Einzelhändler in St. Tönis: Protestschrei mit schwarzer Folie
Einzelhändler in St. Tönis über die Folgen des Onlinehandels.
St. Tönis. Mit einer provokanten Aktion hat der Werbering St. Tönis (Stadt Tönisvorst, Kreis Viersen) am Wochenende auf das Kaufverhalten und den „Beratungsklau“ vieler Verbraucher reagiert.
In der gesamten Innenstadt klebten Einzelhändler die Schaufenster von 50 Geschäften mit insgesamt 500 Quadratmeter schwarzer Folie ab und machten den Ortskern damit zur Geisterstadt. „So würde es hier ohne das bunte Angebot des Einzelhandels aussehen“, sagt Werbering-Vorsitzender Stefan Robben deutlich.
Der Herrenausstatter erlebe es immer wieder, dass Kunden bei ihm Kleidung anprobierten und sich beraten ließen, dann aber im Internet kauften. „Die schwarzen Fenster sollen zeigen, dass das Kaufverhalten des Einzelnen entscheidet“, sagt Robben.
Gerade Buchläden, Reisebüros und Elektronikfachgeschäfte hielten dem Preisdruck oft nicht mehr stand, obwohl das Plus an Beratung und Service für den Einzelhandel spreche. „Die Gefahr, dass Innenstädte ausbluten, ist sehr real. Doch ohne Apotheke oder Fachgeschäft gibt es weder Notdienste, noch Service vor Ort“, so der Werbering-Chef weiter.
Bei der Kundschaft stießen die verdunkelten Schaufensterscheiben auf geteiltes Echo. Während einige die Kaufleute beglückwünschten, sahen andere schwarz und gaben zu bedenken, der Werbering solle sich positiver präsentieren. In der Geschäftswelt war das Interesse an der Aktion groß, wie Robben berichtet: „Händler aus Jülich, Recklinghausen und Schwerte haben mich angerufen, weil sie Ähnliches planen.“