dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft

Weidmann wird Bundesbank-Chef - erstmals Frau im Vorstand

Berlin (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kürt ihren Wirtschaftsberater Jens Weidmann zum jüngsten Präsidenten in der Geschichte der Bundesbank. Der 42-Jährige wird im Mai Nachfolger von Axel Weber, bei dem er einst studierte. Erstmals rückt auch eine Frau in den Vorstand der Notenbank: Die bisherige Bankenaufseherin Sabine Lautenschläger (46) wird Vize-Chefin. Wegen Weidmanns Wechsel sieht die Opposition die Unabhängigkeit der Bundesbank in Gefahr. Merkel wies das zurück. „Jeder, der Jens Weidmann kennt, weiß, dass er über höchste Sachkompetenz verfügt, dass er einen brillanten Intellekt hat, dass er ein unabhängiger Kopf ist“, betonte die Kanzlerin am Mittwoch. Weidmanns Amtszeit beträgt acht Jahre. Sein Gehalt liegt bei rund 400 000 Euro.

ifo: Wirtschaftserholung treibt Preise nach oben

München/Hamburg (dpa) - Die Erholung der Weltwirtschaft treibt einer ifo-Umfrage zufolge in diesem Jahr die Preise nach oben. In nahezu allen Ländern erwarteten die befragten Wirtschaftsexperten Preissteigerungen im ersten Quartal, teilte das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut am Mittwoch mit. Die Konjunkturforscher rechnen für 2011 mit weltweiten Preiserhöhungen von 3,4 Prozent nach 3,1 Prozent im Vorjahr. Vor allem in Asien würden etwa Lebensmittel und Rohstoffe teurer. In Nordamerika und Westeuropa erwarten die Experten einen Preisanstieg von jeweils 2 Prozent. Steigende Preise machen auch den Bundesbürgern immer größere Sorgen: Einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Magazins „Stern“ zufolge gab mehr als die Hälfte der Teilnehmer (52 Prozent) an, große oder sehr große Furcht vor steigenden Preisen zu haben.

Warnstreiks bei der Bahn frühestens am Montag

Berlin (dpa) - Bei der Bahn wird nicht vor kommendem Montag gestreikt. Bis Sonntag will die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) nicht zu Warnstreiks aufrufen, sagte ihr Vorsitzender Claus Weselsky am Mittwoch bei einer Protestkundgebung mit rund 1000 Lokführern in Berlin. Zur Begründung sagte er, die bis Sonntag dauernden Ski-Weltmeisterschaften in Garmisch-Partenkirchen sollten nicht beeinträchtigt werden. Man nehme damit auch Rücksicht auf die Bewerbung Münchens um die Olympischen Spiele 2018 mit dem Austragungsort Garmisch. In dem Tarifkonflikt fordert die GDL einen Branchentarifvertrag für alle Lokführer im Nah-, Fern- und Güterverkehr, unabhängig davon, für welches Unternehmen sie arbeiten.

Kreise: Börsenfusion kostet mindestens 450 Millionen

Frankfurt/New York (dpa) - Die Fusion von Deutscher Börse und NYSE Euronext kostet nach dpa-Informationen aus Aufsichtsratskreisen mindestens 450 Millionen Euro. „Das ist die Untergrenze“, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur in Frankfurt am Mittwoch. Am Finanzplatz Frankfurt wächst die Sorge, dass trotz aller gegenteiligen Beteuerungen letztlich doch die traditionsreiche New Yorker Wall Street den Ton angeben wird. Die Wettbewerbshüter aus Brüssel pochten vorsorglich auf ihr Kontrollrecht. Die Kontrollgremien der Konzerne in Frankfurt und New York hatten am Dienstag den Weg für den Zusammenschluss freigemacht. Nach dpa-Informationen gab es bei der Deutschen Börse dabei Gegenstimmen aus dem Arbeitnehmerlager.

Shell-Konzern pessimistisch: Energie wird knapp und teuer

Hamburg/London (dpa) - Der Energiehunger aufstrebender Länder wie China und Indien wird nach einer Einschätzung des Shell-Konzerns kaum zu stillen sein. Das bringe unruhige Zeiten mit sich. Das Angebot an Energie und Rohstoffen werde mit der massiv steigenden Nachfrage nur schwer Schritt halten können, heißt es in einer am Mittwoch in Hamburg verbreiteten Analyse von hochkarätigen Shell-Experten. Als Folge seien angespannte Märkte und steigende Preise zu erwarten. Der weltweite Energiebedarf könnte 2050 nach den Shell-Szenarien dreimal so hoch sein wie im Jahr 2000. Viele Schwellenländer treten mit dem verstärkten Ausbau von Industrie, Städten, Infrastruktur und Transportwesen in die energieintensivste Phase ihrer Wirtschaftsentwicklung.

