EADS und BAE: Politik stoppt Mega-Fusion
EADS und BAE geben ihre Pläne auf. Nationale Interessen ließen Projekt scheitern.
Paris/München. Der Zusammenschluss von EADS und BAE Systems wäre ein Jahrhundert-Deal gewesen. Der von Frankreich und Deutschland beherrschte Luft- und Raumfahrtkonzern wäre mit dem britischen Rüstungsriesen über Nacht zu einer Waffenschmiede geworden, die ihresgleichen sucht.
Doch nach 28 Tagen stehen EADS-Chef Tom Enders und sein BAE-Kollege Ian King vor den Trümmern ihrer ehrgeizigen Pläne. Gescheitert sind die beiden Manager am Widerstand aus der Politik.
Nach Überzeugung der Bundesregierung liegt die Stärke von EADS im Bereich der zivilen Luftfahrt. Auf dem Weltmarkt hat ein in erster Linie zivil geprägter Konzern aus ihrer Sicht weitaus größere Chancen als ein Rüstungskonzern. Am größten aber war die Sorge, dass Deutschland in dem neuen Mega-Konzern zum fünften Rad am Wagen werden könnte.
Nach dem Willen von Konzernchef Tom Enders soll die EADS-Zentrale nach Toulouse ziehen, die Militärsparte wäre womöglich bei BAE in England gelandet. Das ließ in Berlin alle Alarmglocken schrillen. Deutschland dürfe nicht zu einer verlängerten Werkbank werden, hieß es.
Dazu gibt es verschiedene Versionen. Die einen sagen, Frankreich und Großbritannien hätten sich nicht über die Anteilsstruktur und den staatlichen Einfluss einigen können. Die anderen weisen mit dem Finger nach Berlin.
Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) bestreitet aber, dass Deutschland die Verantwortung für das Scheitern des Projekts trage. „Ich habe diese Meinung zur Kenntnis genommen, ich teile sie nicht.“
Verteidigungsminister Philip Hammond drohte, dass die Regierung in London von ihrem Veto-Recht Gebrauch machen werde, falls Frankreich und Deutschland zu viel Kontrolle über Strategie und Ausrichtung eines möglichen Gesamtunternehmens erhielten.
Neben der Sorge um die eigenen nationalen Verteidigungsinteressen stand dahinter besonders die bange Frage nach dem Geschäft in den USA. Das Pentagon ist einer der wichtigsten Kunden der Briten, derzeit sind im BAE-Aufsichtsrat zahlreiche US-Amerikaner vertreten.
Zu viel Einfluss aus Deutschland und Frankreich hätte das Ende der engen Geschäftsbeziehungen bedeuten können.
Präsident François Hollande wollte auf strategische Entscheidungen der Konzernführung weiter Einfluss haben und lehnte es ab, auf eine Kapitalbeteiligung zu verzichten. Ein Dorn im Auge war ihm auch die Forderung aus Berlin, den Sitz des neuen Unternehmens in Deutschland anzusiedeln. EADS-Chef Enders hatte erst in diesem Jahr entschieden, die Führung des Konzerns in Toulouse zusammenzuziehen.