Folgen der Atomwende: Eon-Gewinn bricht ein
Düsseldorf (dpa) - Die Folgen des Atomausstiegs lassen bei Deutschlands größtem Energiekonzern Eon den Gewinn einbrechen. Der bereinigte Konzernüberschuss sank in den ersten neun Monaten wegen der Abschaltung von zwei Kernkraftwerken und des schwächelndes Gasgeschäfts um 64 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro.
Dies teilte Eon am Mittwoch mit. Allein die Stilllegung der Atomkraftwerke und die Brennelementesteuer belasteten das Ergebnis mit rund 2,3 Milliarden Euro. Die Geschäftsentwicklung habe aber im Rahmen der Erwartungen gelegen. Der Umsatz lag nach drei Vierteln des Geschäftsjahres bei 78 Milliarden Euro, ein Plus von 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Als erster der großen deutschen Energiekonzerne macht Eon unterdessen ernst mit einer Klage gegen den Atomausstieg. „Wir werden klagen vor dem dafür zuständigen Gericht“, kündigte Finanzvorstand Marcus Schenk in einer Telefonkonferenz an. Es könnte gut sein, dass diese Klage vor dem Bundesverfassungsgericht lande.
Zu diesem Schritt sei das Unternehmen gegenüber seinen Aktionären verpflichtet. Über die Höhe möglicher milliardenschwerer Rückzahlungsforderungen wollte sich Schenk nicht äußern. Wenn die Klage eingereicht werde, sollen auch die wirtschaftlichen Schäden näher beziffert werden, hieß es,
Um den negativen Geschäftsverlauf zu stoppen und das Unternehmen gegen die derzeit schwer kalkulierbaren Risiken der internationalen Finanzentwicklung zu schützen, steuert Eon mit Kosteneinsparungen dagegen. Konkrete Maßnahmen will der Konzern, der weltweit 11 000 Arbeitsplätze streichen will, im Dezember beschließen.
Derzeit würden Details zur Straffung der Konzernleitung, die Neuausrichtung des Deutschlandgeschäftes sowie die Zusammenlegung von Gas- und Handelseinheiten ausgearbeitet. Vor wenigen Wochen hatte Eon angekündigt, in der Düsseldorfer Konzernzentrale jede zweite von rund 800 Stellen zu streichen.
Am vergangenen Montag waren 4000 Beschäftigte verschiedener Eon-Tochterfirmen in Hannover gegen die Pläne des Managements auf die Straße gegangen. Dabei kritisierte der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Hans Prüfer, dass immer noch nicht klar sei, an welchen Standorten und in welchem Umfang Arbeitsplätze eingespart werden sollen.
Die Gewerkschaften Verdi und IG BCE begrüßten zwar die Bereitschaft des Vorstands zu Verhandlungen, diese würden aber schwierig werden. Schenck sagte, dass das Unternehmen „sehr kurzfristig“ und schnellstmöglich Verhandlungen aufnehmen will.
Die im Sommer gesenkten Prognosen für das gesamte Geschäftsjahr änderte der Vorstand unterdessen nicht. Weiterhin erwartet das Unternehmen ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in einer Größenordnung von 9,1 bis 9,8 Milliarden Euro. Ende September waren 6,6 Milliarden Euro erreicht. Positiv entwickelten sich vor allem die Geschäfte mit erneuerbaren Energien. Durch den Anstieg der installierten Leistung im Windgeschäft kletterte das EBITDA hier um 19 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro.