Hersteller von Gabelstaplern, Kion, hat am Freitag ein verhaltenes Börsendebüt erlebt. Der erste Kurs lag mit 24,19 Euro noch knapp über dem Ausgabepreis von 24,00 Euro. Zuletzt notierte die Aktie aber mit 23,86 Euro um 5,83 Prozent darunter. Kion wollte mit dem Verkauf von 20 Prozent der Anteile und Geldzuflüssen von den Alteigentümern das Eigenkapital um etwa 850 Millionen Euro aufstocken. Für den Frankfurter Wertpapierhandel war Kion einer der größten Neuzugänge 2013. Ein Händler erklärte, der am unteren Ende der Preisspanne festgelegte Ausgabepreis könnte Käufer abgeschreckt haben. Dies deute auf eine schwache Nachfrage hin. Kion hatte den Niedrigpreis mit dem volatilen Börsenumfeld der vergangenen Wochen begründet.
Inflation in Deutschland zieht weiter an: 1,8 Prozent im Juni
Wiesbaden (dpa) - Deutlich gestiegene Nahrungsmittelpreise haben die Inflation in Deutschland weiter angeheizt. Im Juni erhöhten sich die Verbraucherpreise um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten eine schwächere Teuerungsrate von 1,7 Prozent erwartet. Im Mai hatte die Inflation nach Monaten des Rückgangs erstmals wieder auf 1,5 Prozent angezogen. Nun nähert sich der Wert wieder der Warnschwelle von 2,0 Prozent an, bis zu der die Europäische Zentralbank (EZB) stabile Preise gewahrt sieht.
Dax im Minus: Atempause nach starker Erholung
Frankfurt/Main (dpa) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Freitag dem Tempo der jüngsten Erholungsrally Tribut gezollt. Zum Handelsauftakt hatten freundliche Vorgaben aus Übersee dem Dax noch weitere Gewinne beschert und ihn über die 8000-Punkte-Marke getrieben. Doch zuletzt gab der Leitindex um 0,61 Prozent auf 7942 Punkte nach. Auf Wochensicht zeichnet sich allerdings ein Gewinn von knapp zwei Prozent ab. Der MDax sank am Freitag um 0,80 Prozent auf 13 694 Punkte. Für den TecDax ging es um 1,09 Prozent auf 942 Punkte nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,74 Prozent auf 2601 Punkte. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,40 Prozent am Vortag auf 1,38 Prozent. Der Kurs des Euro legte zu. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3080 (Donnerstag: 1,3032) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7645 (0,7673) Euro.