dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Neuer EU-Zeitplan soll Griechenland-Pleite verhindern
Brüssel/Berlin (dpa) - Mit einem neuen Zeitplan wollen die EU und die Euro-Partner die drohende Staatspleite Griechenlands abwenden. Zunächst soll die Auszahlung der im Juli fälligen nächsten Hilfszahlung von 12 Milliarden Euro an Athen gesichert werden. Ein neues Rettungspaket mit der von Deutschland geforderten, aber noch heftig umstrittenen Beteiligung privater Geldgeber könnte später folgen. Ein endgültiger Beschluss ist nach Angaben aus Verhandlungskreisen von Donnerstag erst im September möglich - vor der nächsten Kredittranche für Athen. Für den von Berlin erhofften Kompromiss zur Beteiligung von Banken bestünde dann mehr Zeit. EU-Währungskommissar Olli Rehn sagte, die Euro-Finanzminister sollten bei ihrem Treffen am Sonntag und Montag in Luxemburg die Auszahlung der von Athen dringend benötigten Juli-Hilfszahlung beschließen.
EZB erwartet auch in naher Zukunft steigende Inflation
Frankfurt/Main (dpa) - Die Europäische Zentralbank (EZB) erwartet auch in den kommenden Monaten steigende Preise im Euroraum und hat Signale für eine Zinsanhebung in Juli bekräftigt. „Die Risiken in Bezug auf die mittelfristigen Aussichten für die Preisentwicklung sind weiterhin nach oben gerichtet“, schreiben die Währungshüter in ihrem am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichten Monatsbericht. Grund seien vor allem steigende Energiepreise. Die Inflationsrate dürfte demnach auch in den kommenden Monaten deutlich über zwei Prozent liegen. Die EZB strebt mittelfristig eine Rate von knapp unter zwei Prozent an. Im April war die Jahresteuerung aber auf 2,8 Prozent geklettern und im Mai leicht auf 2,7 Prozent zurückgegangen, wie die Statistikbehörde in Luxemburg bestätigte.
Keine Fluglotsen-Streiks bis Mitte Juli - Urabstimmung
Frankfurt/Langen (dpa) - Der drohende Streik der Fluglotsen ist zumindest bis Mitte Juli abgewendet. Der Bundesvorstand der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) entschied am Donnerstag, seine Mitglieder zur Urabstimmung aufzurufen, wie ihr Sprecher Matthias Maas der Nachrichtenagentur dpa sagte. Das Gremium hätte auch direkt und ohne vorherige Befragung den Start des Arbeitskampfes beschließen können. „Es wird in den nächsten Wochen keine Streiks geben“, sagte Maas. Die Urabstimmung werde bis Mitte Juli dauern. Auch danach - sollten sich die Lotsen für einen Ausstand entscheiden - hätten die Arbeitgeber noch die Möglichkeit, die Schlichtung anzurufen.
Die Konjunktur brummt - auch RWI schraubt Prognose nach oben
Essen (dpa) - Die Konjunktur in Deutschland hat an Fahrt gewonnen und auch das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) schraubt seine Prognose für das laufende Jahr kräftig nach oben. Für 2011 rechnen die Forscher nach der am Donnerstag in Essen veröffentlichen Vorhersage nun mit einem Wirtschaftswachstum von 3,7 Prozent. Im März war das RWI noch von 2,9 Prozent ausgegangen. Für 2012 erwartet das Institut jedoch bereits wieder eine deutliche Abschwächung auf plus 2,3 Prozent. Noch im März hatte das RWI für das kommende Jahr ein Wachstum von 2,4 Prozent vorhergesagt. Auf dem Arbeitsmarkt rechnen die Konjunkturforscher mit einer zunehmenden Personalknappheit und deutlich steigenden Tariflöhnen.
Bankenabgabe weiter umstritten - Rechtliche Bedenken
Berlin (dpa) - Die Bankenabgabe zum Aufbau eines Krisenfonds sorgt vor der entscheidenden Abstimmung im Bundesrat an diesem Freitag weiter für Streit. Der Bund macht nach wie vor verfassungsrechtliche Bedenken gegen Vorgaben der Länder zur Zwangsabgabe der deutschen Kreditwirtschaft geltend. Aber auch aus den Ländern wurden erneut Warnungen laut. Umstritten ist zum einen ein Passus, wonach die Bankenabgabe nach dem durchschnittlichen Jahresergebnis der letzten fünf Jahre bemessen und dabei Verluste ignoriert werden sollen - also mit „null“ bewertet werden sollen. Bedenken gibt es zudem bei der vom Bundesrat vorgesehenen Bagatellgrenze von 500 Millionen Euro bezogen auf die beitragspflichtigen Passiva, mit der kleinere Geldhäuser verschont werden sollen. Mit der Bankenabgabe soll in den nächsten Jahren langfristig ein Krisenfonds aufgebaut werden.
