ERDBEBEN: Katastrophe in Japan erfasst Devisen- und Rentenmärkte

TOKIO/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Erdbeben-Katastrophe in Japan und die Gefahreines atomaren Super-GAUs hat am Dienstag die Devisen- und Rentenmärkte erfasst.Die allgemeine Unsicherheit führte zu hohen Zuflüssen in sichere Anlagen wiedeutsche und US-amerikanische Staatsanleihen.

Auch am Devisenmarkt setzte eineBewegung in "sichere Häfen" wie den US-Dollar und den Schweizer Franken ein. DerEuro wurde umgekehrt belastet. Der Yen hält sich gleichwohl auf hohem Niveau.Experten sehen aber mittelfristig ein deutliches Abwärtsrisiko für diejapanische Währung.

Hauptgrund für die Flucht in Sicherheit ist der drohende Ausweitung derAtom-Katastrophe in Japan. So spitzt sich die Lage in dem AtomkraftwerkFukushima immer weiter zu. Hinzu kommen ungünstige Wetterverhältnisse: Da derWind nun aus Richtung Norden kommt, könnte austretendes radioaktives Materialins Landesinnere und damit in die Millionen-Metropole Tokio gelangen.

"Die Katastrophe historischen Ausmaßes in Japan lässt das Tagesgeschäftverblassen", kommentierte die HSH Nordbank. Die Börse in Tokio reagierte auf dieneuen Hiobsbotschaften mit einem Kurssturz von über zehn Prozent. Als sichergeltende Anlagen wie deutsche Staatsanleihen profitierten im Gegenzug stark: Derrichtungsweisende Euro-Bund-Future legte im Vormittagshandelkräftig um 0,65 Prozent auf 122,99 Punkte zu. Zeitweise war der Future sogarnoch stärker auf über 123 Punkte gestiegen.

Am Devisenmarkt zeigte sich ein ähnliches Bild: Der Dollar als weltweiteReservewährung legte zu vielen Währungen spürbar zu, während der Euro zum Dollarzeitweise um über einen Cent nachgab. Auch der Schweizer Franken wurde an denMärkten verstärkt gesucht. Der Yen wurde durch die drohende Atom-Katastropheindes kaum in Mitleidenschaft gezogen. Experten erklären dies damit, dass vieleprivate wie institutionelle Investoren wegen der großen Schäden in Japanausländische Forderungen zurückrufen dürften, was den Yen stützt.

Mittelfristig sehen Experten allerdings deutliche Abwärtsrisiken für denYen, nicht nur wegen der unkalkulierbaren Folgen eines Super-GAUs. So verweistdie Commerzbank auf die Geldpolitik der japanischen Notenbank, die ihregeldpolitischen Zügel wegen der Katastrophe immer weiter lockert. Mittelfristigdürfte dies die Teuerung anheizen und damit den Yen belasten. Darüber hinauswird sich die Schuldensituation Japans wegen der Krisenbekämpfung wohl weiterverschlechtern. Japan zählt mit einem Schuldenstand von über 200 Prozent derWirtschaftsleistung bereits jetzt zu den höchst verschuldeten Ländern derWelt.