dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft

Ringen um Griechenland-Lösung

Berlin/Brüssel (dpa) - Die Lage für Griechenland wird immer ernster. Die Europäische Zentralbank zwingt die Politik zum Handeln, indem sie die Übernahme weiterer Risiken ablehnt. Den Finanzkollaps des Schuldensünders wollen die Euro-Finanzminister nun bei einem Krisentreffen an diesem Dienstag in Brüssel mit einem neuen Rettungspaket abwenden. Nach bisherigen Spekulationen geht es nochmals um 90 bis 120 Milliarden Euro - nachdem Athen schon im vorigen Jahr Kredite von 110 Milliarden Euro zugesagt worden waren. Der Streit dreht sich um die von Deutschland geforderte Beteiligung privater Gläubiger. Kurz vor dem Treffen verpasste die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) der Politik einen Warnschuss. Durch die Herabstufung der Kreditwürdigkeit gleich um drei Noten auf das „CCC“ bescheinigte sie, dass Kreditvergaben an Athen hochriskant sind.

Sarkozy forderte Regeln gegen Rohstoffspekulanten

Brüssel (dpa) - Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat eine Kontrolle der internationalen Rohstoffmärkte und Maßnahmen zur Verhinderung von Spekulationen mit Agrarprodukten gefordert. „Regulierung ist kein Tabuwort“, sagte er am Dienstag bei einer Konferenz über Rohstoffmärkte in Brüssel unter Hinweis auf die Finanzkrise. Dies habe die Welt „an den Abgrund geführt“. An den Agrarmärkten gebe es mittlerweile Preisschwankungen, die einzig darauf beruhten, dass Agrarprodukte zunehmend zur Finanzspekulation genutzt würden. Dass europäische Handelsplätze nicht beeinträchtigt werden dürften, akzeptiere er nicht: „Wenn ein Land die Mafia nicht bekämpft, sollen wir alle deswegen die Mafia nicht mehr bekämpfen?“

China bekommt die Inflation nicht in den Griff

Peking (dpa) - Im Dauerboom bekommt China seine überbordende Inflation nicht in den Griff - trotz massiver und fortgesetzter Bremsmanöver der Notenbank. Im Mai kletterte die jährliche Inflationsrate auf 5,5 Prozent, nach 5,3 und 5,4 Prozent in den beiden Vormonaten, wie das Statistikamt am Dienstag in Peking mitteilte. Das ist die höchste Teuerung seit 34 Monaten. Allein die Lebensmittelpreise legten innerhalb der vergangenen 12 Monate um 11,7 Prozent zu. Die Produzentenpreise, die erfahrungsgemäß mit Zeitverzug auf die Verbraucherpreise durchschlagen, lagen um 6,8 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Regierung strebt eigentlich eine Teuerungsrate von vier Prozent an.

Marke Volkswagen knackt bis Ende Mai Zwei-Millionen-Marke

Wolfsburg (dpa) - Der Autobauer Volkswagen hat in den ersten fünf Monaten dieses Jahres erstmals mehr als zwei Millionen Autos seiner Kernmarke verkauft. Die Auslieferungen bis Ende Mai seien um 12,2 Prozent auf 2,09 Millionen Fahrzeuge gestiegen, teilte Volkswagen am Dienstag in Wolfsburg mit. Allein im Mai lieferte VW 436 400 Autos aus, 16,1 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Damit sei erneut ein Auslieferungsrekord erzielt worden, sagte Vertriebsvorstand Christian Klingler. Hohe Zuwachsraten erreichte VW weiterhin in Asien und den aufstrebenden Schwellenländern, aber auch im Heimatmarkt Deutschland gab es wieder ein Plus. Nach der Abwrackprämie in der Wirtschaftskrise 2009 hatte der deutsche Autoabsatz zuletzt stark gelitten.

Ford legt sich für Jahre auf deutsche Standorte fest

Köln (dpa) - Ford schließt bis 2017 betriebsbedingte Kündigungen für seine deutschen Standorte aus. Geschäftsführung und Gesamtbetriebsrat einigten sich außerdem auf langfristige Produktionszusagen für die beiden Werke in Köln und Saarlouis. Dieses und nächstes Jahr will Ford in Deutschland „weit über 500 Ingenieure“ einstellen. Insgesamt sind binnen der nächsten zwölf Monate 700 Neueinstellungen geplant. „Da Facharbeiter und Ingenieure heute auf dem Arbeitsmarkt Mangelware sind, wird dies ein Wettlauf gegen die Zeit und die Konkurrenz“, sagte Gesamtbetriebsratschef Dieter Hinkelmann am Dienstag. Ford hat in Deutschland 24 000 Beschäftigte und einen Marktanteil von 7,2 Prozent. Europaweit ist Ford nach eigenen Angaben der zweitgrößte Autohersteller nach VW.

