Experten: 2,87 Millionen Arbeitslose im Juli

Nürnberg (dpa) - Der leichte Abwärtstrend auf dem deutschen Arbeitsmarkt hat sich nach Experteneinschätzung zum Sommerauftakt weiter fortgesetzt. Gründe dafür seien neben der schwächeren Konjunktur auch die Verunsicherung vieler Unternehmen über die Euro-Schuldenkrise.

Das berichteten Volkswirte deutscher Großbanken am Donnerstag in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Dadurch sei die Arbeitslosigkeit im Juli etwas stärker gestiegen als zum Ferienbeginn sonst üblich.

Nach Berechnungen der Experten waren im Juli 2,87 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit, das wären rund 65 000 mehr als im Juni, aber knapp 70 000 weniger als vor einem Jahr. Die offiziellen Arbeitslosenzahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) am kommenden Dienstag (31. Juli) bekanntgeben.

Ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Juli ist nichts Ungewöhnliches. Zum einen beenden im Juli viele junge Leute ihre Ausbildung, ohne gleich eine neue Stelle zu finden; zum anderen verschieben viele Unternehmen die Einstellung neuer Mitarbeiter bis zum Ende der Werksferien. Aber auch ohne diese jahreszeitlichen Effekte wäre die Zahl der Erwerbslosen im Juli nach Experteneinschätzung zwischen 5000 und 15 000 gestiegen. Solche Anstiege weisen in der Regel auf einen sich abschwächenden Einfluss der Konjunktur hin.

Mittelfristig beurteilen die meisten von dpa befragten Bankenvolkswirte die Lage am deutschen Arbeitsmarkt vorsichtig optimistisch: In der aktuell leichten Abschwächung des fast drei Jahre dauernden Job-Booms sehen sie lediglich eine „Delle“; schon am Jahresende könnte der Arbeitsmarkt wieder in Schwung kommen. „Bei vielen Unternehmen herrscht einfach Unsicherheit über die weitere Konjunkturentwicklung“, hat Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld beobachtet. „In einem solchen ökonomischen Umfeld wäre es ökonomisch unvernünftig, Arbeitskräfte in großem Stil einzustellen.“

Für Volkswirt Heiko Peters von der Deutschen Bank hängt die Tiefe der sich derzeit abzeichnenden Arbeitsmarkt-Delle vor allem davon ab, wie sich die Exporte der deutschen Industrie in den kommenden Monaten entwickeln werden. Für das dritte und vierte Quartal rechnet er auf jeden Fall mit einer weiteren Anschwächung von Konjunktur und Arbeitsmarkt. HypoVereinsbank-Volkswirt Alexander Koch geht zudem davon aus, dass die endgültige Pleite der Drogeriemarktkette Schlecker auch in den kommenden Monaten noch den Arbeitsmarkt belasten wird. Gegen Jahresende dürfte sich Lage aber wieder verbessern.