dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft

Deutsche Wirtschaft trotzt Krisenzeichen =

München (dpa) - Deutschlands Unternehmen bleiben in bester Laune: Die Stimmung der Wirtschaft hierzulande trotzt weiter den schlechten Nachrichten aus Griechenland, den tristen Konjunkturdaten aus den USA oder hohen Rohstoffpreisen. Entgegen allen Erwartungen kletterte der ifo-Index um 0,3 auf 114,5 Punkte - und überraschte die Fachleute. Allerdings trübten sich die Erwartungen der befragten Unternehmen zum vierten Mal in Folge leicht ein. Eine Trendwende sei dennoch nicht zu erwarten: „Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem robusten Aufschwung“, sagte ifo-Chef Hans-Werner Sinn.

Saab sucht Retter in China und den USA =

Stockholm (dpa) - Der schwer angeschlagene schwedische Autohersteller Saab sucht Hilfe in letzter Minute aus China und den USA. Unternehmenssprecher Eric Geers sagte am Freitag, dass der niederländische Saab-Chef und -Haupteigner Victor Muller in den Vereinigten Staaten über die kurzfristige Bereitstellung von Mitteln verhandelt habe. Über das Ergebnis machte er keine Angaben und erklärte weiter: „Ich weiß nicht genau, wo Muller sich jetzt aufhält.“ Er sei aber sicher, dass der Niederländer „rund um die Uhr arbeitet“. Das Traditionsunternehmen hatte seinen 3700 Beschäftigten im westschwedischen Trollhättan am Vortag mitgeteilt, dass kein Geld für die Juni-Löhne und Gehälter mehr da sei.

NRW muss 1 Milliarde Euro für WestLB aufbringen =

Düsseldorf (dpa) - Für den Umbau der WestLB muss das Land Nordrhein-Westfalen 1 Milliarde Euro frisches Kapital aufbringen. Diesen Betrag nannte NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) am Freitag. Auch die Sparkassen müssten als WestLB-Miteigentümer 1 Milliarde Euro neues Kapital beisteuern. Der Bund belasse 2 Milliarden aus seiner stillen Einlage von 3 Milliarden Euro in der Bank. Die WestLB wird nach dem Umbauplan in mehrere Teile zerschlagen. Ziel der radikalen Verkleinerung ist eine Sparkassen-Zentralbank für die gut 100 kommunalen Kreditinstitute in Nordrhein-Westfalen. Sie soll in den alleinigen Besitz der Sparkassen übergehen. Große Teile der Landesbank sollen verkauft werden. Die restliche WestLB wird allein dem Land Nordrhein-Westfalen gehören.

Konjunktur in den USA bleibt blutarm =

Washington (dpa) - Auch die neuesten Daten bestätigen es: Die US-Wirtschaft hat zu Beginn des Jahres spürbar an Fahrt verloren. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei von Januar bis März auf das Jahr hochgerechnet um 1,9 Prozent gestiegen, teilte am Freitag das US-Handelsministerium in Washington mit. Das Ministerium korrigierte damit in seiner dritten Schätzung den zuletzt gemeldeten Wert um 0,1 Prozentpunkte leicht nach oben. Volkswirte hatten bereits vor der Bekanntgabe damit gerechnet. Im letzten Vierteljahr 2010 hatte das Wachstum mit 3,1 Prozent noch deutlich höher gelegen. Für das erste Quartal war von Experten lange ein Wert von mehr als 2 Prozent erwartet worden.

Studie: Berlin/Brandenburg hat sich am besten entwickelt =

Köln (dpa) - Die Hauptstadtregion Berlin/Brandenburg verzeichnet einer Studie zufolge einen rapiden Aufschwung. Sie hat in den Jahren 2007 bis 2010 von allen Bundesländern die größten wirtschaftlichen Fortschritte erzielt, wie aus einem Ranking hervorgeht. Die Studie stammt von der arbeitgeberfinanzierten Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und der „Wirtschaftswoche“. Die rot-rote brandenburgische Landesregierung habe gezielt bestimmte Branchen wie Luftfahrttechnik und Logistik gefördert: „Das zahlt sich nun in Form einer hohen Dynamik aus.“ In den Bundesländer-Vergleich fließen rund 100 Indikatoren ein. Dazu gehören zum Beispiel Produktivität, Arbeitslosenquote und Jobversorgung.

