Ebola-Schutzkleidung gefragt wie nie
Für Pfleger und Ärzte ist die Gefahr einer Ansteckung hoch. Das steigert die Umsätze vieler Anzug-Hersteller.
Karlsruhe. Eines der derzeit wichtigsten Medizinprodukte ist gelb, fühlt sich an wie eine Zeltplane und lässt die Haut nicht atmen: ein Kunststoffanzug gegen Infektionen mit Ebola oder anderen gefährlichen Viren. Beim Schutzkleidungs-Hersteller Dach ist es durch die hohe Nachfrage gerade vergriffen. Wegen der aktuellen Epidemie hat das Unternehmen aus Bietigheim bei Karlsruhe bereits jetzt so viele Spezialanzüge verkauft wie sonst in einem ganzen Jahr nicht. So habe sich etwa die Bundeswehr mit einem Schlag Tausende Exemplare gesichert. Hintergrund ist, dass das Ebola-Virus über Körpersekrete wie Schweiß, Blut und Exkremente übertragen werden kann.
Der Mittelständler aus Baden-Württemberg steht beispielhaft für Hersteller, die wegen der Epidemie eine hohe Nachfrage verzeichnen. Sprünge machten zuletzt etwa die Aktien der US-Anbieter Alpha Pro Tech oder Lakeland Industries.
„Alle Mitarbeiter müssen mehr arbeiten“, sagt Geschäftsführerin Ming Gutsche. Um den Ansturm bewältigen zu können, hat Dach Zeitarbeiter angeheuert. Diese packen im Lager eigens zusammengestellte Sets für Krankenhäuser, Unikliniken, Rettungsdienste oder Gesundheitsbehörden. „In der Regel verkaufen wir die Produkte einzeln in Kartons“, sagt Gutsche. „In den Krankenhäusern wollen sie momentan aber schnell alles schnappen und von Kopf bis Fuß angezogen sein.“
Neben dem Schutzanzug selbst gehören dazu Atemmaske, Schutzbrille, Schuhüberzieher und zwei Paar Handschuhe, die übereinander getragen werden.
Weil der gelbe Overall vom komplett flüssigkeitsdichten Typ 3 schon vergriffen ist, müssen sich Kunden mit sprüh- oder partikeldichten Anzügen begnügen. Diese Ausführungen reichen Gutsche zufolge für Helfer, die nicht unmittelbar an erkrankten Patienten arbeiten. Erst in einigen Wochen könnten die gelben Ebola-Schutzanzüge nachgeliefert werden, sagt die Dach-Chefin.
Der Träger ist darin zwar nicht so hermetisch von der Außenwelt abgeschottet wie in den gasdichten Chemikalien-Schutzanzügen. Auch speziellere Varianten, die zum Beispiel in Hochsicherheitslabors der Virenforscher zum Einsatz kommen, fallen oft in andere Kategorien.
Angenehm ist die Ebola-Schutzkleidung keineswegs: Wegen des zeltartigen Stoffes kann die Haut nicht atmen, darunter wird es schnell warm und feucht. „Man sollte sie maximal 90 Minuten tragen“, warnt Gutsche. Eigentlich seien die Overalls auch nur für den einmaligen Gebrauch gedacht. „Ich glaube aber, im Ebola-Fall werden sie häufiger verwendet, weil einfach so wenige da sind.“
Die Ebola-Epidemie ist nicht die erste Infektionskrankheit, die die Verkäufe des Mittelständlers beflügelt. „Bei der Schweinegrippe 2009 haben sich unsere Umsätze verdoppelt“, erinnert sich die Firmenchefin. Zuletzt lagen sie bei etwa vier Millionen Euro.
Aber ist es nicht merkwürdig, an der Krankheit anderer zu verdienen? „Eigentlich bin ich sehr glücklich, dass wir in der Branche sind“, sagt Gutsche. Denn: „Wer sich besser schützt, wird weniger krank.“