Elektroautos sind Ladenhüter

Die Hersteller erwarten von der Politik mehr Unterstützung. 2014 kommen 14 E-Modelle auf den Markt.

Berlin. Draußen stand die Autozukunft, die Teilnehmer durften sie ausprobieren. Die Typenbezeichnungen sind so gewöhnungsbedürftig wie das futuristische Aussehen. „e-up“, „e-tron“ oder „i3“. Die deutsche Industrie bringt bis zum nächsten Jahr 14 Elektroauto-Modelle auf den Markt und investiert insgesamt 17 Milliarden Euro. Nur gibt es derzeit dafür kaum Käufer. Darum ging es am Montag im Berliner Kongresszentrum: Um die Rettung der elektromobilen Pläne von Industrie und Bundesregierung.

2010 wurde die „Nationale Plattform Elektromobilität“ von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ins Leben gerufen, 2011 ein ehrgeiziges Regierungsprogramm formuliert. Ziel: Bis 2020 sollen eine Million Elektroautos auf hiesigen Straßen fahren. Deutschland soll „weltweiter Leitmarkt“ und „Leitanbieter“ werden.

Doch drei Jahre später rollen nur etwa 8000 E-Autos auf deutschen Straßen, meist in Car-Sharing-Flotten oder im Rahmen von Versuchsprojekten. Er nenne den prozentualen Anteil lieber nicht, witzelte Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). „Obwohl ich mich als Vorsitzender einer kleinen Partei mit niedrigen Prozentzahlen auskenne.“ Es sind gerade mal 0,02 Prozent. Merkel sagte, das Ziel sei nach wie vor erreichbar, „aber sehr sensitiv“. Für die deutsche Automobilindustrie hänge von dieser Technologie sehr viel ab. Merkel verteidigte die Entscheidung der Bundesregierung, keine finanziellen Kaufanreize zu geben. Die Regierung fördere die Forschung mit einer Milliarde Euro.

Während Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) es mit einer Durchhalterede versuchte („Wenn das Angebot da ist, wird sich die Nachfrage auch einstellen“), wies Daimler-Chef Dieter Zetsche unumwunden auf die Probleme hin. Angesichts ihrer hohen Preise und der immer noch geringen Reichweite der Batterien genügten die E-Autos noch nicht allen Anforderungen. „Die Skepsis der Kunden ist hartnäckig“, sagte der Manager und empfahl, die Car-Sharing-Flotten massiv mit E-Autos auszustatten. Denn, wer einmal damit gefahren sei, sei begeistert.

Wie beim Fuchs, dem die Trauben zu hoch hängen, gab es bei der Veranstaltung allerdings auch erste Relativierungen des ursprünglichen Ziels. Wenn die Zahl von einer Million Autos ein Jahr später erreicht werde, sei das „auch kein Beinbruch“, meinte etwa der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, Matthias Wissmann. Wichtig sei, dass die Rahmenbedingungen jetzt geschaffen würden. Doch auch daran hapert es. So können sich Deutschland und Frankreich nicht auf gemeinsame Stecker-Standards einigen. Auch die geplanten Anreize für künftige Nutzer kommen nicht recht voran.