Institut: Atomausstieg kostet Industrie Milliarden

Köln (dpa) - Der vorgezogene Ausstieg aus der Atomenergie kostet die Industrie nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft jedes Jahr fast zwei Milliarden Euro durch höhere Stromkosten. Nach den Beschlüssen der Bundesregierung sollen 2022 die letzten Reaktoren vom Netz gehen, acht Kraftwerke sind schon im März endgültig abgeschaltet worden. Der schnellere Ausstieg habe die Strompreise um knapp 1 Cent je Kilowattstunde in die Höhe getrieben, teilte das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Dienstag in Köln mit. „Wenn es bei diesen Preisanstiegen bleibt, sind die Folgen für einen typischen privaten Haushalt noch moderat: Die Stromrechnung dürfte um etwa 35 Euro im Jahr steigen, was für die meisten verkraftbar sein dürfte.“ In der Industrie läppere sich das aber ganz schön zusammen.

Deutscher Konzernchef krempelt Hewlett-Packard um

Palo Alto (dpa) - Léo Apotheker greift beim schwächelnden Computerhersteller Hewlett-Packard (HP) durch: Der aus Deutschland stammende Konzernchef verkündete am Montag eine ganze Reihe an personellen und organisatorischen Veränderungen. Zwei Top-Manager gehen und die Chefs dreier wichtiger Geschäftsbereiche sind nun Apotheker direkt unterstellt. Damit reagiert Apotheker auf die schwierige Lage, in der HP steckt. Der Konzern wird seine Computer immer schwerer los. Vor allem viele Privatkunden greifen mittlerweile lieber zu iPad und Co. Apotheker musste die Umsatz- und Gewinnprognosen für dieses Jahr bereits zurückschrauben und mahnte seine Manager eindringlich, aufs Geld zu schauen.

EU-Kommission gibt grünes Licht für Parmalat-Übernahme

Brüssel (dpa) - Die EU-Kommission hat die Übernahme des italienischen Milchriesen Parmalat durch den französischen Lactalis-Konzern genehmigt. Die Wettbewerbshüter gaben nach einer Prüfung grünes Licht, wie die EU-Behörde am Dienstag in Brüssel mitteilte. Die Märkte für Milchprodukte wie Roh- und Frischmilch, Sahne und Käse würden dadurch nicht beeinflusst, da es genügend ernstzunehmende Konkurrenten gebe. Das neue Unternehmen werde nicht in der Lage sein, bei der Beschaffung von Rohmilch den Wettbewerb zu beschränken. Der Zusammenschluss war in die Schlagzeilen geraten, weil die italienische Finanzpolizei wegen möglichen Insider-Handels und Kurstreiberei bei der schrittweisen Übernahme von Parmalat ermittelt. Der französische Lactalis-Konzern will Parmalat für knapp 3,4 Milliarden Euro ganz übernehmen.

Nokia und Apple legen Patentstreit bei

Espoo/Berlin (dpa) - Erfolg für Nokia: Der Handy-Weltmarktführer bekommt nach einem jahrelangen Streit Patentgebühren von Apple. Allerdings brachte auch der iPhone-Hersteller eigene Patente in den Deal ein, was die Summe drücken dürfte. Zugleich betonte ein Apple-Sprecher, dass ein Großteil der Technologien, mit denen sich das iPhone hervorhebe, nicht dazugehöre. Apple werde eine Einmalzahlung leisten und während der Vertragslaufzeit Lizenzgebühren an Nokia zahlen, teilte der finnische Konzern am Dienstag mit. Später stellte ein Nokia-Sprecher klar, dass es sich um ein sogenanntes Cross-Licensing-Abkommen handelt, bei dem sich Unternehmen gegenseitig Zugang zu Patenten gewähren. Nokia hatte Apple seit 2009 vorgeworfen, vor allem mit seinen iPhones Patente zu verletzen. Apple konterte mit einer eigenen Ideenklau-Klage.

Deutsche Aktien legen zu

Frankfurt/Main (dpa) - Beruhigende Nachrichten vom Wachstumsmotor China haben die deutschen Börsen am Dienstag stabilisiert. Der Dax stand am Nachmittag um 1,92 Prozent höher bei 7221 Punkten. Damit lag der deutsche Leitindex auf Tageshoch. Der MDax mittelgroßer Werte stieg um 1,25 Prozent auf 10703 Punkte und der TecDax legte mit deutlich höheren Solarwerten an der Spitze um 1,55 Prozent auf 891 Punkte zu. Am Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 2,70 (Vortag: 2,68) Prozent. Der Eurokurs stieg. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,4448 (1,4354) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,6921 (0,6967) Euro.