dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Schuldenkrise: Druck auf Banken, Sorgen um Italien
Hamburg/Berlin (dpa) - Die G20-Staaten verschärfen inmitten der Schuldenkrise den Druck auf Banken und Finanzmärkte. Neben einer strengeren Aufsicht sollten auf dem Gipfel in Cannes neue, internationale Standards beschlossen werden, wie Banken abgewickelt werden könnten, berichtete der „Spiegel“ unter Berufung auf den Entwurf des Gipfel-Kommuniqués. Geldinstitute sollen künftig nicht mehr zu groß für eine Pleite sein. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) drohte den Banken mit Zwangsmaßnahmen, sollten sie sich dem geplanten Schuldenschnitt für Griechenland verweigern. Der scheidende EZB-Präsident Jean-Claude Trichet warnte in der „Bild am Sonntag“: „Die Krise ist nicht vorbei.“
Fehlbuchung von 55,5 Milliarden Euro hat ein Nachspiel
Berlin (dpa) - Eine der größten Buchungspannen aller Zeiten senkt die deutsche Staatsverschuldung um 55,5 Milliarden Euro, sie wird aber für die verstaatlichte Hypo Real Estate ein Nachspiel haben. Vorstände der HRE und ihrer Bad Bank müssen bei Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zum Rapport erscheinen, wie das Ministerium am Sonntag bestätigte. Die Verantwortlichen der Bank sollten zudem dem Finanzausschuss des Bundestags Rede und Antwort stehen, betonte der CSU-Politiker Hans Michelbach. Das sei ein „unfassbarer Fehler“. Der Milliardenbetrag war durch fehlerhafte Doppelbuchungen seit dem vergangenen Jahr bei der HRE-Bad-Bank, die FMS Wertmanagement heißt, entstanden. Der Fehler führt dazu, dass die zuviel verbuchten 55,5 Milliarden Euro die deutschen Staatsschulden mit einem Schlag um 2,6 Prozentpunkte auf 81,1 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung fallen lassen.
Alle Qantas-Flüge gestrichen - kein Ende im Arbeitskampf in Sicht
Sydney (dpa) - Mit einem beispiellosen Flugstopp ihrer gesamten Flotte hat die australische Fluggesellschaft Qantas am Wochenende tausende Passagiere ins Chaos gestürzt. Aus Verärgerung über einen anhaltenden Arbeitskampf mit Piloten, Ingenieuren und Bodenpersonal stellte die Airline am Samstag ohne Vorwarnung und mit sofortiger Wirkung den gesamten Flugverkehr ein. In aller Welt, einschließlich Frankfurt, Los Angeles und Bangkok, sowie an allen australischen Flughäfen strandeten verärgerte Passagiere. Betroffen waren 108 Maschinen an 22 Flughäfen in aller Welt. Am Wochenende seien 447 Flüge gestrichen worden, mit insgesamt 68 000 Passagieren, teilte die Airline mit. Sie beziffert den Verlust auf 20 Millionen australische Dollar - rund 15 Millionen Euro - täglich.
Goldman-Sachs-Chefvolkswirt erwartet Rezession im Euroraum
Berlin (dpa) - Auch nach dem EU-Krisengipfel bedroht das Schuldendrama nach Expertenmeinung das Wirtschaftswachstum in Europa und den USA. „Die Gefahr sieht jetzt zwar ein bisschen kleiner aus, nachdem der Euro-Rettungsschirm weiter aufgespannt wurde“, sagte Jan Hatzius, Chefvolkswirt der US-Investmentbank Goldman Sachs, dem „Tagesspiegel“ (Montag). Europas Wirtschaftsdaten seien aber weiterhin schwach: Goldman Sachs erwarte im vierten Quartal 2011 und im ersten Quartal 2012 eine leichte Rezession im Euroraum. „Das wird nicht ohne Folgen für die USA bleiben“, sagte Hatzius dem Blatt. Würde sich die Schuldenkrise in Europa wieder verschärfen, dann sei auch in Amerika eine Rezession denkbar.
Studie: VW in Deutschland fast Monopolist
Duisburg/Hannover (dpa) - Europas größter Autobauer Volkswagen nimmt einer Studie zufolge in Deutschland fast eine Monopolstellung ein. Die Marke VW werde in diesem Jahr mit knapp 21,9 Prozent Anteil im deutschen Automarkt erstmals zweieinhalb Mal so viele Fahrzeuge verkaufen wie die zweitgrößte Marke Mercedes, heißt es in der am Sonntag veröffentlichten Studie des Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer vom Auto-Forschungszentrum der Universität Duisburg-Essen. Erstmals wird VW den Angaben zufolge auch die drei meistverkauften Automodelle in Deutschland stellen. Demnach wurden im Zeitraum Januar bis September bundesweit 149 655 VW Golf, 72 251 VW Passat und 70 231 VW Polo verkauft. Die VW-Gruppe - einschließlich Porsche - werde 2011 einen Marktanteil von knapp 37 Prozent erreichen, schrieb Dudenhöffer.
Thomas Cook und Neckermann erhöhen Preise für Fernreisen
Limassol (dpa) - Thomas Cook und Neckermann erhöhen die Preise für Fernreisen zum Sommer 2012 um durchschnittlich drei Prozent. Das teilten die Reiseveranstalter der Thomas Cook AG am Samstag bei der Vorstellung der Sommerkataloge in Limassol auf Zypern mit. Besonders stark steigen die Preise für Thailandreisen: Sie verteuern sich um sechs Prozent. Nah- und Mittelstreckenziele wie Mallorca, Griechenland, Bulgarien und Kroatien werden im Schnitt um zwei Prozent teurer. Für Reisen in die Türkei und auf die Kanarischen Inseln müssen Kunden künftig vier Prozent mehr zahlen. Ausschlaggebend für die Preisanhebungen seien unter anderem die durch den gestiegenen Ölpreis höheren Kerosinkosten, erklärte Peter Fankhauser, Vorstandschef der Thomas Cook AG.
Zeitung: Einzelhandel erwartet hohes Wachstum
Berlin (dpa) - Die Kauflust der Deutschen überrascht nach einem Zeitungsbericht selbst den Handelsverband Deutschland (HDE). „Im bisherigen Jahresverlauf liegt der deutsche Einzelhandel über unserer Prognose von 1,5 Prozent Umsatzwachstum für 2011“, sagte HDE-Geschäftsführer Kai Falk der Wirtschaftszeitung „Euro am Sonntag“. Auch für die Entwicklung bis zum Jahresende sei man optimistisch. Produkte aus den Segmenten Ausstattung in Heim und Garten sowie persönlicher Bedarf liefen derzeit besonders gut. Dennoch wolle der Verband an seiner Prognose eines Umsatzwachstums von 1,5 Prozent vorerst noch festhalten.
Google macht Fernsehen - Neue Kanäle auf YouTube
Mountain View (dpa) - Google will mit seiner Video-Plattform YouTube stärker dem Fernsehen Konkurrenz machen. YouTube kündigte mehr als 100 Video-Kanäle an, die überall auf der Welt verfügbar sein sollen. Damit man sich deren Programm auch auf dem Fernseher besser anschauen kann, erneuerte der Konzern seine Software Google TV, die bisher unter anderem in Geräte von Sony integriert wird. Google spricht von Millionen Kanälen, die mit der Zeit entstehen können. Die neuen YouTube-Kanäle sollen schrittweise von November an bis ins nächste Jahr hinein starten. Der Vorstoß war schon lange erwartet worden, seit Wochen hatte es entsprechende Medienberichte gegeben.