Ecclestone räumt Zahlungen an Gribkowsky ein
München (dpa) - Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hat Ex-BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowksy Millionen gezahlt - aus Sorge der Banker könnte ihn bei der britischen Steuerbehörde anschwärzen.
Das sagte der 81 Jahre alte Brite am Mittwoch vor dem Landgericht München I und präsentierte damit seine Version der millionenschwere Formel-1-Affäre. „Es lag daran, dass ich zu der Zeit wirklich keine andere Möglichkeit sah“, sagte Ecclestone. Sein Auftritt war wohl der Höhepunkt des Verfahrens, das am Donnerstag mit weiteren Vernehmungen fortgesetzt werden soll. Gribkowsky sitzt seit Januar in U-Haft.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Ex-Banker vor, von Ecclestone 44 Millionen Dollar als Bestechungsgeld kassiert zu haben. Der Bestechlichkeit und Untreue soll er sich schuldig gemacht haben. Zudem soll er das Geld am deutschen Fiskus vorbei in eine Stiftung in Österreich gebracht haben - wo er allerdings auch Steuern zahlte.
Für Ecclestone war die Zahlung aber nicht Teil des Deals, in dem - ausgehandelt von Gribkowsky - die BayernLB ihre Formel-1-Anteile 2006 an den Finanzinvestor CVC verkaufte. Ihm sei es darum gegangen, Gribkowsky „friedlich, freundlich und ruhig“ zu halten, „damit er nicht auf dumme Gedanken kommt“, sagte Ecclestone.
Er habe befürchtet, der Banker hätte den britischen Steuerbehörden Gerüchte über die Familienstiftung seiner Frau - Bambino - mitteilen können, die ihn teuer zu stehen hätten kommen können - von denkbaren Steuernachzahlungen in Höhe von 2 Milliarden Pfund war die Rede. Auch wenn er sich an Recht und Gesetz gehalten habe; allein das Risiko einer Untersuchung habe er verhindern wollen.
Eine echte Erpressung stecke allerdings nicht dahinter, „er hat nie direkt gedroht“, sagte Ecclestone. Dennoch habe er weiter die Sorge gehabt, Gribkowsky könne ihn bei den Behörden anzeigen. „Es wäre ein Desaster für mich gewesen.“ Der Gedanke daran sei ständig in seinem Hinterkopf gewesen. Dafür habe er nach einer Lösung gesucht.
Nach seinem Eindruck habe Gribkowsky den Job bei der BayernLB satt gehabt und sich ein eigenes Geschäft aufbauen wollen. „Es war klar, dass er Geld braucht.“ So sei es dann zur Übereinkunft über die Zahlung gekommen, ohne das offen über eine Forderung gesprochen worden sei. „Ich wünschte, er hätte es klar und deutlich gesagt“, sagte Ecclestone. Dann wäre die Antwort wohl anders ausgefallen.
„Ich war wirklich in Sorge“, betonte Ecclestone. Gribkowsky sei an einer Zusammenarbeit interessiert gewesen, auch nach dem Deal mit der BayernLB. „Er ging in die gleiche Falle wie viele, die mit der Formel 1 zu tun haben.“ Er habe dem deutschen Banker gesagt, er werde darüber nachdenken und damit aber - englisch höflich - nein gesagt.
Die Formel-1-Anteile der BayernLB, die durch die Pleite des Medienunternehmers Leo Kirch an die Bank gefallen waren, wechselten 2006 für insgesamt 840 Millionen Dollar den Besitzer. Die Beteiligungsgesellschaft CVC bezahlte damit gut doppelt so viel wie sich die BayernLB nach eigenen Angaben erhofft hatte.
Dafür zahlte die BayernLB Ecclestone eine Provision von 66 Millionen Dollar - 5 Prozent des Kaufpreises. Diese Zuwendung verteidigte der 81-Jährige. Im Gegenteil: „Ich fand eigentlich, ich hätte viel mehr verdient gehabt“, sagte Ecclestone. Er habe eine wichtige Vermittlerrolle gehabt und der BayernLB einen Preis ermöglicht, den sonst niemand gezahlt hätte. „Ich habe eine ganz, ganz große Leistung für die Bank erbracht“, sagte Ecclestone. Auch gegen Ecclestone ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft. Im Gegenzug zur Zeugenaussage wurde dem Briten freies Geleit zugesichert.