dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
IG Metall will am Freitag weiterverhandeln
Stuttgart (dpa) Die IG Metall Baden-Württemberg will am kommenden Freitag die Verhandlungen für die 3,6 Millionen Beschäftigten in Deutschlands Schlüsselbranche fortsetzen. Dies verlautete am Mittwoch in Stuttgart aus Gewerkschaftskreisen. Die Gespräche waren am Morgen nach einem Verhandlungsmarathon in der fünften Runde unterbrochen worden. Knackpunkt waren weiterhin die Themen unbefristete Azubi-Übernahme und Regelungen für die umstrittene Leiharbeit. Die IG Metall will 6,5 Prozent mehr Geld. Die Arbeitgeber hatten drei Prozent bei einer Laufzeit von 14 Monaten geboten.
Schuldenkrise und EU-Erweiterung bringen viele Zuwanderer
Wiesbaden (dpa) - Die Schuldenkrise und die EU-Erweiterung haben so viele Menschen aus dem Ausland nach Deutschland gezogen wie seit 15 Jahren nicht mehr. Rund 279 000 Zuwanderer wurden - nach Abzug der Auswanderer - 2011 gezählt. Im Vorjahr war diese Zahl nicht einmal halb so hoch (128 000), wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch auf der Basis vorläufiger Daten mitteilte. Aus allen EU-Ländern kamen mehr Menschen nach Deutschland als 2010. Insgesamt betrug das Plus der Ausländer aus diesem Raum 34 Prozent. Besonders stark war der Anstieg aus Griechenland und Spanien, die stark unter der Schuldenkrise leiden.
Gartner: Handy-Markt zu Jahresbeginn geschrumpft
Stamford (dpa) - Die sinkende Nachfrage nach einfachen Mobiltelefonen hat den weltweiten Handy-Markt im ersten Vierteljahr 2012 erstmals nach zehn Quartalen wieder schrumpfen lassen. Nach Zahlen der Marktforschungsfirma Gartner vom Mittwoch ging der Absatz im Jahresvergleich um zwei Prozent auf 419,1 Millionen Geräte zurück. Bei den populären Smartphones gab es hingegen einen Zuwachs von fast 45 Prozent auf 114,4 Millionen Computer-Telefone. Und mit ihnen verdienen die Hersteller deutlich mehr. Umsatzzahlen im Detail will Gartner aber frühestens kommenden Monat in seinem Ausblick für das Jahr bekanntgeben. Der Rückgang im ersten Quartal ist der erste seit dem zweiten Quartal 2009, als die Ausläufer der Finanzkrise die Branche erreichte.
Starke Nachfrage: Facebook bringt mehr Aktien unters Volk
New York (dpa) - Facebook steht endgültig vor einem der größten Börsengänge aller Zeiten. Weil sich die Investoren um einen Anteil am boomenden Sozialen Netzwerk reißen, verkaufen die Alteigentümer um Gründer Mark Zuckerberg mehr eigene Aktien als ursprünglich geplant. Das treibt das Gesamtvolumen in schwindelerregende Höhen. Mit erwarteten Einnahmen von zunächst 16 Milliarden Dollar (12,3 Mrd Euro) rückt Facebook in die absolute Topliga der Börsengänge auf. Wie aus dem am Mittwoch aktualisierten Börsenprospekt hervorgeht, wechseln nun 421 Millionen Anteilsscheine zu einem Stückpreis zwischen 34 und 38 Dollar den Besitzer. Ursprünglich sollten 337 Millionen Aktien auf den Markt kommen - und das zu einem geringeren Einzelpreis. Die Preisspanne hatte Facebook erst am Vortag angehoben. Ganz zu Beginn hatte Facebook gerade einmal Einnahmen von 5 Milliarden Dollar angepeilt und damit weniger als einem Drittel der heutigen Summe.
Preisauftrieb in der Eurozone schwächt sich leicht ab
Luxemburg (dpa) - In der Eurozone hat sich der Preisauftrieb im April etwas abgeschwächt. Die jährliche Inflationsrate sank von 2,7 Prozent im März auf 2,6 Prozent, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat am Mittwoch in Luxemburg mitteilte. Damit wurden vorläufige Zahlen bestätigt. Im Monatsvergleich stieg der Harmonisierte Verbraucherpreisindex um 0,5 Prozent. Experten hatten mit dieser Entwicklung gerechnet. Trotz des leichten Rückgangs liegt die Inflationsrate im Währungsraum immer noch merklich über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von knapp zwei Prozent. Der EZB ist es seit Ende 2010 nicht mehr gelungen, ihr Inflationsziel zu erreichen. Daran dürfte sich in diesem Jahr auch nichts ändern. Die Notenbank rechnet damit, dass die Teuerung erst Anfang 2013 unter die Schwelle von zwei Prozent sinken wird.
Probleme an A380-Flügeln bremsen EADS - Aber volle Auftragsbücher =
Paris/München (dpa) - Die Risse in Teilen der A380-Flügel bremsen Europas größten Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS. Das Geschäft mit Flugzeugen, Hubschraubern und Weltraumraketen warf im ersten Quartal zwar ordentlich Gewinn ab. Die Probleme an den Tragflächen von mehr als 70 der Airbus-Riesenjets A380 kosteten den Konzern aber einen überraschend großen Teil seines Profits. Im Gesamtjahr will EADS die Mehrkosten in dreistelliger Millionenhöhe jedoch auffangen. Am Gewinnziel für 2012 hielt der scheidende Finanzvorstand Hans Peter Ring am Mittwoch ausdrücklich fest. EADS steuert auf einen Überschuss von gut einer Milliarde Euro zu. Der Airbus-Mutterkonzern verdiente von Januar bis März 133 Millionen Euro nach einem Verlust von 12 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Der EADS-Umsatz legte hingegen dank gestiegener Flugzeugverkäufe und höherer Preise um 16 Prozent auf 11,4 Milliarden Euro zu.
