Ende der Traumgewinne: Ölmultis spüren Schuldenkrise

Irving/London/Stavanger (dpa) - Die Ölmultis müssen sich von ihren Traumgewinnen verabschieden. Die unsichere Wirtschaftslage mit europäischer Schuldenkrise und mauer US-Konjunktur drückt auf die Preise.

Das bekam besonders der niederländisch-britische Shell-Konzern zu spüren. Der Gewinn im zweiten Quartal sackte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 53 Prozent auf 4,1 Milliarden Dollar ab (3,3 Mrd Euro), wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Die Aktie gab nach.

Nicht ganz so drastisch sieht die Lage bei der norwegischen Statoil aus, einem der größten deutschen Gaslieferanten. Weil das Unternehmen seine Förderung um ein Drittel nach oben schraubte, fiel der Gewinnrückgang mit 2 Prozent moderat aus. Statoil verdiente unterm Strich 26,6 Milliarden Kronen (3,6 Mrd Euro). Norwegen deckt 27 Prozent des deutschen Erdgasbedarfs und ist der zweitwichtigste Lieferant nach Russland.

Auch der weltgrößte Ölkonzern ExxonMobile spürte die schwächeren Preise und litt unter einer gesunkenen Produktion. Allerdings päppelten die Texaner ihr Ergebnis mit Anteilsverkäufen auf, sodass unterm Strich ein Gewinn von 15,9 Milliarden Dollar (12,9 Mrd Euro) herauskam. Das sind anderthalb Mal soviel wie im Vorjahreszeitraum. Ohne diese Sondereinnahmen verdiente der Konzern mit 8,4 Milliarden Dollar deutlich weniger. Exxon-Chef Rex Tillerson sprach am Donnerstag von „globalen wirtschaftlichen Unsicherheiten“.

Zu ExxonMobil gehören auch die 1100 deutschen Esso-Tankstellen. Nach Informationen der Finanznachrichten-Agentur Bloomberg vom Monatsbeginn erwägt der Ölmulti allerdings den Verkauf. Die Rede war von mehreren Interessenten, von denen einige aus Russland beziehungsweise Osteuropa stammen sollen. Gerechnet wird mit einem Verkaufspreis von 1 Milliarde Euro.

Damit würde der Trend in der Branche anhalten, dass das Fördergeschäft von den Raffinerien und Tankstellen getrennt wird. Diesen Schritt hat der US-Konzern ConocoPhillips bereits vollzogen, indem er das sogenannte Downstream-Geschäft als Phillips 66 an die Börse brachte. Dadurch fiel im zweiten Quartal allerdings der Gewinn des verbliebenen Konzerns um ein Drittel auf 2,3 Milliarden Dollar. Unter Downstream versteht man die Weiterverarbeitung des Rohöls und den Vertrieb. Die Förderung heißt Upstream.