Streit um Facebook-Gründung findet kein Ende =

Boston/Berlin (dpa) - Der Streit um die Facebook-Gründung geht überraschend doch noch in eine neue Runde. Die Zwillinge, die Facebook-Gründer Mark Zuckerberg Ideenklau vorwerfen, preschten am Donnerstag mit neuen Vorwürfen vor. Nur Stunden zuvor hatten Tyler und Cameron Winklevoss ihren Gang zum Obersten Gericht in Washington abgeblasen, die jahrelange Kontroverse schien beendet. Die Zwillinge, die mit Zuckerberg in Harvard studiert hatten, wollen einen Vergleich aus dem Jahr 2008 annullieren lassen. Die Einigung hatte ihnen damals 65 Millionen Dollar eingebracht. Sie werfen Facebook jedoch vor, sie bei dem Vergleich über den Tisch gezogen zu haben und wollen ihre Ideenklau-Vorwürfe wieder aufgreifen und neu verhandeln.

EU-Gipfel: Draghi neuer Zentralbankchef =

Brüssel (dpa) - Der EU-Gipfel hat den Italiener Mario Draghi zum neuen Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) ernannt. Das berichtete EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy am Freitag in Brüssel. Damit wird Draghi sein Amt am 1. November in Frankfurt antreten. Wie Diplomaten berichteten, bot das italienische EZB-Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi zuvor telefonisch an, auf seinen Sitz zu verzichten, um den Weg für seinen Landsmann Draghi freizumachen. Auf dem EU-Gipfel hatte es vor der Entscheidung Streit um die Ernennung Draghis gegeben. Frankreich wollte nicht hinnehmen, dass es nach dem Ausscheiden von Jean-Claude Trichet von der EZB-Spitze nicht mehr in der Führung der Notenbank vertreten sein sollte.

Daimler und Rolls-Royce sichern sich satte Mehrheit an Tognum =

Stuttgart (dpa) - Daimler und Rolls-Royce haben sich eine überraschend satte Mehrheit am Motorenhersteller Tognum gesichert. Die beiden Bieter halten insgesamt nun 94 Prozent der Aktien des Friedrichshafener Unternehmens, wie Daimler am Freitag mitteilte. Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber sagte: „Wir sind hoch erfreut über die erzielte Annahmequote.“ Das Unternehmen soll nun zum weltweiten Marktführer für Industriemotoren weiterentwickelt werden. Andrew Shilston von Rolls-Royce sagte, es entstehe ein führender Anbieter von Komplettsystemen im Industriemotorenbereich.

Brüssel: Media-Saturn kann Online-Händler Redcoon übernehmen =

Brüssel (dpa) - Europas größter Elektronikhändler, die Metro-Tochter Media-Saturn, darf nach Prüfung der EU-Kommission den Online-Händler Redcoon schlucken. Die europäischen Wettbewerbshüter gelangten zu dem Schluss, dass auch nach der Übernahme die Marktanteile des hervorgehenden Unternehmens „gering bleiben“. Außerdem werde es weiterhin „zahlreichen Wettbewerbern gegenüberstehen“. Metro-Chef Eckhard Cordes hatte im März eine Online-Offensive für die Elektronikketten angekündigt, die sich bisher mit dem Internetgeschäft schwertun. Redcoon mit Sitz in Aschaffenburg ist nach eigenen Angaben einer der größten Internet-Versender Deutschlands.

Frankfurt prüft Gründung einer europäischer Ratingagentur =

Frankfurt/Paris (dpa) - Nach der anhaltenden massiven Kritik an den US-amerikanisch dominierten Ratingagenturen bringt sich der Finanzplatz Frankfurt als Alternative ins Spiel. Wie das Beratungsunternehmen Roland Berger am Freitag mitteilte, gebe es Sondierungsgespräche mit Vertretern der hessischen Landesregierung, von Frankfurt Main Finance e.V. und der Deutschen Börse. Ziel sei, „eine europäische Ratingagentur in Frankfurt am Main zu gründen, zu etablieren und zu entwickeln“. An der Initiative sollten sich Unternehmen und Institutionen aus ganz Europa beteiligen. Seit dem Ausbruch der globalen Finanzkrise stehen die drei Ratingagenturen Fitch, Moody's und Standard & Poor's immer wieder in der Kritik.

Dax legt zu - Ifo-Index und Griechenland stützen =

Frankfurt/Main (dpa) - Angesichts positiver Nachrichten zur Griechenland-Krise sowie eines gestiegenen Ifo-Geschäftsklimaindex hat der Dax zum Wochenausklang Gewinne eingefahren. Der deutsche Leitindex stieg am Freitag um 0,76 Prozent auf 7204 Punkte. Zeitweise hatte er sogar mit rund anderthalb Prozent im Plus gelegen. Für den MDax ging es am Freitag 0,74 Prozent auf 10 593 Punkte nach oben, der TecDax stieg um 0,64 Prozent auf 869 Punkte. Am Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 2,61 (Vortag: 2,66) Prozent. Der Euro legte zu. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,4220 (1,4212) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7032 (0,7036) Euro.