Elektroauto fährt Weltrekord
Deutsche Technik: Erstmals fährt ein alltagstauglicher Wagen 600 Kilometer, ohne an die Steckdose zu müssen.
Berlin. Nur ein Hupen ist zu hören, als das Auto mit dem Kennzeichen B-MB-6331 in den Hof des Wirtschaftsministeriums einbiegt. Nach 626 Kilometern von München nach Berlin hat die Batterie des gelb-lilafarbenen Elektroautos noch 18 Prozent Leistung. "Jetzt müssen wir aber dringend mal aufladen", sagt Fahrer Mirko Hannemann, der als Chef des Unternehmens DBM mit 50 Mitarbeitern die Batterie entwickelt hat.
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle spricht von einem "Durchbruch" für das Elektroauto. Noch nie hat ein alltagstaugliches E-Auto so eine lange Strecke ohne Aufladen bewältigt. Vier Leute können in dem umgebauten Audi A2 sitzen, der Kofferraum ist voll beladbar und bei der Fahrt von München nach Berlin musste auch nicht auf Annehmlichkeiten wie eine Sitzheizung verzichtet werden. Im Schnitt 90 Kilometer pro Stunde fuhr der Wagen.
Das junge Unternehmen DBM hat seit einem Jahr an der Batterie auf Lithium-Metall-Polymer-Basis gearbeitet. Anleihen wurden auch beim Gabelstapler gemacht, "der seit hundert Jahren elektrisch fährt", wie Firmenchef Hannemann sagt. Seit sechs Wochen wurde zuletzt fast rund um die Uhr geschuftet.
Hannemann sagt, kaum jemand habe an sie geglaubt, deshalb ist der 27-Jährige erleichtert, dass die Fahrt tatsächlich geklappt hat. Zusammen mit dem Partner lekker Energie will DBM nun die Technik verfeinern. Der Geschäftsführer des Stromanbieters lekker Energie, Thomas Mecke, kündigt an, dass man auch auf die Großen aus der Autoindustrie hoffe: "Die Forschung ist abgeschlossen, jetzt geht das Verkaufen los." 15000 Zellen werden derzeit pro Tag produziert. "Wir wollen keine Autos bauen, sondern nur die Energielösungen liefern", so Mecke.
Doch auch der Weltrekord kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es an vielen Stellen hakt. Elektroautos dürften nur dann eine Chance haben, wenn sie dauerhaft hunderte Kilometer ohne langes Laden fahren können. "Nur um in Berlin ein bisschen rumzufahren, wird als Anreiz nicht reichen", heißt es aus der Autobranche.
DBM-Chef Hannemann erklärt, die Batterie des "lekker mobils" brauche vier Stunden zum Aufladen - wegen des veralteten deutschen Stromnetzes, sonst sei das auch in ein paar Minuten möglich. Bis zu 500000 Kilometer schaffe die Batterie. Sie wiegt etwa 100 Kilogramm, insgesamt kann der Wagen ein Gesamtgewicht mit Insassen von bis zu 1600 Kilogramm haben.