Daimler gelingt Comeback mit Milliardengewinn

Stuttgart (dpa) - Der Autobauer Daimler ist mit Vollgas in die Gewinnzone zurückgerast und steckt sich die Ziele für das laufende Jahr noch ein deutliches Stück höher. „Daimler hat im vergangenen Jahr ein glänzendes Comeback hingelegt“, sagte Zetsche am Mittwoch in Stuttgart. „Wir haben gezeigt, was in uns steckt und wir bleiben auch 2011 auf dem Gas. Unser Ziel ist nun, das erreichte Erfolgsniveau nachhaltig zu sichern und wo immer möglich weiter zu steigern.“ Nach tiefroten Zahlen 2009 verbuchte der Autobauer im abgelaufenen Geschäftsjahr unter dem Strich 4,7 Milliarden Euro Gewinn. Im Jahr zuvor hatte das Ergebnis nach Steuern wegen der weltweiten Autokrise noch bei Minus 2,6 Milliarden Euro gelegen. Der Umsatz kletterte um 24 Prozent auf 97,8 Milliarden Euro.

WestLB-Unterhändler überlassen Brüssel die Entscheidung

Berlin/Brüssel (dpa) - Im Fall der WestLB richten sich jetzt alle Augen auf Brüssel: EU-Wettbewerbskommissar Joaquim Almunia muss über drei Vorschläge für eine Rettung entscheiden. Nach einem Krisentreffen reichten die Unterhändler des Bundes, des Landes Nordrhein-Westfalen und der Sparkassen die Optionen am späten Dienstagabend in letzter Minute ein. Um Mitternacht verstrich die Frist. In der EU-Kommission sorgten die Vorschläge für Verwirrung. Dabei geht es um einen Verkauf der WestLB, eine weitere Verkleinerung oder drittens den Umbau zu einer Sparkassen-Zentralbank. Über die Verteilung der Lasten konnten sich die Unterhändler nicht einigen. Ein von Brüssel gefordertes Sanierungskonzept steht damit bisher nicht.

Großübernahme: Pharmariese Sanofi-Aventis einigt sich mit Genzyme

Paris (dpa) - Nach monatelangen Verhandlungen ist Sanofi-Aventis beim Übernahmepoker um das US-Biotech-Unternehmen Genzyme endlich am Ziel. Der französische Pharmakonzern wird Genzyme für 20,1 Milliarden Dollar (14,9 Mrd Euro) in bar übernehmen, wie Sanofi am Mittwoch mitteilte. Für den französischen Pharmariesen ist Genzyme der größte Zukauf, seit der Konzern vor mehr als sechs Jahren den deutsch-französischen Konkurrenten Aventis übernommen hatte. Wie viele andere Unternehmen der Branche steht Sanofi vor der Herausforderung, sich angesichts auslaufender Patente gegen die zunehmende Konkurrenz von Nachahmerprodukten wappnen zu müssen.

Weltweite Öko-Branche diskutiert Welternährung

Nürnberg (dpa) - Mehr Bioanbau, um die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen - mit dieser Forderung hat am Mittwoch die weltweit größte Messe der Öko-Branche begonnen. „Internationale, nationale und lokale Agrarpolitik muss sich ändern“, forderte die Präsidentin des Welt-Bioverbandes IFOAM, Katherine DiMatteo, bei der Eröffnungsfeier der Biofach in Nürnberg. „Obwohl es keine einzelne Lösung gibt, kann der facettenreiche, ganzheitliche, agrar-ökologische Ansatz, für den die biologische Landwirtschaft steht, signifikant zu steigenden Einkommen und der Reduzierung von Armut beitragen.“ Reine Massenproduktion hingegen verschärfe die Probleme, weil sie die Artenvielfalt missachte, zu sehr auf Chemikalien und andere teure Hilfsmittel setze, Frauen als Erzeuger ignoriere und traditionelle Esskulturen nicht berücksichtige.

Dax moderat im Plus - Daimler-Zahlen bremsen

Frankfurt/Main (dpa) - Trotz negativ aufgenommener Zahlen von Daimler hat sich der Dax am Mittwoch ein moderates Plus erarbeitet. Der Leitindex stieg um 0,19 Prozent auf 7414 Punkte, nachdem er infolge der Zahlen des Autobauers zwischenzeitlich den Großteil seiner Gewinne abgegeben hatte. Zuvor war er noch auf ein neues Dreijahreshoch bei 7437,65 Punkten geklettert. Der MDax sank um 0,29 Prozent auf 10 558 Punkte, der TecDax stieg um 0,25 Prozent auf 911 Punkte. Am Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 2,93 (Vortag: 2,97) Prozent. Der Kurs des Euro fiel leicht: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3507 (1,3510) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7403 (0,7402) Euro.