Heidelberger Druck peilt Gewinn im kommenden Jahr an
Heidelberg (dpa) - Der angeschlagene Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck ist nach drei Krisenjahren wieder auf Kurs: Im laufenden Geschäftsjahr peilt das Unternehmen ein ausgeglichenes Vorsteuerergebnis an. 2012/2013 soll erstmals seit dem Ausbruch der weltweiten Rezession auch unter dem Strich wieder ein Gewinn erwirtschaftet werden. „Wir haben sowohl operativ als auch finanziell unsere Ziele erreicht“, sagte Vorstandschef Bernhard Schreier am Donnerstag. Im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr 2010/2011 legte Heidelberger Druck bei Aufträgen und Umsatz deutlich zu und dämmte seinen Verlust ein. Unter dem Strich wiesen die Heidelberger einen Verlust von 129 Millionen Euro aus, verglichen mit einem Minus von 228,5 Millionen Euro im Jahr zuvor.
Boeing sieht Bedarf für 33 500 neue Flugzeuge
Paris/Chicago (dpa) - Der Flugzeugbauer Boeing rechnet mit einem massiven Aufschwung auf dem Flugzeugmarkt. Etwa 33 500 neue Passagier- und Frachtmaschinen würden in den nächsten 20 Jahren gebraucht, heißt es in dem am Donnerstag in Paris veröffentlichten Marktausblick. Dies entspreche einem Wert von etwa vier Billionen Dollar (2,8 Billionen Euro). „Der Weltmarkt hat sich gut erholt“, sagte Randy Tinseth von Boeing kurz vor der Pariser Luftfahrtmesse. Der Passagierverkehr werde langfristig im Schnitt jährlich um etwa 5,1 Prozent wachsen. Bis 2030 werde es doppelt so viele Flugzeuge geben wie heute. Die Nachfrage werde vor allem in China, Indien und anderen Schwellenländern beträchtlich steigen.
Citibank-Hacker haben deutlich mehr Konten geknackt
New York (dpa) - Der Hacker-Angriff auf die amerikanische Citibank war weit größer als zunächst bekannt. Insgesamt hätten die Datendiebe Informationen zu mehr als 360 000 Kreditkartenkonten nordamerikanischer Kunden erbeutet, erklärte die Muttergesellschaft Citigroup in der Nacht zu Donnerstag in New York. Die Betroffenen seien benachrichtigt worden und hätten zumeist neue Kreditkarten bekommen. Die Citigroup wandte sich unter dem Druck von Politikern und Ermittlern erstmals öffentlich an ihre Kunden und nannte Details der Attacke. Dabei liegt der Cyber-Angriff bereits mehr als einen Monat zurück. Vor einer Woche hatte die US-Großbank auf Anfrage von Medien lediglich grobe Angaben zu dem Vorfall gemacht.
Hewlett-Packard zerrt Oracle vor Gericht
Palo Alto (dpa) - Der Graben zwischen den Computer-Schwergewichten Hewlett-Packard und Oracle wird immer tiefer. Im Streit um Server-Prozessoren macht der weltgrößte Computerkonzern HP seine Drohung wahr und verklagt seinen ehemaligen guten Partner. Hewlett-Packard verlangt, dass Oracle mit seiner Software weiterhin die vielgenutzten Itanium-Prozessoren unterstützt. Diese Chips sind das Herz vieler großer Firmenrechner von HP. Oracle betrachtet die Prozessoren indes als Auslaufmodell. HP reichte am Mittwoch Klage vor einem Gericht im kalifornischen Santa Clara ein, nachdem ein Brandbrief an Oracle in der vergangenen Woche nichts bewirkt hatte. HP wirft Oracle vor, die Kunden zum Kauf der eigenen Computer drängen zu wollen. Oracle hatte den Server-Spezialisten Sun übernommen und versucht seitdem, den Firmenkunden seine Software samt Hardware zu verkaufen.
Griechenland-Sorgen halten Dax unter Druck
Frankfurt/Main (dpa) - Sorgen um eine weitere Verschärfung der finanziellen Lage in Griechenland haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag erneut unter Druck gesetzt. Der Dax stand am Nachmittag um 0,74 Prozent tiefer bei 7063 Punkten. Damit erholte sich der Leitindex aber dank erster guter US-Konjunkturdaten etwas von seinem Tagestief. Der Dax hatte am Vortag seinen jüngsten Erholungsversuch abgebrochen. Der MDax gab zuletzt 1,58 Prozent auf 10467 Punkte ab und der TecDax fiel um 1,48 Prozent auf 869 Punkte. Am Rentenmarkt fiel die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 2,64 (Vortag: 2,73) Prozent. Der Eurokurs fiel. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,4088 (1,4292) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7098 (0,6997) Euro.