dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Aus und vorbei: Schlecker-Märkte schließen endgültig
Ehingen/Berlin (dpa) - Die Ära Schlecker ist zu Ende. Tausende Verkäuferinnen machten bundesweit ein letztes Mal Kasse. Sie hatten die Anweisung bekommen, am Mittwoch um 15.00 Uhr alle verbliebenen 2800 Märkte des einstigen Drogeriekönigs endgültig abzuschließen. Die Schlecker-Pleite hat am Ende knapp 25 000 Menschen den Arbeitsplatz gekostet. Anton Schlecker hatte die Kette, die zu ihren besten Zeiten europaweit 55 000 Mitarbeiter beschäftigte, 1975 gegründet. Über die Töchter IhrPlatz und Schlecker-XL wird noch mit möglichen Käufern verhandelt.
Mehr als acht Jahre Haft für Ex-BayernLB-Vorstand Gribkowsky
München (dpa) - Der frühere BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky ist am Mittwoch vom Landgericht München wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung zu acht Jahren und sechs Monaten Jahren Haft verurteilt worden. Gribkowsky hatte vor einer Woche zugegeben, 44 Millionen Dollar Schmiergeld von Formel 1-Chef Bernie Ecclestone erhalten und nicht versteuert zu haben. Das Gericht sei dem Geständnis gefolgt und halte es nicht für ein taktisches Manöver gegen Ecclestone, sagte der Vorsitzende Richter Peter Noll. „Das Geständnis passt ins Bild.“ Mit den Millionen wollte Ecclestone den Banker nach Überzeugung der Richter dazu bringen, die Beteiligung der BayernLB an der Formel 1 an seinen Wunschinvestor CVC zu verkaufen, um die Banken los zu werden.
Rukwied neuer Präsident des Deutschen Bauernverbandes
Fürstenfeldbruck (dpa) - Joachim Rukwied ist neuer Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Beim Bauerntag im oberbayerischen Fürstenfeldbruck wählten ihn am Mittwoch 95,4 Prozent der rund 570 Delegierten. Der Verband hatte sich im Vorfeld auf Rukwied als einzigen Kandidaten geeinigt. „Ich freue mich sehr über dieses gute Ergebnis. Es ist eine hohe Verantwortung, die Sie mir da übertragen haben“, sagte Rukwied. Der 50-Jährige löst Gerd Sonnleitner ab, der nach 15 Jahren nicht mehr antrat.
Aigner für Transparenz bei Tierhaltung - Tempo in Brüssel nötig
Berlin (dpa) - Angesichts von Kritik an der Massentierhaltung unterstützt Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) Bemühungen der Bauern für mehr Transparenz. „Es ist eine Chance, mit den Verbrauchern in Kontakt zu treten und auch zu zeigen, wie heute Nutztierhaltung funktioniert“, sagte Aigner der Nachrichtenagentur dpa. Daher sei es positiv, dass der Bauernverband offensiv mit dem Thema umgehe und einen Kodex für verantwortliche Nutztierhaltung erarbeiten wolle. Insgesamt habe sich bereits sehr viel zum Guten gewendet. Tage der offenen Hoftüren schafften zum Beispiel die Möglichkeit, dass sich Verbraucher selbst ein Bild machen könnten.
Wohl wenig Chancen für Klagen gehen Porsche
Braunschweig (dpa) - Vier Jahre nach der Übernahmeschlacht zwischen Porsche und VW hat das Landgericht Braunschweig in einer ersten Verhandlung über teils milliardenschwere Schadenersatz- Forderungen die Erwartungen der Kläger gedämpft. Zwar traf die Kammer am Mittwoch noch keine Entscheidung zu den Anschuldigungen eines Privatanlegers und einer Schweizer Investment-Gesellschaft, die Porsche-Holding Porsche SE (PSE) habe ihre Absicht einer VW-Übernahme damals verheimlicht und so massive Verluste bei Aktien- und Optionsgeschäften ausgelöst. „Es könnte aber schwierig werden, die Begründung so festzumachen, dass sich daraus ein Anspruch ergibt“, sagte der Vorsitzende Richter Stefan Puhle.
