dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
IWF: Eurokrise bremst Weltkonjunktur aus - Deutschland noch im Plus
Washington (dpa) - Eine blutarme Weltwirtschaft, die Eurozone in der Rezession, aber Deutschland immerhin mit Mini-Plus: Die Schuldenkrise hat den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu einer kräftigen Abwärtskorrektur seiner Konjunkturprognosen gezwungen. Der Fonds stutzte seine Vorhersage für die deutsche Wirtschaft um einen satten Prozentpunkt, dennoch erwartet er dieses Jahr noch 0,3 Prozent Wachstum. 2013 soll es indes schon wieder um 1,5 Prozent nach oben gehen. Im letzten Quartal 2011 sei die Eurokrise „in eine gefährliche neue Phase getreten“, befindet der IWF in seinem aktualisierten Weltwirtschaftsausblick, der am Dienstag in Washington vorgelegt wurde. Die Folge: „Trübere Aussichten für das globale Wachstum und sprunghaft gestiegene Risiken.“
Siemens startet mit Gewinneinbruch ins neue Geschäftsjahr
München (dpa) - Die Schuldenkrise und das Geschäft mit erneuerbaren Energien haben Siemens den Start ins neue Geschäftsjahr verdorben. Zwischen Oktober und Dezember 2011 sank das Konzernergebnis um 17 Prozent auf 1,46 Milliarden Euro. „2012 wird kein leichtes Jahr. Auch wenn es in der zweiten Jahreshälfte zu einer Erholung kommt, müssen wir hart arbeiten, um unsere Ziele zu erreichen“, sagte Siemens-Chef Peter Löscher vor der Aktionärsversammlung am Dienstag in München. Der Manager will einen Jahresgewinn von sechs Milliarden Euro einfahren.
Q-Cells in extremer Not - Kein Eigenkapital mehr
Bitterfeld-Wolfen (dpa) - Das börsennotierte Solarunternehmen Q-Cells aus Bitterfeld-Wolfen ist in extremer Not. Ende 2011 verfügte der Konzern nach Bilanzvorschriften des Handelsgesetzbuches über kein Eigenkapital mehr, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Es werde versucht, mit den einzelnen Gläubigern eine Vereinbarung zu finden. Q-Cells könnte damit weiterhin als unabhängiges Unternehmen bestehen, hieß es in einer Pflichtmitteilung. Die Nachricht habe zunächst keine Auswirkungen auf die Arbeitsplätze, die Situation sei für die Beschäftigten unverändert, sagte eine Firmensprecherin der dpa.
Verdi fordert zeitnah Gespräche über Jobs bei Schlecker
Ulm/Ehingen (dpa) - Für die Schlecker-Mitarbeiter ist nach dem Insolvenzantrag der Drogeriekette Geduld angesagt. Der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz will sich zunächst eine Übersicht über alle Ansprüche von Lieferanten und anderen Gläubigern verschaffen. „Es laufen Gespräche mit allen Beteiligten“, sagte ein Unternehmenssprecher am Dienstag. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi drängt auf zeitnahe Gespräche über die Zukunft der rund 30 000 deutschen Beschäftigten. Zu möglicherweise anstehenden Entlassungen wollte eine Gewerkschaftssprecherin in Berlin nichts sagen. „Es ist aber klar, dass eine Insolvenz selbst noch keinen Kündigungsgrund darstellt“, erklärte sie. Die Gewerkschaft werte es aber als „Signal“ an die Mitarbeiter, dass Schlecker sich Tarifverträgen verpflichtet fühle.
Schattenwirtschaft auf niedrigstem Stand seit 18 Jahren
Tübingen (dpa) - Durch die niedrige Arbeitslosigkeit wird in Deutschland so wenig schwarz gearbeitet wie seit 18 Jahren nicht mehr. Weil man derzeit vergleichsweise leicht einen regulären Job bekomme, sei Schwarzarbeit für die Menschen nicht mehr so attraktiv wie noch vor einigen Jahren, sagte der Geschäftsführer des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW), Bernhard Boockmann, am Dienstag in Tübingen. Trotzdem geht das Institut in seiner Schattenwirtschaftsprognose davon aus, dass in Deutschland jeder siebte Euro am Fiskus vorbeigeschleust wird. Das Volumen der Schattenwirtschaft betrage in diesem Jahr rund 13,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Raffineriebetreiber Petroplus ist pleite
Zug/Ingolstadt (dpa) - Der angeschlagene Raffineriebetreiber Petroplus steht vor dem Aus und treibt auch seinen deutschen Ableger in Ingolstadt in die Insolvenz. Das hoch verschuldete Schweizer Unternehmen teilte am Dienstag mit, die Verhandlungen mit den Kreditgebern seien gescheitert, man bereite ein Insolvenzverfahren vor. Die Petroplus-Aktie brach daraufhin um mehr als 80 Prozent ein. Das Unternehmen zählt sich zu den größten unabhängigen Raffineriekonzernen Europas.
Industrie bekommt Geldprämie für Stromabschaltung
Berlin (dpa) - Große Energieverbraucher in der Industrie bekommen künftig Geld, wenn ihnen aus Gründen der Netzsicherheit notfalls der Strom abgestellt werden darf. Das sieht eine neue Abschaltverordnung vor. Das Bundeswirtschaftsministerium bestätigte am Dienstag einen entsprechenden Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Für die Bereitschaft, im Falle von Engpässen kürzerzutreten, soll es ein Entgelt von höchstens 60 000 Euro je Abnehmer und Jahr geben. Kern der Verordnung ist es, dass Unternehmen mit Stromabnahmen in der Größenordnung einer mittelgroßen Stadt auf Anforderung des Übertragungsnetzbetreibers innerhalb kürzester Zeit ihre Stromabnahme zu einem Großteil einstellen und vom Netz gehen.
Razzia bei Handelskonzernen - Verdacht auf Scheinwerkverträge
Schweinfurt (dpa) - Großrazzia gegen zwei Einzelhandelskonzerne: Mehr als 450 Zollfahnder haben am Dienstag sechs Warenzentren, Wohn- und Geschäftsräume in Bayern, Baden- Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen durchsucht. Der Vorwurf: Die Unternehmen sollen nach Angaben des Hauptzollamts Schweinfurt für Lagerarbeiter und Staplerfahrer rechtswidrige Werkverträge geschlossen haben. Dadurch seien diese Leiharbeiter erheblich unter Tarif bezahlt sowie Sozialversicherungsbeiträge hinterzogen worden. Nach Angaben aus Ermittlerkreisen erhielten die Arbeiter rund 30 Prozent zu wenig Lohn.
Gewinnmitnahmen belasten den Dax
Frankfurt/Main (dpa) - Die Zitterpartie um die Zukunft der griechischen Staatsschulden hat die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Dienstag zu Gewinnmitnahmen verleitet. Der Leitindex Dax gab am Nachmittag 1,22 Prozent auf 6358 Punkte ab, nachdem er an den vergangenen sechs Handelstagen in der Spitze mehr als fünf Prozent zugelegt und bei 6467 Punkten den höchsten Stand seit Anfang August markiert hatte. Der MDax verlor zuletzt 1,45 Prozent auf 9710 Punkte, und der TecDax sackte um 1,87 Prozent auf 735 Punkte ab. Der Euro gab etwas nach: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3003 (1,3017) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7691 (0,7682) Euro.