Eon bekommt billiges Gas

Ob die Verbraucher davon profitieren, ist nicht sicher. Die Gewinne sollen steigen.

Düsseldorf. Der mehr als zwei Jahre andauernde Streit über Preisanpassungen der Energieversorger bei den langfristigen Gasbezugsverträgen, der am Ende vor einem Schiedsgericht landete, ist beendet. Eon und Gazprom haben sich auf niedrigere Preise geeinigt.

Profitieren die Verbraucher von der Abmachung?

Die Gaskunden in Deutschland werden nach Einschätzung von Verbraucherschützern von den Abmachungen zwischen Eon und Gazprom über Preisnachlässe bei langfristigen Lieferverträgen zunächst nicht profitieren. Der Ferngaslieferant Eon Ruhrgas müsste die Vorteile aus der Vereinbarung sofort an seine Kunden weitergeben, also unter anderem an Stadtwerke und Regionalversorger, die im Endkundengeschäft tätig sind. Dazu wird die Eon-Tochter aber kaum bereit sein, da die Chancen gut stehen, wieder schwarze Zahlen zu erwirtschaften.

Auf dem Gasmarkt zeigen die Preise zudem seit einigen Monaten wieder nach oben. Vor allem in der Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise und den erlahmenden Wirtschaftsaktivitäten entstand ein Überangebot von Gas. Verbraucherschützer weisen aber darauf hin, dass in der Branche durch den günstigeren Einkauf von Eon der Wettbewerb angeheizt werden könnte und der Druck auf die Preise wieder steigt.

Warum waren für Eon die Preisverhandlungen so wichtig?

Der deutsche Strom- und Gasriese war durch den Preisverfall auf den Gasmärkten in erhebliche Schwierigkeiten geraten. Bei seinen langfristigen Bezugsverträgen waren feste, an die Entwicklung der Ölpreise orientierte Preise vereinbart worden. Die waren nicht mehr wettbewerbsfähig. Mit jedem Kubikmeter verkauften Gas verlor Eon Geld. In 2011 hatte die Sparte 700 Millionen Euro verloren. Die Preisnachlässe sollen das Halbjahresergebnis des Konzerns um eine Milliarde Euro verbessern.

Welche Unternehmen haben sich bisher mit Gazprom geeinigt?

Vielen europäischen Versorgern machen die starren Gaslieferverträge mit den Russen zu schaffen. Beim Eon-Wettbewerber RWE gibt es bis dato noch keine Lösung. Zwar geht das Unternehmen davon aus, die Verhandlungen spätestens im kommenden Jahr abzuschließen. Bisher liegen aber „die Vorstellungen noch nicht beieinander“, wie RWE-Vorstandsmitglied Rolf Martin Schmitz in der vergangenen Woche sagte.

RWE schrieb in der Geschäftssparte 2011 einen Verlust von 800 Millionen Euro und befürchtete zuletzt, in diesem Jahr könnte das Ergebnis noch schlechter ausfallen. Demgegenüber hatte sich Gazprom-Vizevorstandschef Alexander Medwedew jedoch vor einigen Tagen zuvor optimistisch gezeigt, auch mit RWE kurzfristig zu einer Lösung zu kommen.