Spaniens Probleme immer größer - Rajoy hofft auf EU-Gipfel
Madrid (dpa) - Spanien wachsen die Probleme über den Kopf: Ministerpräsident Mariano Rajoy erhofft sich vom anstehenden EU-Gipfel einen Befreiungsschlag, der die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Euro-Zone aus der schlimmsten Not rettet. Sein Land könne den Staatshaushalt zu den jetzigen Bedingungen nicht mehr lange Zeit finanzieren, warnte der Regierungschef am Mittwoch. Er werde die EU auf dem Gipfel auffordern, Entscheidungen zu einer Stabilisierung der Kapitalmärkte zu treffen. „Das dringendste Thema ist die Finanzierung (des Staatshaushalts)“, betonte Rajoy im spanischen Parlament. Die Zinssätze, die derzeit für spanische Staatsanleihen fällig würden, seien für das Land nicht mehr für lange Zeit bezahlbar. „Zahlreichen Institutionen und Geldhäusern ist der Zugang zu den Geldmärkten schon jetzt versperrt.“
BER-Fiasko - Bund muss möglicherweise Geld nachschießen
Berlin (dpa) - Angesichts des Milliardenlochs beim künftigen Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg (BER) schließt der Bund derzeit nicht aus, dass Geld nachgeschossen werden muss. Das sagte der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Rainer Bomba (CDU), Teilnehmerkreisen zufolge am Mittwoch im nicht-öffentlich tagenden Verkehrsausschuss des Bundestages. Am vergangenen Freitag war nach einer Sitzung des Flughafen-Aufsichtsrates bekanntgeworden, dass der Airport gut eine Milliarde Euro teurer werden dürfte als geplant. Dann würde er am Ende wohl mehr als vier Milliarden Euro kosten.
Nervenkrieg um Rhön-Klinikum - Fresenius-Konkurrent funkt dazwischen
Bad Homburg/Hamburg (dpa) - Die geplante Übernahme des Rhön-Klinikums wird für den Gesundheitskonzern Fresenius zur Zitterpartie. In einem überraschenden Coup hat sich der Konkurrent Asklepios aus Hamburg mehr als 5 Prozent der Rhön-Aktien gesichert, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Für eine Sperrminorität reichen 10 Prozent, weshalb Fresenius auch mindestens 90 Prozent plus eine Aktie übernehmen will. Nach eigenen Angaben war Fresenius aber knapp zwölf Stunden vor Ablauf des Angebots noch weit von der selbst gesetzten 90-Prozent-Marke entfernt.
Krisenangst: Deutsche legen ihr Geld so sicher an wie nie
Berlin/Frankfurt (dpa) - Die Menschen in Deutschland haben so viel Geld wie nie - sie schrecken aus Angst vor der Staatsschuldenkrise aber vor riskanten Investitionen zurück. „Mehr denn je sind die Deutschen bei ihren Geldanlagen auf Sicherheit bedacht“, teilte der Bundesverband Deutscher Banken am Mittwoch in Berlin mit: „Mit 1928 Milliarden Euro halten sie gut 40 Prozent des Geldvermögens als Spar-, Sicht-, Termineinlagen und Bargeld - mehr als je zuvor (Stand Ende 2011).“
IWH: Einkommen driften zwischen Branchen weiter auseinander
Halle (dpa) - In Deutschland driften die Einkommen nach Angaben des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) immer weiter auseinander. In den vergangenen Jahren haben sich Niedrig- und Hochlohnbranchen herausgebildet, teilte das IWH am Mittwoch mit. In exportorientierten Bereichen wie dem produzierenden Gewerbe seien die Löhne und Gehälter stärker gestiegen als in vielen Dienstleistungsbereichen. So verdiene knapp ein Drittel der bundesweit 111 000 Beschäftigten im Wachschutz weniger als 7,50 Euro brutto je Stunde, mehr als die Hälfte von ihnen weniger als 8,50 Euro, sagte die Tarifexpertin des Instituts, Birgit Schultz.
Zahl der offenen Stellen sinkt - Im Juni 2,805 Millionen Arbeitslose
Nürnberg (dpa) - Die ungewissen Konjunkturaussichten werfen inzwischen auch einen Schatten auf den deutschen Arbeitsmarkt. Nach Erkenntnissen der Bundesagentur für Arbeit (BA) vom Mittwoch sank die Zahl der offenen Stellen im Juni auf den niedrigsten Stand seit gut einem Jahr. Trotzdem liege die Kräftenachfrage weiterhin auf hohem Niveau, betonte die Nürnberger Bundesbehörde bei der Bekanntgabe ihres neuesten Stellenindex' BA-X. Die offiziellen Arbeitslosenzahlen will die BA an diesem Donnerstag (28. Juni) bekanntgeben.
