Transfergesellschaft Insolvenzverfahren für Air Berlin eröffnet
Berlin (dpa) - Für die Fluggesellschaft Air Berlin ist das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Dies teilte das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg als zuständiges Insolvenzgericht mit.
Die Gläubiger können nun ihre Forderungen schriftlich bis zum 1. Februar 2018 beim Sachwalter anmelden. So wird der Insolvenzverwalter bei einem Verfahren in Eigenverwaltung genannt. Die Gläubigerversammlung findet am 24. Januar in Berlin statt.
Das Gericht bestellte den Berliner Rechtsanwalt Lucas Flöther zum Sachwalter. Er hatte diese Funktion vorläufig bereits nach dem Insolvenzantrag vom 15. August übernommen. Das Amtsgericht hatte ein von Flöther erstelltes Gutachten geprüft und festgestellt, dass die Gesellschaft „zahlungsunfähig und zugleich überschuldet ist“. Air Berlin wies zuletzt rund 1,5 Milliarden Euro Schulden aus.
Große Teile der insolventen Airline will die Lufthansa übernehmen. Der Konzern meldete das geplante Geschäft am Dienstag offiziell den Kartellbehörden in Brüssel zur Überprüfung. Die entsprechenden Unterlagen seien bei der EU-Kommission eingereicht worden, sagte ein Unternehmenssprecher in Frankfurt. Man rechne noch im Dezember mit einer Entscheidung.
Lufthansa will mit den Teilgesellschaften LG Walter und Niki für 210 Millionen Euro einen beträchtlichen Teil des Air-Berlin-Flugbetriebs mit 81 Jets und den dazugehörigen Verkehrsrechten übernehmen. Neben der Lufthansa will auch die britische Easyjet einen Teil der insolventen Air Berlin erwerben.
Eine Transfergesellschaft für bisherige Verwaltungsmitarbeiter von Air Berlin nahm die Arbeit auf. Wie die Gewerkschaft Verdi mitteilte, haben nach aktuellen Zahlen rund 1100 Beschäftigte die Möglichkeit, in dieses Unternehmen zu wechseln, das sich um eine Vermittlung der Arbeitnehmer an andere Firmen kümmern soll. In einer ersten Welle wurden nach Verdi-Angaben rund 400 Beschäftigte des Bodenpersonals von Air Berlin freigestellt.
Formal handelt es sich um drei einzelne Insolvenzverfahren - für die Aktiengesellschaft britischen Rechts, Air Berlin PLC, für die Kommanditgesellschaft Air Berlin PLC & Co. Luftverkehrs KG sowie für die Tochter Air Berlin Technik GmbH.
Den Flugbetrieb stellte das Unternehmen schon am Freitag vergangener Woche ein. Ein Flugzeug stand zuletzt noch in Island, weil es dort wegen nicht bezahlter Rechnungen nicht starten durfte. Der Streit wurde am Mittwoch beigelegt, die Maschine sollte nach Angaben von Air Berlin noch am selben Tag zurück nach Berlin-Schönefeld fliegen.
An diesem Donnerstag verhandelt das Arbeitsgericht Berlin über einen Eilantrag der Personalvertretung der Flugbegleiter von Air Berlin. Sie wollen per einstweiliger Verfügung Entlassungen verhindern. Seit der Antragstellung in der vergangenen Woche hat sich die Situation jedoch verändert: Neben der Transfergesellschaft für die Verwaltungsmitarbeiter will Easyjet bis zu 1000 Piloten und Flugbegleiter übernehmen.
Als indirekte Folge der Air-Berlin-Pleite setzt die Lufthansa im November zwischen Frankfurt und Berlin-Tegel auch Jumbojets ein. Anders als mit dem Einsatz der Großraumflugzeuge sei die hohe Nachfrage nicht zu bewältigen, erklärte das Unternehmen.
Die erste Maschine vom Typ Boeing 747 wurde am frühen Mittwochabend in Berlin erwartet. Die Lufthansa-Tochter Eurowings will zwar Jets aus der Flotte von Air Berlin übernehmen. Allerdings stünden diese noch nicht zur Verfügung, sagte ein Lufthansa-Sprecher.