Ermittlungen: Razzia bei Kaffee-Röstern – Wurden Preise manipuliert?

Das Bundeskartellamt hat kistenweise Unterlagen beschlagnahmt. Den Firmen drohen saftige Geldstrafen.

Bonn. Haben die deutschen Verbraucher jahrelang zu viel für ihren Kaffee bezahlt? Das Bundeskartellamt hat wegen des Verdachts auf illegale Preisabsprachen bundesweit Razzien bei Kaffee-Röstern durchgeführt, darunter auch bei den Branchengrößen Tchibo, Melitta und Dallmayr. Beamte des Kartellamtes beschlagnahmten kistenweise Unterlagen.

Die Ermittlungen richteten sich gegen mehrere Hersteller von Röstkaffee, erläuterte Kartellamts-Sprecherin Silke Kaul. Es gebe den Verdacht, dass es "seit mindestens 2004" zu Absprachen über Preise gekommen sein könnte.

Das Kartellamt werde mit solchen Untersuchungen vor Ort nur dann tätig, wenn es bereits einen konkreten Verdacht gebe, hieß es. Bei illegalen Preisabsprachen drohen saftige Geldstrafen. Diese können bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes betragen.

Es ist das erste Mal, dass die Kaffee-Branche ins Visier der Wettbewerbshüter gerückt ist. Das trifft die Verbraucher in Deutschland um so härter, schließlich ist Kaffee hierzulande das beliebtestes Getränk noch vor Mineralwasser oder Bier. Jeder Deutsche trinkt durchschnittlich 146 Liter Kaffee pro Jahr.

Eine Sprecherin von Alois Dallmayr bestätigte die Razzia: "Wir kooperieren mit den Behörden." Zu den Vorwürfen wollte sie keine Stellungnahme abgeben. Kaffee sei für die Kunden allerdings "nach wie vor sehr günstig", sagte sie.

Es habe im Prinzip keine Inflation in diesem Segment in den vergangenen zehn Jahren gegeben. Von Tchibo hieß es, man habe alle Fragen beantwortet und kooperiere voll mit dem Kartellamt.

Den Kaffee-Röstern machen Mengenrückgänge, Preisschlachten und Kostensteigerungen zu schaffen, berichtete die "Lebensmittel-Zeitung". "Kampfpreise für Filterkaffee ziehen sich wie ein roter Faden durch die deutsche Handelslandschaft." Eine Entspannung an der Preisfront sei nicht in Sicht.

Das Flaggschiff von Kraft Foods, Jacobs Krönung, habe deutlich zweistellige Mengeneinbußen hinnehmen müssen. Ein Pfund Kaffee kostet derzeit im Schnitt 3,86 Euro.