Erstes Gas durch Ostsee-Pipeline in Deutschland

Moskau/Lubmin (dpa) - Das erste russische Erdgas aus der Ostsee-Pipeline hat Deutschland erreicht. Dieses „technische Gas“, das für ausreichenden Druck nötig ist, sei am Samstag bei Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) messbar gewesen - vier Tage nach der Öffnung der russischen Ventile.

Das bestätigte der Sprecher des Betreiberkonsortiums Nord Stream, Steffen Ebert, am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. Das erste nutzbare Gas soll im Herbst - pünktlich zur Heizperiode - durch das 1224 Kilometer lange Rohr fließen. Das hatte Regierungschef Wladimir Putin bei der Öffnung der Ventile am vergangenen Dienstag angekündigt.

„Zwischen 4.00 Uhr und 5.00 Uhr morgens war es da“, sagte Ebert. Mit dem technischen Gas werde der Stickstoff aus der Röhre geblasen, damit sich der nötige Betriebsdruck von mindestens 70 Bar aufbauen könne. „Dieser Prozess wird rund einen Monat dauern.“ Zur Einweihung von Nord Stream, das als größtes Energieprojekt Europas gilt, werden im November Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Kremlchef Dmitri Medwedew erwartet. Dann soll in Lubmin der Gashahn zur inzwischen fertiggestellten OPAL-Leitung des Energiekonzerns Wingas geöffnet werden. Über die 470 Kilometer lange Festlandsleitung wird das Gas Richtung Süden zu einem Energieknotenpunkt an der tschechischen Grenze transportiert.

Mit der Ostsee-Pipeline kann Russland erstmals unter Umgehung aller Transitländer Erdgas nach Westen pumpen. Deutschland und die EU versprechen sich von der Leitung durch die Ostsee mehr Energiesicherheit. Russland will am wachsenden Energiehunger der EU kräftig verdienen, besonders nach dem von der Bundesregierung beschlossenen Aus für die Atomkraft.

Der russische Energieriese und Mehrheitseigner der Nord Stream AG, Gazprom, hat nach Nord Stream-Angaben inzwischen langfristige Gaslieferverträge über jährlich rund 23 Milliarden Kubikmeter - und damit nahezu über die Gesamtkapazität des ersten Leitungsstranges - mit den Energieunternehmen Dong Energy (Dänemark), Eon Ruhrgas, Wingas, GDF Suez (Frankreich) sowie der britischen Gazprom abgeschlossen.

Die Bauarbeiten für die insgesamt 7,4 Milliarden Euro teure Erdgastrasse hatten vor anderthalb Jahren begonnen. Im Herbst 2012 soll ein zweiter Leitungsstrang der Ostsee-Pipeline in Betrieb gehen, von dem bereits rund 660 Kilometer und damit 54 Prozent verlegt wurden, wie Ebert sagte. Beide Pipeline-Stränge zusammen können jährlich 55 Milliarden Kubikmeter nach Deutschland transportieren - eine Menge, mit der rund 26 Millionen europäische Haushalte mit Gas versorgt werden könnten.