Deutsche Firmen kämpfen in China mit Personalproblemen
Peking (dpa) - Deutsche Unternehmen finden in China immer schwerer qualifizierte Mitarbeiter. Die starke Nachfrage nach guten Leuten, hohe Fluktuation und steigende Personalkosten bereiten der deutschen Wirtschaft im China-Geschäft die größten Kopfschmerzen, wie eine neue Umfrage der deutschen Handelskammer unter ihren Mitgliedern in China ergab. Nach den Ergebnissen, die am Mittwoch in Peking vorgelegt wurden, nimmt der Wettbewerb durch chinesische Unternehmen deutlich zu. Auch spüren deutsche Firmen zunehmenden Protektionismus auf dem chinesischen Markt. Doch überwiegen die positiven Erwartungen, so dass weitere Investitionen getätigt werden sollen.
Neuer RWE-Chef stimmt Mitarbeiter auf harten Sparkurs ein
Essen/Düsseldorf (dpa) - Der neue RWE-Chef Peter Terium bereitet die rund 72 000 Mitarbeiter des Essener Strom- und Gaskonzerns auf auf einen rigorosen Sparkurs vor. „Durch den Kernenergieausstieg kommt weniger Geld in die Kasse, außerdem belasten uns ungünstige Gasverträge und die Brennelementesteuer“, sagte Terium den Zeitungen der Essener „WAZ“-Gruppe (Mittwoch). Hinzu kämen die Eurokrise und die niedrigen Großhandelspreise für Strom. RWE müsse zudem Schulden tilgen, weil der Konzern in den vergangenen Jahren Milliarden in neue Kraftwerke investiert habe. „Deshalb müssen wir sparen und effizienter werden.“ Terium übernimmt an diesem Sonntag von Jürgen Großmann den Vorstandsvorsitz beim Essener Energieriesen.
Commerzbank-Schwenk überrascht - Analysten sehen noch große Probleme
Frankfurt/Main (dpa) - Analysten werten den noch drastischeren Konzernumbau bei der Commerzbank als Ausdruck großer Sorge. „Was dahinter steckt ist: Reißleine“, sagte Konrad Becker von der Privatbank Merck Finck am Mittwoch. Der teilverstaatlichte Konzern hatte am Dienstagabend mitgeteilt, die Reste der Krisentochter Eurohypo sowie die Schiffsfinanzierung komplett abzubauen. Davon betroffen sind nach Angaben der Bank knapp 1400 Mitarbeiter.
Gutes China-Geschäft kurbelt Hella-Umsatz an
Düsseldorf (dpa) - Der Beleuchtungsspezialist Hella profitiert vor allem von der guten Autokonjunktur in China und der lebhaften Nachfrage nach Oberklasse-Fahrzeugen. Im Geschäftsjahr 2011/2012 (31. Mai) kletterte der Umsatz um neun Prozent auf 4,8 Milliarden Euro und erreicht damit eine neue Bestmarke, wie das Unternehmen am Mittwoch bei der Bilanzvorlage in Düsseldorf mitteilte. Als Oberklasse-Hersteller in Deutschland gelten Audi, BMW, Mercedes und Porsche. Für die 60 Gesellschafter des Familienunternehmens, das sich weltweit mit über 27 300 Beschäftigte als führender Hersteller für Licht und Elektronik der Autoindustrie sieht, verblieben unter dem Strich 220 Millionen Euro.
Boeing bekommt neuen Verkehrsflugzeug-Chef
Chicago (dpa) - Beim Airbus-Rivalen Boeing kommt es zu einem Generationswechsel. Der für die Verkehrsflugzeug-Sparte zuständige Jim Albaugh räume mit sofortiger Wirkung seinen Posten, erklärte der Konzern am späten Dienstag und führte persönliche Gründe an. Der 62-Jährige wolle zum 1. Oktober in den Ruhestand gehen und werde in den verbleibenden Monaten seinen Nachfolger einarbeiten, hieß es. Dabei handelt es sich um den bisherigen Verkaufs- und Kundenservicechef der Sparte, Raymond Conner. Der 57-Jährige ist ein Boeing-Veteran mit 34 Jahren Firmenzugehörigkeit.