Kleinaktionäre unterliegen im Telekom-Prozess - Gang zum BGH
Frankfurt/Main (dpa) - Im millionenschweren Prozess um den dritten Telekom-Börsengang im Jahr 2000 haben die klagenden Kleinaktionäre eine klare Niederlage erlitten. Das Oberlandesgericht Frankfurt hat in dem Verkaufsprospekt für die T-Aktie keine Fehler entdeckt, wie die Senatsvorsitzende Birgitta Schier-Ammann am Mittwoch verkündete. Die rund 17 000 Anleger erhalten daher keinen Schadensersatz, den sie in Höhe von rund 80 Millionen Euro eingeklagt haben. Der größte Anlegerschutzprozess in der deutschen Rechtsgeschichte ist damit aber nicht beendet: Andreas Tilp, Anwalt des Musterklägers mit einem Schaden von 1,2 Millionen Euro, kündigte die umgehende Einreichung der Revision beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe an. Mit einer Entscheidung rechne er nicht vor Mitte des kommenden Jahres, sagte der Anwalt. Der Musterentscheid stelle lediglich einen „Pyrrhus-Etappensieg“ für die Telekom und den Bund dar. „Das entscheidende und letzte Wort wird der BGH sprechen, den wir nunmehr erstmals nach über elf Jahren Prozessdauer anrufen können.“
Griechen heben wegen desolater Lage wieder große Summen Bargeld ab
Athen (dpa) - In Griechenland wachsen wegen der politisch desolaten Lage die Ängste vor einem massiven Abzug von Bargeld. Während der dramatischen Verhandlungen über eine neue Regierung seien am Montag knapp 900 Millionen Euro abgehoben worden, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Bankenkreisen. Staatspräsident Karolos Papoulias hatte bereits am Wochenende die Parteichefs darauf hingewiesen, dass die Griechen wieder verstärkt hohe Summen von Geldautomaten und über das Internet abgehoben hätten. Das Transkript des Gesprächs mit den Angaben wurde jedoch erst später bekannt. Bis zum Sonntagnachmittag seien rund 700 Millionen Euro abgehoben worden, soll Papoulias nach Berichten griechischer Medien unter Berufung auf Notenbank-Chef Georg Provopoulos mitgeteilt haben.
Durchbruch bei Metall-Tarifverhandlungen noch fern - Streikgefahr
Sindelfingen (dpa) - In der Metall- und Elektroindustrie ist die Gefahr des ersten groß angelegten Streiks seit zehn Jahren nicht gebannt. Die Tarifgespräche im möglichen Pilottarifbezirk Baden-Württemberg endeten am frühen Mittwochmorgen nach 18 Stunden Marathonverhandlung ohne eine wegweisende Annäherung von Gewerkschaft und Arbeitgebern, wie IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann erklärte. Am Freitag könnten die unterbrochenen Verhandlungen für die 3,6 Millionen Beschäftigten in Deutschlands Schlüsselindustrie weitergehen - vorbehaltlich einer internen Beratung bei der IG Metall. „Es wurden Fortschritte erzielt, aber noch keine ausreichenden“, sagte Hofmann.
Exporte in Euro-Zone und EU auf niedrigstem Stand seit 20 Jahren
Wiesbaden (dpa) - Europa verliert angesichts der Euro- Schuldenkrise und boomender Nachfrage in wachstumsstarken Schwellenländern an Bedeutung für die deutschen Exportunternehmen. Im vergangenen Jahr gingen nur noch 39,7 Prozent der Ausfuhren in den Euro-Raum, es war der niedrigste Stand seit 20 Jahren, wie aus am Mittwoch veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. 1991 hatte der Anteil noch bei mehr als 50 Prozent gelegen. Auch der Anteil der Exporte in die EU-Länder sank mit 59,2 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren. Traditionelle Handelspartner wie die EU aber auch die USA haben den Statistikern zufolge im Zuge der Globalisierung an Gewicht verloren. In den Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China (BRIC) stieg die Nachfrage nach Produkten made in Germany dagegen deutlich.
Dax stabilisiert sich
Frankfurt/Main (dpa) - Nach zwei schwachen Tagen hat sich der Dax am Mittwoch stabilisiert. Die Beruhigung an einigen Anleihemärkten ließ anfängliche Verluste bis zum Nachmittag abschmelzen - der Leitindex schaffte zuletzt sogar den Dreh auf 0,06 Prozent ins Plus auf 6405 Punkte. Seit Ende der Vorwoche war das Kursbarometer zeitweise von der politischen Unsicherheit in Griechenland belastet um über vier Prozent auf den tiefsten Stand seit Januar abgerutscht. Der MDax büßte am Nachmittag nur noch 0,06 Prozent ein auf 10 327 Punkte, während der TecDax 0,97 Prozent verlor auf 762 Punkte. Am deutschen Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,20 Prozent am Vortag auf 1,19 Prozent. Der Kurs des Euro fiel: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,2738 (Dienstag: 1,2843) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7851 (0,7786) Euro.