Verdi will zeitnah Gespräche über Schlecker-Jobs
Ulm/Ehingen (dpa) - Für die Schlecker-Mitarbeiter ist nach dem Insolvenzantrag der Drogeriekette Geduld angesagt. Der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz will sich zunächst eine Übersicht über alle Ansprüche von Lieferanten und anderen Gläubigern verschaffen.
„Es laufen Gespräche mit allen Beteiligten“, sagte ein Unternehmenssprecher am Dienstag. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi dringt auf zeitnahe Gespräche über die Zukunft der rund 30 000 deutschen Beschäftigten.
Zu möglicherweise anstehenden Entlassungen wollte eine Gewerkschaftssprecherin in Berlin nichts sagen. „Es ist aber klar, dass eine Insolvenz selbst noch keinen Kündigungsgrund darstellt“, erklärte sie. Die Gewerkschaft werte es aber als „Signal“ an die Mitarbeiter, dass Schlecker sich Tarifverträgen verpflichtet fühle.
Wann das Insolvenzverfahren eröffnet wird, ist noch völlig offen. „Der Insolvenzverwalter muss zunächst die Bücher sichten, das wird einige Zeit in Anspruch nehmen“, sagte der Ulmer Insolvenzrichter Benjamin Webel der Nachrichtenagentur dpa. Der Geschäftsbetrieb sei auch am Dienstag unverändert weitergelaufen, erklärte der Schlecker-Sprecher. Auch die Gehälter seien gesichert.
Schlecker muss aber einen ersten Lieferstopp verkraften: So stellte Unilever (Dove, Rexona) die Belieferung vorerst ein. Ein Sprecher der deutschen Tochter bestätigte einen entsprechenden Bericht von „Spiegel Online“. Der Lieferstopp gelte seit Montag. „Wir stehen aber in engem Kontakt mit Schlecker und hoffen, die Lieferungen schnellstmöglich wieder aufnehmen zu können.“ Ein Schlecker-Sprecher erklärte, zu einzelnen Lieferanten äußere sich die Drogeriekette nicht.
Der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, sieht gute Chancen für Schlecker-Beschäftigte: „Die Arbeitsagenturen haben aber bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass sie in solchen Fällen schnell reagieren und die Betroffenen gut unterstützen können, zum Beispiel bei der Quelle-Insolvenz“, sagte Weise der „Passauer Neuen Presse“. „Die Arbeitskräftenachfrage im Einzelhandel ist derzeit hoch, so dass die Chancen gut sind.“
Die Insolvenz der Drogeriekette Schlecker wird sich nach Ansicht des Konkurrenten Rossmann nicht auf die Verbraucherpreise auswirken. „Der Wettbewerb funktioniert seit vielen Jahren und ist geprägt von Preiskämpfen. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern“, sagte Unternehmenschef Dirk Roßmann der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
Schlecker hatte am Freitag mitgeteilt, dass Deutschlands größte Drogeriekette zahlungsunfähig ist und eine Planinsolvenz angekündigt. Am Montag stellte das Familienunternehmen aus Ehingen dann einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Ulm. Europaweit arbeiten mehr als 40 000 Menschen bei Schlecker, etwa 30 000 davon in Deutschland.